Unter ihnen dröhnte die Artillerie, über ihnen drohten die schweren Regenwolken von Ahnahn, die Aden auf keinen Fall vermisst hatte und seine Stimmung sank mit dem Luftdruck. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. In Nemuraq, als die kleine Kolonne, die ihn zurück an die Front begleiten sollte, eine dringend benötigte Pause gemacht hatte, war er noch ungeduldig und besorgt darüber gewesen, dass der Krieg ohne ihn zu ende gehen würde. Er war auf Nadeln gesessen und hatte seinen Soldaten abwesend dabei zugesehen, wie sie den kleinen Affen, die um den Brunnen herum streunten, Kunststücke beibrachten. Er hatte sich gefragt, wie viele dieser neuen Soldaten für seine Flotte bestimmt waren und wie weit sie noch zu reisen hatten, während ihm der Kommandeur der besetzten nemuraqischen Gebiete, von der ruhigen Lage in der Wüste berichtete. Das Manengrunderreich hatte nun sogar die Kontrolle über Wüstenrast übernommen und der Kommandant hatte mit seiner Strategie geprahlt. Wer den Zugang zum Wasser kontrollierte, hatte wohl auch die Macht über die Bevölkerung. Aden ließ dem Mann seinen langweiligen Strich Wüste. Er wollte eigentlich von Ahnahn aus, so schnell wie möglich, zu seinem nächsten Ziel. Minzka.
Doch all diese Gedanken waren nun im Nachhinein betrachtet, töricht gewesen.
Ihr Lotse hatte sie nicht zum Nirin Atah geführt, an dem Aden seine Flotte im Frühsommer zurück gelassen hatte, was den Admiral eigentlich begeistert hatte, schließlich war man anscheinend endlich dazu in der Lage gewesen, den Berg einzunehmen. Doch dann hatte das Chaos begonnen. Der Lotse hatte den Schwarm, mit mittlerweile etwas über hundert neuen oder genesenen Soldaten, weiter zum großen ahnahnischen See geführt.
Dort hatte Aden angenommen, dass sie einige Dörfer der Chorr eingenommen hatten, doch die Kolonne kreiste bereits seit zwei Stunden, um ein einziges Dorf und schaffte es nicht zu landen. Die Lituolier hatten anscheinend einen Ring um die kleine Siedlung gezogen und blockierten durch ihre Bolzenwerfer all die Wege, die der Lotse zuvor für das Dorf genutzt hatte. Bei jedem Versuch zu landen, verlor Aden Männer und Adler.
Er kannte diese Soldaten nicht, die hier schon bei ihrem ersten Einsatz starben und wusste nicht, warum sie gerade dieses Dorf für seine Flotte auserkoren hatten, doch es gefiel ihm ganz und gar nicht. Bei der Masse an Neulingen, die seiner Flotte nachgeschickt werden sollte, bedeutete das wohl, dass sich die Anzahl seiner erfahrenen Soldaten, während seiner Abwesenheit deutlich reduziert hatte und sie wohl bei dem Schwund an Ersatz, definitiv lange auf einem Tiefstand bleiben würde. Das war der nüchterne Teil seines Gehirns der diese Beobachtungen anstellte, der emotionale Teil, sprach jedoch eine dramatischere Sprache.
Und diese Sprache war voller Widersprüche. Eine vollständige Einkesselung des Dorfes und damit seiner Flotte, stellte eine bedeutende Gefahr dar und er wollte alles versuchen, um diesen Ring von außen zu durchbrechen. Er schwenkte also ein, mit dem Ziel, die Artillerie unter ihm auszuschalten. Ein großer Teil seiner Piloten folgte ihm, auch wenn er ihnen noch nicht als ihr neuer Admiral vorgestellt worden war, doch auch sie mussten bereits frustriert über den Stillstand sein. Und mit seinen neuen Männern hinter sich, spürte er das alte aufflackern von Tatendrang in seiner Brust, das er in Adlerhorsten vermisst hatte.
Mit einer Aufgabe vor den Augen und dem drängenden Gefühl, endlich etwas unternehmen zu können, um diese eingefahrene Situation zu verbessern, ließ sich all das Warten, die Hilflosigkeit und die Ungewissheit vertreiben, die ihn in seinem Genesungsprozess heimgesucht hatten. Er konnte sich auf eine Lösung nach der anderen konzentrieren und würde so schon bald in Minzka stehen. Unten im Dorf würden sie alle freudig aus den Häusern kommen und ihm zu seinem Befreiungsschlag beglückwünschen. >Aden-< würden sie sagen >Wir haben schon hoffnungsvoll auf dich gewartet.<
Findrick hatte nicht gewusst, was er da verurteilte. Aden gehörte hier her, mit seinen Männern hinter sich und einem Ziel vor Augen.
Meharitt kreiste dicht über dem Blätterdach und nun galt es, schnell die Bomben fallen zu lassen und wieder aus der Gefahrenzone zu tauchen. Wenn sie das entschlossen genug versuchten, würde wohl irgend eine Bombe treffen können und diese verdammte Artillerie ausschalten, auch wenn man bei der dichten Vegetation nichts sehen konnte. Das war der Plan und in den ersten Momenten sah das Unterfangen auch erfolgreich aus. Als Aden wieder hochzog und in das Grau des Himmels startete, sah er seine Männer um ihn herum herab stoßen und seinem Beispiel folgen.
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Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasyDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...