Der Latrinenputzer Jaeartheon - 13.1. Artheon

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Sie reisten an der jentyponischen Grenze entlang, dem Melfasgebirge und dem Fluss folgend. Artheon hatte gedacht, dass sie mehr hören würden, so knapp an der Grenze, doch es war alles ruhig, nur das Rumpeln und Knarren des Wagen und die leisen Gespräche der Manengrunder, die sie begleiteten. Das alles war viel zu viel Gelegenheit um lange nachzudenken, um sich bewusst zu werden, wo er da gelandet war und dass er nicht mehr zurück konnte. Nicht die Aussicht auf Tod oder ein Misslingen ihrer Mission, nagte nun beharrlich an ihm, sondern die Angst nicht mehr nachhause zu können.

Es war tiefe Nacht, als sie die Wachobermeldestelle Aven-Umgebung erreichten und von dem langen Sitzen, ohne ihre Position zu verändern, tat ihnen alles weh. Von den Wachen auf die Beine gezogen zu werden und ihnen blind nachzulaufen war das schlimmste an der Sache. Yeon fiel sogar von dem Wagen, als sie Absteigen mussten, doch wurde so schnell wie möglich wieder aufgerichtet, schließlich musste der Weg freigemacht werden, um leere Kisten abzuladen und Güter zurück an die Grenze zu schaffen.

Sie wurden grob weiter geschoben, vorbei an den nervös machenden Geräuschen einer Kaserne. Adlerschreie und Pferdeschnauben, das Geräusch von Waffen die geschliffen wurden und das nie ersterben wollende Murmeln der manengrunder Soldaten im Hintergrund. Artheon wurde die Augenbinde erst abgenommen, als man ihn in ein Zelt gebracht und an den Trägermast gefesselt hatte. Nun erkannte er auch erschrocken, dass man ihn von Yeon getrennt hatte und er alleine in das Zelt gebracht worden war.

Das grelle Licht, das viel heller wirkte, nachdem er die Augen solange geschlossen gehalten hatte, ließ ihn sich verwundbar und gefährlich sichtbar fühlen und er schluckte hart, ein nervöser Reflex, von dem er gedacht hatte, ihn sich, nach seinen ersten Auftritten im Gerichtssaal, abgewöhnt zu haben. Er wusste, dass er kraftlos aussah, seine Beine schmerzten und konnten ihn nicht ordentlich aufrecht halten, er vertraute praktisch nur seinen eigenen Fesseln, die ihn davor bewahrten, vor den Wachen auf den Boden zu fallen.

Die Manengrunder im Zelt beachteten ihn kaum, sie redeten schnell und in einem dicken Akzent, sodass Artheon nicht viel ausmachen konnte, doch er verstand, dass der Kommandant der Meldestelle, wohl schon zu Bett gegangen war und die beiden Jae erst am Morgen verhören würde. Die Soldaten fanden es wohl auch unangenehm, Artheon die ganze Nacht lang anzustarren und so machten sie sich aus, draußen Wache zu halten. Seiner Bitte nach Wasser kamen sie nicht nach, doch sie löschten die Kerzen in dem Zelt, damit er schlafen konnte.

Er dachte, dass sich das Licht um ihn herum schlimm anfühlte, doch auch die Dunkelheit spendete keinen Trost. Der junge Anwalt fragte sich immer wieder, warum er sich darauf eingelassen hatte, doch dann dachte er an die Infanteristen, die bald in ihren Schützengräben um ihr Leben bangen mussten und so zwang er sich dazu, aufzuhören, sich selbst zu bemitleiden. Es wäre anders nicht besser gekommen.

Er hatte sogar etwas schlafen können und während dieser kurzen Zeit vergessen, wo er eigentlich war, doch als Artheon wieder aufwachte und die beigen Zeltwände vor sich sah, die durch die aufgehende Sonne von draußen leicht glühend wirkten, konnte er nicht mehr verleugnen, dass alles wahr war, was am Tag zuvor passiert gewesen war. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag und er schluckte abermals hart, bevor ein Zittern durch seine schmerzenden Arme und Beine ging. Er würde noch sehr lange hier bleiben müssen.

Die Zeltplanen wurden geöffnet, um ein wenig mehr Sauerstoff in den kleinen Raum zu lassen und die kalte Luft umspülte Artheon, was ihn nur noch nervöser machte. Drei reguläre Soldaten traten ein, gefolgt von einem Manengrunder, dessen pompöses Gewand, ihn eindeutig als einen Kommandeur auszeichnete. Die Wachen hatten ihre Hände demonstrativ auf den Griff ihrer Schwerter gelegt, nur einer trat vor und hatte einen Holzbecher in der Hand, mit Wasser darin, den er Artheon sichtbar vorführte. >Willst du etwas trinken?< fragte er und versuchte dabei deutlich zu sprechen, doch sein Akzent machte es trotzdem schwer ihn zu verstehen. Der junge Anwalt nickte schwach und vorsichtig, doch der Wasserträger verhielt sich korrekt, trat noch näher zu ihm und half ihm beim Trinken.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt