12.3. Lehni

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Nicht nur Artheon fühlte sich gefangen in einer Situation in der er nie hätte sein wollen. Auch Lehni zuckte mit den Flügeln, als ihm Meerwasser in sein verkniffenes Gesicht spritzte.

Er hatte in der letzten Stunde einige Erkenntnisse über Seeschlachten gemacht. Vor allem war das Ziel dieser Hochseescharmützel, einen Haufen schleichend langsamer Schiffe, nahe genug an einen Haufen gegnerischer schleichend langsamer Schiffe heran zu bringen, damit die eigenen Kanonen in Reichweite zum Feuern kommen konnten. Auch wenn die Reise nur kriechend von statten ging und die ständigen Kurskorrekturen sie noch langsamer machten, war das Warten und Vorbereiten an Bord überaus stressig, vor allem, da Daiv angeordnet hatte, dass alle Mann an den Rudern sitzen mussten.

Durch das Kräfte zehrende Rudern, das die Strohhalme, die Lehni seine Arme nannte, schwer belastete, wurde ihm weiters bewusst, wie langsam sie voran kamen. Und Pausen konnte er auch nicht machen, sie mussten schließlich alle gleichzeitig ihr Runder anschlagen. An allem war der blöde Wind schuld, der in dieser Region drehte und sie somit nicht schnell genug an die Küste der Nealinseln kamen, würden sie die Ruder nicht schwingen.

Daiv hatte ihm gesagt, dass er den Wind nicht verfluchen sollte, denn sie hatten noch immer eine Chance aus der Sache wieder heil raus zu kommen, wenn sie es rechtzeitig schafften an die nealenische Küste zu gelangen. Doch Lehni hatte ihm entgegnet, dass er nicht anders konnte, schließlich schien sich alles gegen sie verschworen zu haben. In dieser zwieträchtigen Stimmung, waren sie auseinander gegangen und Lehni hatte seit dem keinen Trost finden können, speziell nicht, da er nun tüchtig zupacken musste.

Er wusste nicht wie es Daiv mit ihrem Streit ging, doch auch der Kommodore packte kräftig zu, er saß auf einer Ruderbank, direkt gegenüber von Lehni und zeigte seinen Männern wie es richtig ging. Seine Jacke hatte er ausgezogen und so konnte man die Muskeln seiner Oberarme sehen, wie diese sich bei der harten Arbeit anspannten. Das Gesicht des Chorr war ernst und sein Blick stur auf den Rücken seines Vordermanns gerichtet, sodass er synchron mit ihm das Ruder anschlagen konnte, so wie sie es alle tun sollten. Die schwarzen Haare waren von diesem verdammten Wind zerzaust und fielen ihm wild in sein Gesicht und seine Haselnuss braune Haut glitzerte von Salzwasser und Schweißperlen.


Lehni wurde aus seiner Observierung gerissen, als ihn sein Nebenmann anrempelte und ihm zu verstehen gab, dass sie alle zusammen ihr Bestes geben mussten, um das Schiff an die Küste zu bringen >Du kannst den Kommodore weiter anschmachten, wenn wir überlebt haben!<


Dies brachte den Sasanlier dazu peinlich berührt erst herum zu fahren und seinen Nebenmann einen Moment lang entgeistert anzustarren und dann mit beschämt gesenktem Kopf weiter zu paddeln. Er hatte nicht vorgehabt Daiv anzustarren, vor allem nicht in solch einer brisanten Situation, doch es war einfach passiert und um seine fehlende Selbstbeherrschung wieder gut zu machen, legte er sich nun richtig ins Zeug.

Er sah erst wieder auf, als Choyon vom Krähennest aus rief, dass die Jentyponier einen Doppelangriff starteten. Lehnis Blick schoss, so wie der von vielen, zurück zu ihrem Kommodore, nervös strich er sich mit seinem eingerissenen Hemdsärmel, Wasser, Schweiß und seine langen rotbloden Haarsträhnen aus dem Gesicht, um Daiv besser sehen zu können.

Dessen Kiefermuskulatur spannte sich sichtlich an, bevor er das Ruder fester ergriff und demonstrativ mit zusammen gebissenen Zähnen einen Paddelschlag durchzog. Er alleine konnte das Schiff natürlich keinen Meter weiter bringen, doch niemand konnte behaupten, dass er es nicht versuchte. >Was soll das Männer?< stieß er unter größter Anstrengung hervor und sah erst jetzt auf. Ein Feuer war in seinen Augen entflammt und er bedachte jeden Einzelnen von seinen Seeleuten mit einem tadelnden Blick >Gebt ihr euch diesen jentyponischen Bastarden schon geschlagen, dann springt gleich ins Wasser, denn ich kann leeres Gewicht auf der Carinya nicht gebrauchen! Ich bin ein Chorr aus Ahnahn. Ein Seemann Lituoliens und ich erinnere mich noch an den Schwur den ich auf die Fahne abgelegt habe. Ich werde den Jentyponiern zeigen was wahre Seemannskunst bedeutet und jeder der meiner Meinung ist ergreift jetzt sein Ruder, oder springt über Bord!<

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt