Man konnte nicht leugnen, dass Jaemi sehr beeindruckt von der Königin war. Es hatte sie geprägt, wie sich Chori in Camo nicht einfach geschlagen gegeben hatte und zurück in den Palast marschiert war, um mit der Botschaft zu sprechen. Sie hatte die Königin im Nachhinein darauf angesprochen und Chori hatte lieblich gelacht >Der Feind, dem wirklich Furcht gebührt, hat sich in deinen Kopf verirrt. Er ist zwischen deinen Ohren, hinter deinen Augen. Hier liegt der Weg ins Paradies, gleichwohl in den Ruin.<
Wie hätte sich Jaemi das nicht zu Herzen nehmen können? Vor allem wenn diese Weisheit von der Maid des Verstandes gekommen war.
Und so war es Jaemi gewesen, die den Vorschlag entschlossen vor den Vash und in einem Brief auch an die Königin, heran getragen hatte. Dafür war ihr ein besonders guter Beginn eingefallen, um überzeugend zu klingen. Sie hatte eine nemuraqische Weisheit zitiert, die ihr Jaeran einmal erzählt hatte: Unser Gegner ist wie ein Stachelschwein. Mit ganzer Hand dagegen zu schlagen, bringt nicht viel. Doch benutzt man nur die Finger, kann man Stachel für Stachel einzeln ziehen.
Der Vormarsch der Manengrunder- und Jentyponier Allianz war nicht mehr aufzuhalten, doch man konnte ihn verzögern. Musste es sogar, denn auf Jaenuns Geheiß hin, war alles zu unternehmen, um Panareen so lange wie möglich zu schützen, sodass Jaetru seine göttliche Geheimwaffe noch rechtzeitig erhalten und seine Stadt retten konnte. Ohne diese Intervention der Göttlichen des Blutes, würde es für die Hauptstadt der Jae düster aussehen. Panareen war zwar einer Belagerung gewachsen, doch es kam immer darauf an, wie lange diese Attacken andauerten. Und man konnte davon ausgehen, dass Jentyponier und Manengrunder entschlossen dazu waren, das Haupt des Jae-Widerstandes, hier in Panareen abzuschlagen.
So war Jaemi auch auf willige Ohren gestoßen, als sie sich dafür eingesetzt hatte, eine kleine Gruppe von Saboteuren hinter die Front zu führen. Je weniger desto besser, war ihr Vorschlag gewesen und so schnell wie möglich. Natürlich hatte ihr Bruder keinen Moment gezögert, um sich freiwillig als ihr erstes Gruppenmitglied zu melden und sie hatte nicht gezögert um seine Hilfe auch anzunehmen. Jaenun hatte freilich Bedenken gehabt, doch Jaemi war davon überzeugt, dass es Jaeho schlechter ergangen wäre, hätte er in Panareen bleiben und sich hilflos und nutzlos fühlen müssen. Selbst wenn sie nicht leugnen konnte, dass sich ihre Mission als gefährlich herausstellen und seine fehlende Flexibilität deutlich werden könnte. Doch sie hatte sich auch gesorgt, dass ihr Bruder diesem Feind zwischen seinen Ohren, hinter seinen Augen, erliegen würde, könnte sie ihm nicht zeigen, welchen Wert seine Hilfe noch immer hatte.
Er behauptete zwar immer wieder, dass es ihm nichts ausmachen würde, in welchem Zustand er sich gerade befand, doch Jaemi bemerkte, wie in sich gekehrt Jaeho Tag ein Tag aus verbrachte und wie sich sein Gemütszustand immer weiter verschlechterte. Vor allem wenn wieder etwas mit Jaetru vorgefallen war.
Und ein Vorfall mit Jaetru war immer möglich und oft bereits passiert. Sie konnte sich nur schwer erklären, warum er überhaupt noch zu ihrem Bruder gelassen wurde und nicht schon längst im Gefängnis saß. Jaenun und Chori hatten nicht gesehen, was sie in jener Nacht miterleben hatte müssen, als Jaeho zurück nach Vijen gekommen war, mit der Krone des Vashs in seiner verkrampften Hand. Wären sie Zeuge davon gewesen, würden sie Jaetru wohl kaum mehr vertrauen. Ihre Gutgläubigkeit konnte man vielleicht mit einem Dorf vergleichen, das am Krater eines Vulkans gebaut worden war. Man versuchte die Möglichkeit eines Ausbruchs zu ignorieren und sich einzureden, dass man dem ruhigen Boden vertrauen konnte, obwohl es nur eine Frage der Zeit war, bis die Dinge dramatisch eskalieren würden.
Ihr hatten sich die Ereignisse jener Nacht vor drei Jahren, jedoch in ihr Gedächtnis gebrannt. Plötzlich ein Tumult in der Eingangshalle des Wohntraktes ihrer Burg, mitten in der Nacht. Sie war aus ihrem Bett auf den eiskalten Steinboden gesprungen und hatte sich vorsichtig die Stufen herunter getastet. Dort, noch immer an die Eingangstür gelehnt, hatte sie Jaeho gesehen, regennass triefend, bibbernd wie ein Streuner. Ihre Mutter war bereits zu ihm geeilt, erst nur die klaffende Wunde in seinem Gesicht erkennend. Sie hatte um Hilfe gerufen, jemand von den Dienern sollte den Arzt unten in der Stadt wecken, für ihren Sohn. Für den Vash.
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Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasyDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...