Warnung: Character Death!
Jaesore, Tag vier des Angriffs auf die Mauer
Ein Dröhnen fuhr durch die alten Steine, gefolgt von einer Erschütterung, die einige Becher voller Grünem Tee umstieß und sandige Ablagerungen von der Decke rieseln ließ. Der Tee ergoss sich über die neuen Pläne, die sich Fürst Jaesore zurecht gelegt hatte, bildete ein kleines Rinnsal und tropfte dann eifrig von der Tischkante. Ihre unmittelbare Umgebung beruhigte sich einen Augenblick danach wieder, doch von draußen konnten ununterbrochen weitere Einschläge auf den umliegenden Feldern vernommen werden. Das war bereits der siebte Direkttreffer innerhalb von einer Stunde gewesen, den Jaesore mitgezählt hatte und er sah mit großer Anspannung zu, wie der verschüttete Tee die Tinte auf seinen Plänen bis zur Unleserlichkeit verschwimmen ließ.
Eigentlich hatte der Fürst von Hamir vor gehabt, nicht mehr auf Befehle seines Vashs zu warten und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Würde er die belagerte Stadt Loreen entlasten und wieder Stabilität in die Region bringen wollen, dann war die einzige Taktik ein Gegenangriff zu starten. Sie durften sich nicht in ihren Festungen verstecken, sondern mussten die Heimebene einnehmen und am Fluss entlang bis zum nemuraqischen Gebirge, einen breiten Korridor bilden, um die Manengrunder in Lituolien und Nemuraq, von ihrer Versorgung abzuschneiden.
Ob er diesen Angriffsplan jemals durchführen würde können, wusste Jaseore jedoch nicht. Seine Mauern würden den plötzlichen Ansturm der Manengrunder wohl standhalten, doch er wusste nicht, ob dies seine Männer auch durchstehen konnten.
>Mein Fürst Jaesore, Ihr solltet Euch nun wirklich in Sicherheit begeben.< versuchte einer der drei anwesenden Pagen zu erklären, während dieser schüchtern an den Ärmeln seiner Uniform zupfte und immer wieder zu seinen Kollegen spähte, die damit begannen, den Tee weg zu wischen. Der Fürst von Hamir löste den Blick von den umgefallenen Bechern und wandte sich dem Sprechenden zu, seine Augen waren kalt und zeigte seine große Unzufriedenheit. Diskussionen mit ihm waren in diesem Zustand klar ausgeschlossen, der Page würde kein Glück damit haben, seinen Herren davon zu überzeugen, die Mauer zu verlassen. Jaesores Mund war eine dünne Linie, die Lippen aufeinander gepresst und seine Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, was seinem Untergebenen eine Gänsehaut bescherte.
>Lass den Jungen zufrieden. Du weißt, dass er im Auftrag deiner Frau handelt.< kommentierte Jaeriee, die Adjutantin des Fürsten und schickte die drei Bediensteten mit einer schnellen Handbewegung aus dem Raum, als die Säuberung des verschütteten Tees gerade beendet worden war. Die Pagen beeilten sich nach draußen zu gelangen, natürlich war es während dem Angriff auch auf den Gängen der Festung Merech nicht sicher, doch selbst das war ihnen im Moment lieber, als noch eine Minute länger mit ihrem Fürsten in der Verwaltungszentrale zu verbringen.
Jaeriee stellte sich zu ihrem Herren an das Fenster und betrachtete die Einschlagslöcher auf den Feldern. >Sie handeln im Auftrag meiner Frau, doch auch sie sollte wissen, dass ich mich hier nicht weg bewegen werde.< hauchte Jaesore mit rauer Stimme gegen die Scheibe und stütze sich mit der Hand an dem steinernen Fensterrahmen ab, als würde er sich somit an die Mauer ankern. >Nicht solange ich noch mit beiden Beinen stehen kann. Ein Adler kann einen Schakal nicht so leicht besiegen.<
Die Adjutantin nickte bitter lächelnd >Das weiß sie. Das ist wohl auch der Grund ihrer Sorge.<
Die nächste Erschütterung brachte die beiden zum Verstummen, es war kein Volltreffer gewesen, doch die Bombe der Manengrunder war spürbar nahe an der Festung eingeschlagen. Dieser Adlerschwarm schien nicht enden wollend zu sein, sie brachten Bomben und Pfeile, Blut und Tod und blieben immer in perfekter Formation, egal wie viele die Jae herunter schossen, es nahm immer ein Nachfolgender, den Platz des Gefallenen ein. Die Jae hatten bessere Waffen als vor zwölf Jahren, sie hatten mehr Erfahrung und List eingesetzt, doch alles war vergebens gewesen, ihre Technologie war noch nicht perfekt, die Manengrunder waren zu früh gekommen und hatten sie angegriffen, noch bevor ihre Waffen geeicht und der Mörtel zwischen den Mauerstücken getrocknet war.
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Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasiDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...