17.3. Findrick

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Aden hatte tatsächlich auf ihn gewartet, stolz und glücklich wie zuvor und der Anblick hatte Findrick das Herz gebrochen, doch genau wie er vorher bei Paitree seine Nervosität versteckt hatte, war auch dem Manengrunder nichts von seinen Schuldgefühlen aufgefallen. Zu zufrieden im Augenblick, um auf seine skeptischen Warnsignale zu hören, hatte Aden sich einfach gefreut Findrick ein wenig für sich zu haben.

Diese Hochstimmung nutzte Findrick. Einige Krümel getrockneter Schwarzdornblüten in den Tee des Jüngeren gestreut, war eine Aktion von Sekunden. Tatsächlich vollzog sich die Tat schneller, als sich Findrick überhaupt bewusst wurde.

Nun lag der junge Admiral neben ihm, schlief fest und würde durch die Blüten wohl erst wieder in mehreren Stunden erwachen, egal was auch passieren mochte und die ganze Szene wirkte auf Findirck wie ein seltsamer Traum. Er konnte kaum glauben, dass er tatsächlich damit begonnen hatte, solch einen Plan in die Tat umzusetzen, Aden so in den Rücken zu fallen.

Doch er war ein Wanderpriester, er war keinem König verpflichtet, keinem Land und keinem Andmiral dieser Welt. Nicht einmal allen der unzähligen Göttern war er geweiht, er folgte nur einem Gott und dessen Attribut war das Leben, also wollte Findrick Leben retten, wo auch immer er konnte.

Er strich dem Schlafenden vorsichtig durch die Haare und war noch einen Moment unschlüssig, ob er nun tatsächlich die Sicherheit von Aden Dennens Kammern verlassen sollte, um eine große Dummheit zu begehen, doch es gab auch kein Zurück mehr, also stand er auf, zog sich wieder an und trat in die Nacht hinaus.

Eingewickelt in einen langen Mantel, mit der Kapuze tief in sein Gesicht gezogen, huschte er den Weg entlang, bis zu dem Kriegsministerium, das gigantisch, doch ruhig die Straße dominierte und nicht mehr erleuchtet war. Ihm kam kaum jemand entgegen und die Gestalten, die seinen Weg kreuzten, beschäftigten sich mit ihren eigenen Angelegenheiten, wollten wohl auch nicht gesehen oder gefragt werden und so schaffte er es ohne Probleme, bis zu seinem Ziel. Er umrundete das Kriegsministerium, bis er zu dem Stiegenabgang, in den Keller des Gebäudes kam, an der Hinterseite des massiven Baus und dort auf den Portier des Gefangenentraktes traf.

>Mein Herr Findrick.< begrüßte dieser den Ankommenden und lächelte freundlich, der Manengrunder sah zwar ein wenig verdutzt aus, dass zu so später Stunde noch jemand kam, doch das süße Lächeln, das ihm der Besuch schenkte, ließ ihn sich entspannen. >Ich bin auf Wächtersekretär Sebens Wunsch hier. Im Morgengrauen soll einer der Gefangenen hingerichtet werden und ich soll denjenigen darauf vorbereiten. Er hat nach einem Priester verlangt und da Wächtersekretär Seben mir vertraut, schickte er mich.< es gab keinen Wächtersekretär Seben, Findrick hatte ihn sich gerade erst ausgedacht, doch er wusste, dass der Portier nicht nachfragen würde, um nicht inkompetent zu wirken. Schließlich galt es für die Wächter hier unten als angesehen, wenn man Kontakte zu den Entscheidungsträgern im Ministerium hatte. Also lächelte er nur und nickte, doch dann verzog er plötzlich das Gesicht >Moment, für morgen ist keine Hinrichtung angesetzt.< auch das wusste der Granhainer, doch das spielte in seine Geschichte hinein, er konnte seine Bemühungen demonstrieren und gleichzeitig in einer beiläufigen Bemerkung erwähnen, warum er so spät in der Nacht hier sein musste und das ganze nicht am Morgen tun konnte. >Oh, dann habe ich etwas verwechselt.< Findrick kratzte sich verlegen wirkend am Kopf und grinste entschuldigend den älteren Mann an. >Wann soll die denn sein?<

>In zwei Wochen ist die nächste, Herr Findrick, wenn ich mich recht erinnere.<

Der Granhainer nickte, sah kurz in die Luft, als würde er nachdenken und blickte dann den Portier wieder direkt an, sein Gesichtsausdruck spiegelte Unbehagen wieder >Bis dahin werde ich keine Zeit haben! So kurz vor der Invasion braucht mich Sir Dennen an seiner Seite.< es wirkte natürlich und Findrick war zufrieden damit.
Der ältere Mann schüttelte den Kopf und verfiel in ein sanftes Schluckauflachen >Tüchtig ist er allemal, der Herr Findrick. Na dann geh und bring dem armen Hund seinen Frieden. Ist ein Kriegsverweigerer, armer Bursche!<

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt