Operation Hornissenstich - 22.1. Chori

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Chori zerknüllte das Blatt Pergament und warf es Gnaeo als Bällchen wieder zu, der es mit einer Hand und einem selbstgefälligem Lächeln auffing.

>Welcher von denen war es denn?< fragte sie mit einer Langeweile in der Stimme, die vielleicht nicht ganz angebracht war. Gnaeo zuckte mit den Schultern und machte nun ein ebenso gelangweiltes Gesicht. Wenn Chori die Jaefürsten schon nicht auseinander halten konnte, dann würde der T das wohl noch weniger bewerkstelligen können. Es wurden auch immer mehr, die entweder ihr oder Gnaeo, bei jeder Gelegenheit irgend welche Briefe zusteckten, in denen Chori entweder dazu aufgefordert wurde, den jeweiligen Absender zu heiraten und ihn dadurch zum Vash zu machen, oder sie darum höflichst und mit blumigster Ausdrucksweise bat. Eine Antwort sparte sie sich, sie musste schließlich nicht höflich sein wenn irgend jemand versuchte, Ambitionen ihres Königreichs zu sabotieren, sowie ihre Verbindung mit Jaenun.

Mittlerweile hatte sich für sie so und so heraus kristallisiert, welcher dieser Jae vertrauenswürdig war und welchen sie nicht beachten musste. Alle deren Namen sie sich behalten hatte, wären einer Antwort würdig.

Sie band Bahara an einem Pflock im Stall fest, in den er beim besten Willen nicht hinein passte. Der lange Drachenschwanz peitschte unzufrieden bei der geöffneten Stalltür hinaus, weil sich der Sturkopf nicht zusammenrollen wollte, während der angebundene Kopf sich von einer Seite zur anderen wiegte, und eher düster amüsiert, die Pferde in ihren Boxen begutachtete, die sich vor dem gigantischen Reptil fürchteten. Panareen war einfach nicht für einen Drachenbesuch ausgerüstet, bemerkte Chori zum wiederholten male, als sie sich an Baharahs gigantischen Flügeln vorbei quetschen musste, um nach draußen zu gelangen. Doch es gab keine andere Möglichkeit für sie, um schneller in das Land der Jae zu reisen und die Dringlichkeit der Angelegenheit, hatte keine Verzögerung zugelassen.

Gnaeo hatte natürlich kein Reittier gebraucht um neben ihr her zu fliegen, doch seine eigene Magie dafür zu verwenden, kam genau so mit einem Preis. Seine sonst bleichen Wangen waren rot aufgepeitscht und der Wind hatte seine weißen Haare so sehr zerzaust, dass er aussah wie ein zerrupftes Huhn. Aus einem mitgebrachtem Beutel zog er nun gelassen, wenigstens seine Großadmiral-Jacke, damit er dem Anlass entsprechend zumindest zum Teil nach etwas aussah. Um seine Haare würde er sich wohl auch noch kümmern können, denn ihre Eile hatte sich anscheinend ausgezahlt, schließlich konnte Chori weder den Greifen Feuerspucker, noch Hurrikan irgendwo entdecken.

Draußen umhüllte Chori sofort der intensive Geruch von blühendem Thymian und Rosmarin, den sie bis jetzt nur in Panareen wahrnehmen hatte können. Durch das kleine Gebirge an seiner Westseite vom Meer abgeschirmt, blieb das Fürstentum über den Sommer hinweg recht trocken und heizte richtig auf, sodass nun die üblichen kleine Zauneidechsen über die Stiegen huschten, als sie Chori bei ihrem Sonnenbad störte. Die Königin vertraute auf deren flinke Reflexe, als sie weiter hinauf stieg und sich das große hölzerne Tor, mit der eingeschnitzten Spinne darauf, von den wenigen verbliebenen panareenischen Soldaten öffnen ließ.

Gnaeo schwebte ihr interessiert dreinschauend hinterher, doch sie ignorierte seine herausfordernden Blicke und trat mit erhobenem Haupt in den großen Innenhof der Festung. Dort wurde geschäftig an dem Garten von Fürst Jaetru gebaut. Arbeiter trugen Rundhölzer und Ziegeln, sie gruben Entwässerungsrinnen und verglichen Pläne. Ihre Anwesenheit fiel somit im ersten Moment überhaupt nicht auf und Chori hatte nicht viel Lust darauf, diese Tatsache zu ändern, doch nur einige Meter auf dem Weg zu dem Hauptgebäude der Festung hin, stachen der fliegende Gnaeo und sie als chorrische Schönheit, doch eindeutig aus dem Gewusel heraus und sie wurden sofort von einer Meute an Pagen umringt, die sich lauthals entschuldigten. Die Bitten um Vergebung waren noch immer nicht verklungen, als sie an den Stufen zum Hauptgebäude angekommen waren, doch Chori brachte Jaetrus Diener, mit einer Handbewegung endlich zum Schweigen, als sich das große Tor öffnete. Der panareenische Wachturm ragte über ihnen auf, als hätte er schon ungeduldig auf ihre Ankunft gewartet. Die großen leeren Fenster starrten sie fast vorwurfsvoll an und ließen sich eine Anschuldigung nicht nehmen: 'Was hast du bis jetzt zu der Verteidigung des Südens getan?'

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt