Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte

Auf Sand gebaut - 28.1 Daiv

Der Wind sang in den Segeln und die Matrosen an Deck. Die Luft wurde wärmer und feuchter, je weiter sie in den Norden kamen und das taten sie erstaunlich schnell. Jedes Hindernis hätte Daiv im Moment stemmen können, denn er hatte nicht nur eine Mission und ein Schiff, sondern dieses Schiff war endlich wieder die Carinya. An ihre neuen, hässlichen Aufbauten würde sich Daiv nicht wirklich gewöhnen müssen, sie war immer noch ein verdammt schnelles Ding und er war fest entschlossen sie wieder zurück zu bauen, sobald sie die Neal Inseln endlich befreit hatten. Und dieses Vorhaben sollte auch in Kürze gelingen, jetzt wo alle nötigen Teile an ihrem Platz waren.

Er streichelte liebevoll das Codebuch, das er Kapitän Shwimmer in dessen Todeskampf entrissen hatte. Mit den Neal Inseln würde ihre Flexibilität endlich exponentiell in die Höhe schnellen und sie müssten sich nicht mehr vor einer jentyponischen Bedrohung direkt vor ihrer Haustür sorgen. Die Meerenge um die Inseln zwang sie schließlich immer in kleinen Grüppchen aus der Dontorriderbucht nach Westen zu segeln, was ein leichtes Ziel für den Beschuss von den Inseln aus darstellte. Hätten sie die Kontrolle über die Inseln, würden sie die Bucht beherrschen und eine ganze Flotte nach Südwesten schicken können, um sich endlich den jentyponischen Schiffen zu stellen.

Der Plan hatte sich mittlerweile geändert. So zu tun als wäre die Carinya noch in jentyponischem Besitz und als würde sie die Elphidia und Königin Chori als Priesen in den Hafen der Neal Inseln führen, war ihre erste Idee gewesen, sie hätten dann das Codebuch verwenden können, um den Jentyponiern zu versichern, dass sie Verbündete waren und hätten Einlass erbeten. Bei ihrem neuen Plan hatte das Codebuch noch immer die selbe Aufgabe, doch Gnaeo hatte darauf bestanden, dass die Elphidia als Priese doch überaus lächerlich aussehen würde. Dass er die Glaubwürdigkeit anzweifelte, die Carinya könnte die Elphidia aufbringen, störte Daiv jedoch nur wenig, denn ein neuer Plan war schnell gefunden und im Moment konnte ihm so und so nichts die Laune verderben. Das neue Szenario sollte die Rollen umdrehen. Nun spielte die vermeintlich jentyponische Carinya, das von der lituolischen Elphidia und Königin Chori bedrängte Schiff, das Zuflucht im rettenden Hafen der Neal Inseln suchte. Das würde auch ein weiteres ihrer Probleme lösen, denn sie waren sich nicht sicher, ob Kapitän Shwimmers Codes noch aktuell waren. Es würde jedoch weniger verdächtig wirken, könnte man ein Missgeschick in einer wilden Verfolgungsjagd verstecken und so tun als hätte man nur im Stress die veralteten Codes benutzt.

Daiv und Gnaeo waren sich einig, dieser Plan war wahrlich ein Geniestreich der taktischen Kriegsführung und sie grinsten einander jedes mal dümmlich an, wenn sie den anderen auf dessen Achterdeck stehen sahen.

Mit der zunehmenden Temperatur wurde Daiv auch immer waghalsiger. Wenn es für die Jentyponier so aussehen sollte, dass die Carinya tatsächlich von der Elphidia und Königin Chori verfolgt wurde, dann wollte er ihnen auch ein besonders Spektakel liefern. Es machte ihm Spaß Gnaeo tatsächlich vor der Nase davon zu fahren und zu sehen, wie der T darauf antwortete. Er konnte zwar nicht alles aus seinem Schiff heraus holen, was er früher vermocht hatte, doch er schaffte es dennoch immer gerade außerhalb der Schussweite der Elphidia zu verbleiben. Alte Salzbuckel brauchten eine große Seekiste, sagte man, denn sie mussten die zahlreichen Tricks verstauen, die man so anwenden konnte und Daiv rühmte sich damit, sie alle zu kennen.

>Die Hafenbatterie der nealesischen Hauptinsel wird gleich über der Kimm auftauchen.< informierte ihn Choyon, während Daiv in der Rigg herum turnte, um einen besseren Trim auszuloten. Ein aufgeregtes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Von der Elphidia wurde in diesem Moment ein Schuss abgefeuert, als ob auch Gnaeo dem Chorr antworteten wollte und die Verfolgungsjagd begann nun in vollem Ernst.