Der Nebel um den Nirin-Atah - 25.1. Chori

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Die Meinungen darüber gingen auseinander, ob Fürst Jaesore von Hamir nun, so wie die Chorr glaubten, dem Weg aller Sterblichen folgend, im Weltenfluss Yash'hari trieb, so wie es die Jae darstellten, vom Namensgebergott in das Reich der Toten Entalia gebracht worden war und dort wie eine verklingende Musiknote verschwand, oder wie sich die Mitglieder der Weißen Klingen erzählten, im ewigen Garten des Gottes des Lebens, zu dessen Füßen als Lilie ruhte. Doch fest stand, dass Jaeore der Schöne nicht mehr am Leben war.

Die Nachricht über des Fürsten Tod, hatte Jaenun und die anderen Verteidiger der Stadt Loreen, etwa vier Tage nach dem schrecklichen Ereignis erreicht. Ein sasanlisches Regiment hatte sich tatsächlich noch nach Hamir durch geschlagen und über den Zusammenbruch der Festung Merech erfahren. Sie hatten diese jedoch weder zurück erobern, noch der belagerten Stadt Hamir wirklich langanhaltende Hilfe leisten können und so war durch sie nur ein Hilferuf durch das Land getragen worden. Zu mehr waren sie nicht im Stande gewesen.

Chori hatte es sofort in Jaenuns Gedanken lesen können und sie alle hatten diese Nachricht erschüttert aufgenommen. Wie die Königin in den Bildern, die ihrem Verlobten im Kopf herum geisterten, sehen hatte können, war die Moral unter den Verteidigern Loreens mit einem Schlag rapide gesunken. Es hatte nie viel Hoffnung bestanden, doch nun da Jaesore von Hamir tot und die mächtige Mauer gefallen war, kippte die Stimmung zu tiefem Pessimismus. Schließlich war es unvorstellbar für die Jae, was sie ausrichten konnten, wenn selbst ihr Grenzwächter es nicht geschafft hatte, die Manengrunder aufzuhalten.

Natürlich war auch zwischen Jaenuns Beratern sofort Streit ausgebrochen und es herrschte große Unsicherheit, ob man sich zurückziehen, Loreen aufgeben, doch gesammelt der belagerten Stadt Hamir und der eingeschlossenen Armee zu Hilfe kommen sollte. Oder ob es besser war weiter in Loreen auszuhalten und zu verhindern, dass die Manengrunder es schafften, ihre Front im Nordosten zu begradigen und nun direkten Kontakt zwischen der Achse Manengrund, Hamir, Faonen, Loreen und Ahnahn zu haben. Das war wichtig, um die Feinde dazu zu zwingen, wenigstens einen Teil der Strecke durch die Wüste fliegen zu müssen und somit Männer und Adler zu ermüden. Diesem Umstand war es zu verdanken, dass die manengrundische Basis auf dem Nirin Atah bis jetzt noch nicht erfolgreich dabei gewesen war, Ahnahn großen Schanden zuzufügen.
Doch beide Optionen kamen mit bemerkenswerten Problemen für die Lituolier.

Obwohl sich Jaetru dagegen mit Händen und Füßen gewehrt hatte, waren Chori und Jaenun sich dann doch einig geworden, Loreen aufzugeben und lieber den Großteil ihrer Infanterie zu befreien und den Vormarsch der Manengrunder in Hamir zu stoppen.

Doch die Evakuierung von Loreen hatte sich auch ohne Jaetrus vehementem Protest zu einer emotionalen und gefährlichen Angelegenheit entwickelt. Die lituolische Armee hatte sich langsam und vorsichtig, in Elends langen Kolonnen und mitten in der Nacht aus der zerstörten Stadt zurück ziehen müssen. Dabei hatten sie weder zu lange brauchen dürfen, noch unvorsichtig werden, denn überall in dem feuchten Lorbeerblattwald, lauerten die Lager der Manengrunder. Fliehende Zivilisten hatten den Abzug zusätzlich erschwert und so waren sie natürlich nicht rechtzeitig entkommen und mussten sich von den ersten Strahlen der Sonne an, kämpfend zurückziehen.

Ein Rennen um Leben und Tot hatte damit begonnen, mit dem lituolischen Ziel über den Fluss zu gelangen und dort eine neue Frontlinie aufzubauen. Jaenun hatte die Strecke in einem gepanzerten Wagen zurück gelegt, der niedrig am Boden und fensterlos, bereits wie ein Sarg gewirkt hatte. Ein seltsam eng bevölkerter Sarg, denn man hatte auch Jaeho, für dessen Transport der Wagen eigentlich konstruiert worden war, Lehni, Jaemi und Jaetru noch mit hinein gequetscht. Durch die Anzahl an Leuten in diesem kleinen Gefährt, hatte der Wagen von vier Eseln gezogen werden müssen.

Doch die Überbevölkerung des Gefährts war auch notwendig gewesen. Jaetru war plötzlich, am Tag der Abreise, nach einem Wutausbruch schwer krank geworden, mit einem Leiden, das nicht einmal das Vashblut kurieren konnte. Er war unmöglich dazu in der Lage zu gehen und so war er zu Jaeho in den Wagen gesteckt worden. Um den Vash nicht zu gefährden, war er gleich mit hinein gezogen worden und Jaemi durfte als Fürstentochter ebenso wenig den Manengrundern in die Hände fallen. Sie hatte sich sogar die Haare kurz geschnitten, um weniger herauszustechen. Und zum Schluss hatte es niemanden mehr gewundert, dass auch Lehni nicht alleine heraußen bleiben hatte wollen und so waren sie zusammen im Stock finsteren Wagen, über unwegsames Gelände und unter der ständigen Angst vor Brandbomben, bis zur Grenze gefahren worden.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt