39.2. Artheon

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Die Richterin erhob sich, worauf hin auch alle anderen aufsprangen, um das Urteil zu vernehmen. Alle bis auf Chori, denn bei den Chorr wurde die Urteilsverkündung, bei so brisanten Fällen, an die Königin gerichtet und nicht an den Angeklagten. Im Raum wurde es still, nur der Urteilsspruch war laut und klar zu hören. Wieder und wieder und wieder wurde Aden Dennen für Schuldig erklärt, in allen Sprachen die man in Lituolien finden konnte, damit später auch jeder informiert den Raum verlassen würde.

Aden stand eine Reihe vor Artheon, umringt von Gardisten und so konnte der junge Anwalt nur dessen Rücken sehen, als sein Urteil auch in Pheen vorgetragen wurde. Ein Sinken der Schultern, ein neigen des Kopfes. Mehr Reaktion war nicht von Aden zu bemerken, jetzt da sich sein Hustenkrampf endlich etwas beruhigt hatte, der ihn während der gesamten Verhandlung zur Last gefallen war. Sie wussten nicht welches Detail dem Göttlichen des Herzens nicht gefiel, doch etwas schien ihm ganz und gar nicht zu passen.

Natürlich hatten sie mit einem Schuldspruch gerechnet, doch das Strafausmaß, war der Punkt um den Artheon verbissen gekämpft hatte.

Sein Blick wanderte zu Yeon, der auf der anderen Seite des Gerichtsaals stand und alles andere als glücklich aussah. Die Staatsanwaltschaft hatte zwar gewonnen und er war auch im Gerichtssaal zur Höchstform aufgestiegen, doch dass es bereits vorab mit Findrick Enmehn eine Absprache bezüglich der Anklage gegeben hatte, schmeckte ihm anscheinend gar nicht. Und vielleicht auch nicht, dass Artheons Verteidigung so leidenschaftlich gewesen war.

Artheon schluckte hart und wandte sich wieder um, die Sitzung wurde geschlossen, die Masse packte zusammen und bemühte sich schnell aus dem Gerichtssaal zu kommen. Da drehte sich Aden zu ihm um >Jaeartheon-<
Artheon seufzte und schüttelte den Kopf >Du solltest dich beeilen und dich von Findrick Juvi verabschieden. Ich denke nicht, dass du noch viel Zeit hast, bevor sie dich abführen!<


>Nein. Ich muss mich noch bedanken. Bei dir, meine ich! Du bist wirklich ein guter Anwalt.<
>Juvi, du hast verstanden, dass sie dich für unbestimmte Zeit wegsperren werden, oder?<
Aden nickte >Doch du hast alles gegeben, um das zu verhindern. Ich weiß dass ich kein guter Mandant war. Ich habe keine Reue gezeigt. Ich habe alles zugegeben. Es war nicht deine Schuld.<

Artheons Augen füllten sich plötzlich mit Tränen und er lachte bitter, während er unangenehm berührt zu Boden blickte. Er hatte versucht seine Gefühle zurück zu halten und die Hoffnung nicht aufzugeben, doch das war nun zunichte gemacht worden >Ja, das stimmt. Manchmal hätte ich dir gerne den Mund verboten. Aber das steht mir nicht zu.<
Aden lächelte nun auch >Weil du weißt, dass ich meine Taten nicht verleugnen darf. Sonst waren sie um sonst. Ich habe zwar keine Kriegsverbrechen begangen, denn Jaesore von Hamir hat sich nicht ergeben gehabt-<
Artheon hob eine Hand und schnitt damit den Redeschwall ab, der nun sicher gefolgt wäre >Ich diskutiere das nicht mehr mit dir. Er war ein Mitglied der Weißen Klingen, basta.<


Aden gluckste amüsiert, auch wenn sich der Unterton eines Hustens mit anbahnte.
>Ich finde jedoch,< fuhr Artheon fort und zog beleidigt die rinnende Nase hoch >Dass es inakzeptabel ist, dich auf unbefristete Zeit wegzusperren. Und dann auch noch auf hoher See. Das erlaubt zwar das Gesetz, doch es ist eine unerhörte Praxis! Du brauchst eine Perspektive für dein Leben!<

Die Gardisten, die sich bis jetzt höflich zurück gehalten hatten, wurden nun langsam ungeduldig. Einer ergriff Adens Schulter >Können wir jetzt?< fragte er in der Gemeinsprache, doch Aden ignorierte all diese Zeichen >Ich bin ein wichtiger Gefangener. Durch mich kann man noch viel über die Manengrunder lernen. Vielleicht will die Königin so kontrollieren, wer Zugang zu mir hat.<
Artheon seufzte schwer und wollte schon nach der Hand des Gardisten greifen, die sich in Adens Schulter bohrte, doch er hielt sich noch zurück. Seine Lippen bebten, sein Puls hämmerte ihm in den Ohren, als er die missliche Lage im ganzen Körper spürte. Trotzdem brachte er heraus >Hast du Angst?<

Aden legte den Kopf für einen Moment schief, wie ein Hund das tat, wenn dieser etwas nicht verstand, doch dann seufzte er und versuchte wohl nonchalant zu klingen >Ich mag keine Schiffe. Ich bin nicht sehr erfreut darüber, dass es ein Gefängnisschiff sein muss. Weil. Also der Ozean macht mir schon Angst. Aber die Königin will ja auch ein bisschen Rache ausüben und hat damit noch mehr Kontrolle, denke ich.<


>Herr Anwalt, dürfen wir jetzt?< mischte sich der Gardist ein und Artheon packte Aden genau so fest am Unterarm >Ich werde weiter kämpfen, um deine Freilassung zu bewirken. Deine Strafe braucht eine Frist, hörst du? Ich lass dich nicht alleine, Juvi!<
>Danke.< sagte Aden und als er weggezogen wurde, schien es, als würde er noch mehr sagen wollen, doch da schoben ihn die Gardisten bereits weiter. Kurz vor der Tür konnte er sich noch einmal umdrehen und ihre Blicke trafen einander.


Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt