3.2. Jaenun

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3.2. Jaenun


Sie erreichten den Bahnhof wie es zu erwarten gewesen war noch ohne Zwischenfälle, doch das war auch das Ende ihrer problemlosen Reise denn an den Schienen stellte sich heraus, dass keine Züge mehr fahren würden. Die tropischen Unwetter der letzten Tage hatten die Strecke für den Betrieb unbrauchbar gemacht und somit mussten sich hunderte wartende Passagiere zu Fuß auf den Weg zu ihren Bestimmungszielen machen. Den Wanderpriestern machte das offensichtlich nichts aus, selbst die Ältesten unter ihnen schienen sich über die Bewegung zu freuen, doch die vier Freunde hatten die Sorge, dass ihre Mission dadurch aufgehalten werden würde. Die Reise zur Hauptstadt würde nun nicht nur länger sondern auch viel gefährlicher.

>Schafft ihr es einen Überfall abzuwehren, wenn einer passiert?< fragte Gnaeo den Jae und den Sasanlier, während sich die restlichen Mitglieder ihrer Gruppe um die Besorgung von mehr Proviant kümmerten. Beide Burschen schüttelten überzeugt den Kopf, was den T zum Seufzen brachte >In Ordnung, sollte etwas passieren, übernehmen Chori und ich das. Ihr lauft zu den Priestern und haltet sie davon ab in Panik zu geraten! Und wenn es hart auf hart kommt, dann gibt es nur eine Meisterregel, die ihr euch merken müsst! 'Stich 'em ins Aug'! Das hilft immer.<
>Kann ich mir vorstellen.< kommentierte Jaenun bleich wie eine Kalkwand und schwer schluckend, während Lehni neben ihm, bei dem Gedanken fast ohnmächtig wurde.

>Außerdem will ich, dass ihr bei jeder Gelegenheit mit mir trainiert! In jeder Pause werdet ihr Schwerter schwingen, habt ihr verstanden?<
Die beiden nickten geschlagen wirkend, während Gnaeo grinste >Mit meinem Training werden wir das schon hinbekommen. Bei uns in Carot kämpfen sogar schon die Kinder, da werdet ihr das auch schaffe!<


Chori stimmte diesem Plan schließlich zu und sie marschierten gemeinsam aus der Stadt in den dichten Dschungel, der wie in Ahnahn die Städte und Dörfer des Landes zu verschlucken drohte. Während Gnaeo beim Gehen und während seiner Spähflüge, seine Axt lässig über die Schulter liegen ließ und der ganzen Sache eher entspannt gegenüber stand, band sich Chori ihre langen, schwarz welligen Haare zurück um besser sehen zu können und hielt ihren Bogen immer bereit >Das wird schon!< verkündete auch sie und versuchte die Situation gefasst zu nehmen >Ich bin ein guter Schütze und vor allem schnell!<


Der dichte Dschungel machte das Vorankommen noch schwieriger als sie erwartet hatten und vor allem das undruchlässige Blätterdach, machte es für Gnaeo und Lehni, die sich damit abwechselten über ihnen zu kreisen und nach Bedrohungen Ausschau zu halten, recht schwierig auch zu sehen, was unter ihnen vor sich ging. Als Bewaffnung hatte Jaenun nur eine Machete bekommen, mit der er ihnen einen Weg durch das Unterholz frei schlug, um besonders den Älteren Mitgliedern der Wanderpriester Gemeinschaft das Gehen zu erleichtern, wofür sich die Geistlichen auch stets bedankten. Sie redeten überhaupt sehr viel, über dies und das, als würden sie Angst haben, ihr angesammeltes und enormes Wissen nicht rechtzeitig loswerden zu können, bevor sie verstarben und vielleicht stimmte das auch wirklich und man konnte beobachten, wie sich die Jüngeren Priester versuchten alles einzuprägen. Aber auch Jaenun und Chori hörten aufmerksam zu.

Gnaeo gefiel das nicht sonderlich, das lag zum einen daran, dass er meinte, alles so und so besser zu wissen, aber hauptsächlich sorgte ihn der Umstand, dass man die kleine Reisegruppe so auch wesentlich leichter aufstöbern konnte. Das war jedoch Jaenuns und Choris Meinung offensichtlich hinfällig, denn sie hielten sich stets etwas westlich einer weiteren, größeren Reisegruppe auf, von der sie hofften, dass sie ihnen zu Hilfe kommen würden, hätten Banditen sie als Ziel ausgesucht. Oder wäre es andersherum der Fall, dass Banditen die größere Gruppe im Osten attackierten, hofften sie, dass dieses Ereignis ihnen als Warnung dienen könnte und sie sich dadurch rechtzeitig in Sicherheit bringen würden. Natürlich war auch diese größere Gruppe viel lauter und so störte es Chori und Jaenun noch weniger, die Priester reden zu lassen.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt