Die Festung von Faonen war klein, der zentrale Burgfried durch hastige Planung vom einzigen Brunnen der Anlage abgeschnitten, viel zu vergoldet für Jaesores Geschmack und hatte diese mehrstöckigen Überhänge aus Holz, die auf dem steinernen Erdgeschoss thronten. Sie würden wohl sofort Feuer fangen, wenn die Manengrunder ihre Attacke ernst nahmen. Doch auch wenn Jaesore kaum eine Ecke dieses Gebäudes mochte, wollte er dennoch mit ganzem Herzen, einen solchen Angriff verhindern und den kleinen Nachbarn eigentlich vor allem Unheil bewahren.
Wie das Schild, das man zum Schutz vor den Körper hält, sollte die Wucht eines manengrunder Angriffs an Hamir abprallen und Faonens unbefestigte Hauptstadt dahinter verschont bleiben. Doch das genaue Gegenteil war nun der Fall. Jaesore von Hamir hatte nicht nur seinen Platz an der Mauer, als Wächter der Grenze und Bastion gegen Manengrund, verlassen, er hatte noch dazu die Stadt Faonen mit seinen eigenen Soldaten eingenommen.
Niedergeschlagen seufzend drehte sich der hamirische Fürst vom Fenster weg und setzte sich zurück an den Schreibtisch, in Jaeson von Faonens Arbeitszimmer. Er betrachtete den vom jungen Fürsten unterschriebenen Kapitulationsbefehl, den Jaesore in zweiter Ausführung nach Humbreen schicken hatte lassen. So war offiziell geregelt worden, dass die angreifenden Faoner, ihre Waffen im Soldaten Lager an der jentyponischen Grenze niederlegten. Doch wahrscheinlich war dieses Schreiben schon gar nicht mehr nötig, wenn es denn endlich im Süden ankam.
Schließlich waren Jaesores Männer den Soldaten aus Faonen bereits auf der Spur gewesen, seit sie sich vor drei Tagen, über den Elingo aufgemacht hatten und dabei das Fürstentum des Mitglieds der Weißen Klingen durchquert hatten. Jaesore war dieser Sinneswandel von Jaeson doch komisch vor gekommen, dass dieser nun unverhofft die angeforderten Soldaten an Jaenun schickte und so hatte der alte Schakal, die Wölfe verfolgen lassen.
Seine Männer müssten bereits seit Längerem unten im Süden, zusammen mit den restlichen Lituoliern, die Oberhand gewonnen haben und die Schlacht auf den Morgentaufeldern von Humbreen, war zweifellos bereits zu ihren Gunsten entschieden. Die faonischen Männer waren geschlagen und ihren rebellischen Fürsten, hatte Jaesore von Hamir persönlich entmachtet, festgesetzt und in das Gefängnis von Loreen geschickt.
Und nun saß Jaesore wo Jaeson eigentlich seinen rechtmäßigen Platz hatte. Der junge Fürst war darüber erstaunt gewesen, dass er sich in den Konflikt eingemischt hatte, denn der Ältere war offenkundig nicht gerade dafür bekannt, sich mit internen Streitereien zu befassen und so war Faonen ohne gröberen Widerstand gefallen, schließlich hatte Jaeson sein Fürstentum mit dem Versenden seiner Männer entblößt zurück gelassen und für Jaesore war es ein leichtes gewesen, das kleine Land zu erobern.
Doch er selbst war eigentlich auch über seine eigene Entscheidung erstaunt gewesen. Aus den selben Gründen, wie dies Jaeson gewesen war. Denn er hatte all seine Prinzipien mit dieser Entscheidung über den Haufen geworfen.
Er seufzte wieder und ergriff den Schlüssel, der an der Kette um seinen Hals baumelte. Die Mauer sollte seine höchste Priorität sein, die Traditionen, einem Fürsten zu gewähren den Vash herauszufordern, eigentlich seine Leitschnur. Dennoch saß er nun in der Festung von Faonen als Eroberer, er hatte ein Kind seines Erbrechts bestohlen und seine neutrale Position verraten. Und damit Jaenun von Loreen unrechtmäßig zum Sieg verholfen.
Jaesore strich sich über die Schläfen, als er mit der anderen Hand nach Jaesons Schreibfeder griff und sie auf ein vorbereitetes Blatt Pergament setzte. Er würde einen neuen Regenten Faonens bestimmen müssen, solange sich der Vash nicht selbst für eine Vorgehensweise entschieden hatte. Er musste seinen Gedanken korrigieren. Bis sich der Vash jemals für irgend etwas entscheiden würde.
Nachdenklich ließ er seine Zähne ein zwei mal zusammen klacken und musste sich dann eingestehen, dass diese Situation ihn doch recht zornig auf den Vash zurück gelassen hatte. Sich eigenständig einmischen zu müssen, war nicht im geringsten seine Intention gewesen, als er Jaenun seinen Gehorsam versichert hatte. Doch ohne sein Eingreifen, wäre dieser ganze Putschversuch in einem Fiasko untergegangen. Eine Tatsache, die ihre Gegner gewiss genutzt hätten.
Seine Kiefer klappten wieder zusammen, als er an ihre Gegner dachte. Er erinnerte sich noch lebhaft daran, wie er das erste mal gegen die Manengrunder gekämpft hatte. Als sie ihn zusammen mit Vash Jaekio Juvi zurück an die Mauer gedrängt und ihm das Stückchen Land weggenommen hatten, das sie heute noch immer zynisch Heimebene nannten. Eine ewig heiß umfochtene Region, die Jaesores Großvater zwanzig Jahre vor seiner Geburt, nach hundert Jahren Okkupation, erst wieder zurück erobert hatte. Und er wollte nicht der nächste hamirische Fürst sein, in einer langen Reihe von Schakalen, denen man den Verlust der Heimebene anlasten konnte.
So war es zum zweiten Mal dazu gekommen, dass er sich seinen manengrunder Gegnern entgegen gestellt hatte. An Vash Jaeronas Seite, waren sie in die Heimebene eingefallen und hatten dort alles getan, um seine Untertanen zu befreien. Er erinnerte sich, wie die Kanonen von der Mauer aus über ihn und seine Männer drüber gefeuert hatten, wie Kometen zogen die Geschosse einen Schweif aus Rauch und Feuer hinter sich her und sie landeten krachend zwischen den Gegnern vor ihnen.
Doch Heldenhaft hatte er sich während dieser zweiten Offensive nicht gefühlt, auch wenn es seine Chance gewesen wäre, sein Gewissen rein zu waschen und das verlorene Gebiet wieder einzugliedern. Nicht nur da sie es nicht geschafft hatten, ihr Ziel zu erreichen, sondern vor allem, als er mit erlebt hatte, wie ein Pfeil Vash Jaerona auf den Feldern von Goldenbrand tödlich traf. Nein, heldenhaft konnte man diese Schlacht nicht nennen.
Sein Blick fiel auf sein weißes Lilien Schwert und er seufzte tief.
Jaeran von Minzka war dabei gewesen, er war der Einzige dieser neuen Generation, der alt genug war um sich an das Vorgehen in einem Krieg zu erinnern, sollte es Jaesore nicht lange genug überleben, um seinem Vash noch nützlich zu sein. Doch er war von seinem Cousin in die ewige Wüste geschickt worden.
Nemuraq war zu weit weg um von dort aus Jaenun helfen zu können und die Nemuraqier würden einem Bündnis niemals zustimmen. Und somit war es für Jaesore klar, dass er so lange wie möglich überleben musste. Nicht für den Vash, sondern für dieses Reich. Doch nicht hier, nicht in Faonen. Das war das erste und einzige mal, dass Jaenun auf seine Hilfe in innenpolitischen Angelegenheiten hatte Anspruch nehmen können. Sein Platz war an der Mauer, Auge in Auge mit den Manengrundern.
Doch er wollte nicht unfair sein, der junge Vash musste vorgewarnt werden. Und so schrieb er Jaenun diese Bedingungen in einigen wenigen Zeilen. Diese würde er zusammen mit dem Original des Waffenstillstandes ebenso nach Humbreen schicken lassen.
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Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasyDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...