Die Belagerung Panareens - 31.1. Jaeho

6 2 0
                                    

Alle Fenster in der Festung waren weit aufgerissen und einige Diener liefen durch die Gänge und bemühten sich darum, feuchte Tücher zu verteilen oder vor den Fenstern aufzuhängen, doch all die Mühe war vergebens, in der hochsommerlichen Hitze von Panareen. Es regte sich kein Lüftchen von den Bergen im Westen und ihre Lebensader, der große Strom Alfa'Raviila, oder Alparabilee, wie ihn die Jae nannten, war schon seit einigen Wochen auf einem historischen Tiefstand gesunken. Nicht dass ein reißender Fluss ihre Gegner aufgehalten hätte, denn die Manengrunder flogen über jedes Hindernis am Boden so oder so hinweg. Doch es hätte die Situation bezüglich der bevorstehenden Belagerung doch entspannt.

Grimmig blickte Jaeho in den Becher vor ihm, der mit Wasser aus dem Fluss gefüllt war. Darin schwebten verdächtige Flankerl. Doch was ihn noch mehr beunruhigte, waren all die Personen in dem kleinen Kabinettraum der Festung. Darin befanden sich nämlich verdächtige Fürsten.

Von siebzehn Jaefürsten waren sechs bereits in benachbarte Königreiche geflüchtet. Von den verbliebenen elf waren drei tot, einer marschierte irgendwo in der nemuraqischen Wüste herum, verschollen ohne auch nur die geringste Nachricht zu versenden und ein anderer war auf einer Geheimmission in Camo unterwegs. Und ein dritter anderer eroberte gerade mit Daiv Delan zusammen die Neal Inseln zurück.

So, mit Jaeho selbst und Jaenun, blieben also nur noch fünf Fürsten im Land der Jae übrig. Das waren drei zu viel, wenn es nach Jaeho ging. Ihm war auch nicht klar, warum zum wieder holten mal, sein Rat ignoriert worden war und sich nun alle zusammen in Panareen trafen und wohl dort die gesamte Belagerung lang verbleiben würden. Jaenun hatte ihm erklärt, dass er sich um seine Sicherheit gekümmert hätte. Auch wenn die Unzufriedenheit unter den Fürsten extrem groß war und auch wenn deren Lösung für ihre Unsicherheit schon immer Gewalt gewesen war, fühlte sich der Vash nicht gefährdet. Chori war noch immer sein bester Schutz, hatte er erklärt, denn sollte ein anderer Fürst Vash werden, weil Jaenun umgebracht worden war, würde sie sofort aus dem Krieg aussteigen und das Land der Jae den Manengrundern überlassen. Das wüssten die anderen Fürsten.

Aber Jaenun war im Moment nur am Erklären. Er traf sich demütig mit den anderen Fürsten, mit den Vertretern des Militärs, mit den Bürgern der Stadt. Und alles was er sagte, klang gut, er hatte sich mittlerweile eine Ausdrucksweise angeeignet, die wesentlich zur Beruhigung aller beitrug, sonst hätte er sich nicht so lange als Vash gehalten. Er beruhigte mit Chori und der Macht Ahnahns, mit Jaeran und einem Ersatzheer aus Nemuraq, mit Jaetru und der Göttlichen des Blutes, mit Jaeho und seiner Erfahrung als Mitglied der Weißen Klingen, mit Panareen als größte Festung des Landes, mit den Sasanliern die Chori versprochen hatte zu schicken, mit Waffen aus Camo, Lebensmitteln aus Asofen und nun auch sauberem Wasser. Er erklärte den Anwesenden gerade irgend ein alchemistisches Verfahren, das durch mehrere Filtervorgänge, das Wasser trinkbar machen konnte. Jaeho hörte jedoch nicht so genau zu, also konnte er auch nicht wiedergeben, worum es sich dabei handelte. Er merkte erst auf, als er seinen Namen hörte und Jaenun eben den Versammelten Fürsten und Zivilvertretern erklärte, dass man dieses Verfahren aber erst anwenden müsste, wenn das Holz aufgebraucht war, das man gerade emsig auf Jaehos Geheiß hin, aus der Stadt entfernen ließ. Das Abkochen des Wassers war schließlich die einfachste Variante.

Wie praktisch. Es stimmte, dass Jaeho im Moment das alte Theater abtragen ließ, das zum größten Teil aus Holz bestand und auch Jaetrus neue Gartenanlage, die Holzdächer der alten Stadt und die Kaserne. Es war gefährlich all das Holz herum liegen zu lassen, denn die Brandbomben der Manengrunder würden es gierig als Geschenk ansehen. Es klang alles gut und schlüssig und beruhigend, was Jaenun da erklärte.

Doch Jaeho war sich sicher, dass Jaenun dieses Holz bereits auch den Schmieden für ihre Öfen versprochen gehabt hatte und den Zimmermeistern zum Ausbau der Verteidigungsgräben. Das war ein bisschen das Problem an Jaenuns schönen Erklärungen, denn Jaeho wusste, dass wer immer am Erklären, Beschwichtigen und Relativieren war, hatte keine Zeit dazu, die Wirklichkeit noch wahrzunehmen.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt