Herzensangelegenheiten - 27.1. Jaeho

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>Ich hasse dich nicht. Die Wahrheit ist, dass schon immer das Gegenteil der Fall war.<

Jaehos Verstand war einen Moment lang leerer als ein ausgetrockneter Brunnenschacht und ebenso unhilfreich. Erst eine plötzlich aufsteigende Panik brachte Gedanken und automatisch heraus sprudelnde Worte zum Vorschein >Jaenun sagt, dass du überleben wirst, also gibt es keinen Grund für große letzte Gesten. Du bist über den Berg, keine Sorge.<

Er war nicht bereit für solch ein Gespräch. Nicht jetzt und bestimmt nicht mit Jaetru. Eigentlich hatte er nur nach dem Wohlbefinden des Jüngeren sehen wollen. Es war wie Jaenun gesagt hatte, dem kleinen Kerl ging es langsam besser, seine mysteriöse Krankheit ließ in sanften Schritten von ihm ab. Auch wenn es immer wieder Tage mit Rückfällen gab, waren die Spitzen seiner Schmerzen und der Übelkeit, nicht mehr so stark gewesen, wie noch am Anfang. Trotzdem sah Jaetru noch schwer mitgenommen aus, seine Wangen waren eingefallen, die Haut blass und wie Papier, sein Haar matt und die Augen trüb. Dieses Mitleid mit dem armen Kerlchen, hatte Jaeho in das Zimmer getrieben, doch nun bereute er die Entscheidung zutiefst.

Jaetru ging nicht auf diese Rettungsleine ein, er hatte sich dazu entschieden, die Wahrheit auf dem Grund des Meeres zu suchen. Sein Blick war fest und das einzige an seinem Körper, das noch Kraft besaß >Wärst du nur so witzig wie du glaubst, dann gäbe es wenigstens eine Erklärung für meine Gefühle.<
Jaeho ließ die Schultern hängen und stellte den mitgebrachten Tee, mit zitternden Händen auf dem kleinen Beistelltisch ab. Dieses Thema so direkt anzusprechen, war gegen die Regeln und ihre jahrelange Konvention. >Vielleicht sollten wir mit diesem Gespräch noch warten, bis du wieder zu Kräften gekommen bist.< versuchte er sanft vorzuschlagen. Doch da Jaetru nun einmal Jaetru war, hielt sich dessen Kompromissbereitschaft in sehr engen Grenzen. Grenzen die anscheinend überschritten worden waren >Du versuchst dir Zeit zu erschleichen. Doch wir hätten darüber schon längst sprechen sollen. Eigentlich damals schon in Panareen, als wir die Nacht miteinander verbracht hatten.<

Schlechte Erinnerungen pressten sich ihren Weg zur Oberfläche frei. Und das Gefühl so in die Enge getrieben zu werden, ließ Jaeho sogar ein wenig Widerstand leisten >Du kannst nicht behaupten, dass du damals zu deinen Gefühlen ehrlich gewesen wärst. Selbst wenn wir darüber geredet hätten.< Damals. Dieses Ereignis lag nur wenige Monate zurück, doch alles das vor dem Krieg passiert war, fühlte sich so an, als läge es Jahrzehnte in der Vergangenheit.
Er war nicht überrascht, dass Jaetru ihm die Schuld für ihre fehlende Kommunikation gab >Das liegt nur daran, dass ich genau solch eine Situation vermeiden wollte. Du siehst aus, als würdest du gleich aus dem Fenster springen, hättest du noch die Möglichkeit dazu.<

Jaeho wich dem intensiven Blick von Jaetru aus und musterte die Tür abwesend. Schließlich ließ er sich in seinem Rollstuhl zurück fallen und rollte ein Stückchen näher an Jaetrus Bett heran >Ich fühle mich sehr geehrt, dass du so für mich empfindest, doch-<
>Spar dir deine schönen Worte für deine melodramatischen Lieder. Ich weiß, dass du nicht einsehen kannst, dass wir zusammen gehören. Du glaubst noch immer, dass Jaeran Juvi eines Tages genug Mitleid mit dir hat, um dir eine Chance zu geben. Doch er ist nicht so unschuldig wie alle glauben. Das weißt du ganz genau. Du warst ihm nicht wichtiger als sein dunkles Geheimnis zu bewahren. Er wird niemals für dich zurück kommen.<

Jaeho hätte froh über den plötzlichen Themenwechsel sein sollen, doch nichts in ihm konnte sich wirklich darüber freuen. Die Anschuldigungen klangen zu spezifisch, doch es war unmöglich für Jaetru, von dem Vorfall im Manengrunderreich erfahren zu haben. Er hatte viele Wege um an Informationen zu kommen, doch in diesem Fall hatten nur drei Personen von Jaerans Geheimnis gewusst und eine davon war nun sogar tot. >Ich weiß nicht was du implizierst.<
>Netter Versuch. Nett und höchst interessant. Du schützt Jaeran Juvi lieber weiterhin, als dich mit der Wahrheit in meinen Worten zu beschäftigen. Er ist nicht für dich zurück gekommen.<
Die Tür war nicht weit. Doch die Schwelle hätte nicht Höher sein können.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt