Geleitet durch den Göttlichen des Herzen - 17.1. Findrick

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Es war zwar erst Nachmittag, aber für Findrick, hatten sich die Stunden von Sonnenaufgang bis jetzt, bereits zu einem mühsamen Arbeitstag entwickelt gehabt. Er seufzte leicht und müde, als er eine Akte von seiner Armbeuge, in die andere schob, um eine Hand frei zu bekommen und die Tür zu Adens Wohnung öffnen zu können. Es stand zwar ein Stubendiener stets vor der Eingangstür und würde sie ihm öffnen, so wie es seinem hohen Stand, als Gast des Hauses gebührte, doch mit dieser Tradition hatte er von Tag eins an bereits aufgeräumt. Ihm würde niemand dienen. Und er würde all seine Wege und Besorgungen in Folge auch selbst machen.

Dadurch wurde auch tragend, dass er jeden Tag die hundert schmalen und nicht gewarteten Stufen hinauf und hinunter gehen musste, bis er die hohe Turmwohnung von Aden erreicht hatte, was ihm jedoch langsam auf die Nerven ging. Doch er hatte den Adler, den der Admiral ihm angeboten hatte, natürlich abgelehnt, also war er genau genommen selber schuld. Er hielt jedoch an seinem Argument fest, ein Granhainer machte keine gute Figur auf einem Vogel und er war ein Wanderpriester, zu gehen war seine Berufung. Es ermüdete dennoch.


Als er es geschafft hatte in die Wohnung zu gelangen, kam ihm Aden überraschenderweise bereits entgegen, er strahlte, nahm seinem Adjutanten die Akten aus der Hand und umarmte ihn fest. Findrick blinzelte verdutzt und erwiderte die Umarmung dann zögerlich. Irgend etwas stimmte hier nicht. >Es hat alles nach Plan geklappt.< flüsterte ihm Aden grinsend ins Ohr und sah ihm dann direkt in das verwirrte Gesicht >Die Jae, ich habe sie auf frischer Tat ertappt!<


Dem Granhainer stand für einen Moment der Mund offen, bevor er sich wieder fing und die Augenbrauen zusammenziehend fragte, wie das passiert war. >Dieser Jaeyeon sollte doch heute Früh zurück geschickt werden, wenn du dich erinnerst?< Findrick nickte, das war ihm bekannt >Sie haben seine Reisekleidung untersucht, so wie ich es befohlen hatte. Und was haben sie dabei gefunden? Er hat sowohl die Pläne, die ich absichtlich auf ihrem Tisch zurück gelassen habe, in seine Kleidung eingenäht, als auch Aufzeichnungen, von Arty angefertigt, von denen nicht einmal ich geahnt hatte, dass sie diese anfertigen hatten können! Er ist ein Spion Fin, und ich habe es bewiesen!<

Adens Aufregung und Freude war schon fast süß anzusehen, er strahlte stolz und hielt den Granhainer noch immer fest in seinen Armen. Findrick verstand endlich und lächelte zögernd, doch dann breit, seine halbmondförmigen Augen drückten Bewunderung aus. >Was für ein Fang!< entfuhr es ihm, es war eine dumme Aussage, doch für mehr fehlten ihm die Worte.

Aden schien es nicht zu stören, er packte den Granhainer fester hob ihn in die Luft und drehte sich mit ihm eine Runde >Das Beste kommt erst noch!< murmelte Aden glücklich in Findricks Schultergürtel, bevor er seinen Adjuntanten wieder auf den Boden setzte >Bevor ich all das in die Wege geleitet habe, war ich beim König und habe Naranden versichern gehört, dass Operation Papierflieger ein voller Erfolg werden wird und unter seiner Leitung alles seine rechten Bahnen einschlägt. Du weißt schon, er wollte zumindest als Oberstabsoffizier etwas von Goradin Juvis Ruhm abstauben, wenn ich ihm schon seine direkte Beteiligung an dem Projekt weggenommen habe. Für ihn ist es ein Militärunternehmen und als Leiter von Goradin Juvis Zweig, meint er, der Urheber der ganzen Sache zu sein. Und nun habe ich bewiesen, dass er falsch lag, die Jae sind keine Bereicherung und die Verantwortung die er sich an den Hut gesteckt hat, wird ihn nun zu Boden ziehen!<

Aden wurde leiser und sein Lächeln breiter, bevor er Findrick zurück auf den Boden setzte und ihn glücklich küsste >Ich habe es bewiesen, den König praktisch gerettet, also habe ich in Sachen Geheimdienst auch ein Stein im Brett. Vielleicht bekomme ich auch in diesem Zweig eine Beförderung.< hauchte er gegen die Lippen des Granhainers und dieser lächelte ebenso breit wie der junge Admiral. >Unaufhaltsam scheinst du zu steigen. Bald wirst du die ganze Armee führen und konkurrenzlos allen überlegen sein.< er strich über Adens Wange und genoss den Ausdruck der Freude in dessen Gesicht.

>Das wäre etwas, oder? Vom Straßenjungen zum mächtigsten Mann des Manengrunderreichs. Eine Geschichte für einfältige Jungen wie mich.< kommentierte der Admiral und zuckte mit den Schultern. Er versuchte nonchalant zu wirken, doch seine gesamte Gestalt zeigte seine Aufregung.


Findrick lachte und küsste den Jüngeren zärtlich >Verdienen würdest du es. Stur genug warst du bis jetzt ja auch.< er löste sich von Aden und nahm die Akten wieder auf, die der Manengrunder achtlos auf den kleinen Tisch in der Eingangshalle geworfen hatte. >Was geschah nun mit den Jae?<


Der Admiral fuhr sich langsam durch die langen Haare und lächelte entspannt >Jaeyeon haben sie gleich abgeführt und in eine Zelle im Kriegsministerium gesteckt, noch bevor ich ihn in die Finger bekommen konnte, doch Arty ist in meiner Gewalt! Ich versuche nun auch für Gordian Juvi eine Beförderung zu erwirken. Vielleicht plaudert der Jae ja noch etwas aus, das mir dabei helfen kann.<


Findrick nickte >Und wie wird ihre Zukunft aussehen?<
>Spionage ist eines der höchsten Vergehen, also muss es auch die höchste Strafe bekommen. Doch das wird der König in den nächsten Tagen wohl noch offiziell entscheiden.<
Wieder nickte der Granhainer und wollte sich zum Gehen umdrehen, doch da hielt ihn Aden am Arm zurück >Willst du nicht heute Nacht mit mir feiern?<
Der Angesprochene lächelte bereit, doch zum feiern hatte er nach all diesen Informationen nicht die geringste Lust. Es durfte keine Minute verloren gehen, doch Aden durfte auch keinen Verdacht schöpfen. Er schüttelte den Kopf >Später. Ich muss diese Akten noch ergänzen und ins Kriegsministerium bringen.<

Aden schien die Vertröstung sportlich zu nehmen. Er hatte selbst noch einiges zu tun und zuckte deshalb mit den Schultern >Wenn es sich später ausgeht.< murmelte er, doch in seinen Augen war definitiv Hoffnung zu erkennen.

Vielleicht. Vielleicht würde das für Findrick in weiterer Folge auch noch nützlich sein, schließlich war Aden dadurch leicht abzulenken. Er nickte mit seinem atemberaubenden Lächeln auf den weichen Lippen und zwinkerte Aden zu, bevor er die Wohnung mit rasendem Herzen wieder verließ.

So hatte er Aden abschütteln können, er war vertröstet und Findrick konnte sich frei bewegen. Aus dem Zimmer wieder ausgebrochen, hatte der Junge erst einmal panisch überlegen müssen, was er tun sollte, er war in einer verzwickten Lage und Zeit war nichts, was er verschwenderisch verstreichen lassen konnte.

Es war noch nicht ansatzweise dunkel genug, um nicht entdeckt zu werden, also wählte er aus Ressourcen- und Zeitmangel einen seiner riskanten Plan. Doch er hatte keine andere Wahl, die Bedingungen sprachen für diesen verzweifelten Versuch, die Sache wieder richtig zu rücken.

Er hatte sich nicht weit von Adens Wohnhaus wegbewegen müssen, die Innenstadt beherbergte eine Vielzahl an Bordellen und das beliebteste, war das Frühlingserwachen, nur vier Straßen weiter. In diesem arbeitete Paitree, die Königin der Straße, dieser Umstand war stadtbekannt. Sie war die begehrteste Eskorte, die man in Adlerhorsten erwerben konnte, so schön und beliebt, dass sie sogar auf Hoffeste und Bälle eingeladen wurde und somit die perfekte Frau für dieses Vorhaben.

Er hatte an der Bar des Frühlingserwachens nach ihr fragen lassen und das doppelte des Angebotes ihres aktuellen Besuches zahlen müssen, damit sie überhaupt mit ihm sprach, doch das war ihm recht gewesen. Das Geld, das er ausgab, war so und so das von Aden.

Das Gespräch war nicht lange oder kompliziert gehalten worden, er war gleich zu seinem Punkt gekommen, hatte der schönen Frau noch mehr Geld und eine Liste mit Instruktionen gegeben, dann war er aufgebrochen, um die restlichen Besorgungen zu erledigen.

Natürlich war er nervös gewesen, sie hätte ihn verraten können, hätte fragen können, wofür sie diese Instruktionen ausführte und dann alles damit gefährden. Doch sie hatte verstanden, dass sie bei dieser Sache verschwiegen und schnell sein müsste und nicht zu viel darüber wissen sollte.

Es hätte nie soweit kommen sollen. Er hatte alles darum gegeben, die Dinge weiter heraus zu zögern. Doch eigentlich gab es keinen Grund dazu, überrascht zu sein. Ihr Schicksal hatte sich besiegelt, als Findrick, Aden Dennen zu dem Göttlichen des Herzens geführt und dieser die großen Ambitionen des Jungen, noch weiter entfacht hatte.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt