27.2. Aden

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Adens Reise nach Adlerhorsten war länger und Kräfte zehrender als erwartet verlaufen. Sie hatten die Nacht in Faonen verbringen müssen, das damals noch ruhig und demütig die manengrunder Herrschaft über sich ergehen hatte lassen, als hätten die Eroberer jegliches Leben und den Kampfgeist aus dem kleinen Fürstentum gesaugt. Doch etwas sagte Aden, dass sich die Jae noch nicht geschlagen gegeben hatten. Auf Faonen würde man aufpassen müssen.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter über die Grenze zum Manengrunderreich und in ein Lazarett in der Stadt Knoten, weit weg von irgendwelchen Fronten. Dort wurde Aden für elf Tage weiter versorgt, bis man seiner Bitte nachkam, ihn nach Adlerhorsten zu verlegen, auf das Gut seines Vaters.

Er kam in Adlerhorsten jedoch viel zu schnell an, viel zu unvorbereitet. Plötzlich war er wieder da, mit Meharitt zusammen und das Gelände lag ruhig und sorglos im Hochsommer des Manengrunderreichs, zu friedlich und damit in scharfem Kontrast zu all dem was er in den vergangenen Wochen erlebt hatte. Er fühlte sich dadurch auf seltsame Art noch kränker und schwächer, doch er ließ sich dennoch in sein Haus bringen und Essen geben. Findrick war nicht da, auch wenn der Priester von Adens Ankunft erfahren haben sollte und so aß er mit seinem Stubenmeister. >Wie geht es Jaeartheon?< fragte er fast beiläufig, obwohl es ihn brennend interessierte.
>Es ist sehr ruhig in seinem Zimmer. Fast gespenstisch manchmal. Der Junge hat wohl jede Hoffnung aufgegeben.<

Aden nickte und fühlte einen Stich der Enttäuschung >Aber er isst regelmäßig, ja? Er darf uns nicht zu schwach werden.<
Der Stubenmeister war erfreut eine positive Nachricht zu verkünden >Ja, Meister Findrick kümmert sich darum.<

Aden legte seinen Löffel beiseite >Das wäre dann alles Stubenmeister. Ich würde nun gerne in den Tempel gehen, doch die Ärzte in Knoten haben mir verboten aufzustehen.<
Der Angesprochene sprang auf die Beine und sah etwas hektisch aus >Selbstverständlich können wir für Euch eine Sänfte besorgen, Sir Aden. Gar kein Problem, Herr!<
Der Admiral zwang sich zu einem Lächeln und nickte leicht >Bitte etwas Dezentes.< Es war ihm sehr unangenehm, dass er darauf angewiesen war, getragen zu werden, es fühlte sich falsch für ihn an. Doch es ging beim besten Willen nicht anders, der Tempel war weit und normalerweise flog man dort hin, also waren die Straßen nicht gut gepflastert und es wäre ihm unmöglich mit seinen Verletzungen voran zu kommen. >Schickt Findrick nach, sollte er in der Zwischenzeit wieder zurück kommen und versorgt Meharitt in seinem Stall.<

Der Stubenmeister verbeugte sich und verschwand in den Raum der Bediensteten, aus dem nur einige Augenblicke später vier junge Diener traten, die sich vor Aden verbeugten und sich dann aufmachten eine Sänfte zu besorgen. Der junge Admiral spielte mit seinem Löffel, während er auf ihre Rückkehr wartete und hoffte, dass Findrick vielleicht auftauchen würde. Doch er blieb alleine, bis sein Transport organisiert wurde. Es blieb die gesamte Reise zum Tempel für ihn unangenehm, doch er musste sich damit abfinden bis vor die hölzernen Figuren der Götter getragen zu werden, erst dort ließen ihm seine Diener ein wenig Freiraum und warteten am Eingang, bis er sie wieder rufen würde.

Er saß vor der Statue des Namensgebergottes und dachte lange nach. Er dachte an Saravo Leiq mit seinem breiten Lächeln und beißenden Witzen, an Yeree Korsa, der neben ihm gestorben war und an all die anderen jungen Soldaten, die er mit Namen gekannt hatte und die nun tot waren. Jetzt da er in Adlerhorsten war, würde er zu deren Familien pilgern müssen und als ihre Admiral den trauernden Angehörigkeiten von ihren großen Taten berichten. Auch er war einmal zutiefst geliebt worden, lang war es her, von einer Schwester, die vor zwölf Jahren verschwunden war. Auch er hatte sie geliebt, bis er den Göttlichen des Herzens aufgesucht hatte. Doch er vertiefte sich nicht zu sehr in diese Themen, denn eigentlich wollte er all diese Vorstellungen weit von sich schieben. Er trauerte eher oberflächlich.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt