13.4. Artheon

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(Bild: Yeon)


Gegen Abend kamen die anderen Jae zurück, sie sahen so erschöpft aus, wie er sich fühlte, doch waren trotzdem weiterhin zum Arbeiten, für die verbleibenden wenigen Stunden des Tages, eingeteilt worden. Einige hatten die Zeichen von der steinhändigen Dame deutlich im Gesicht, andere waren nur mental völlig ausgelaugt. >Freust du dich jetzt, Deserteur?< hörte er eine junge Jae fragen, die nicht so aussah, als wäre sie alt genug, um das Reich der Jae selbst bereits betreten zu haben. >Sie haben Jaecor und Jaeyu gehängt und du bist noch am Leben!<

Artheon wusste nicht was er tun sollte. Diese Situation kam nicht überraschend für ihn, doch er hatte einfach gehofft, dass er sich dennoch nicht mit der Enttäuschung und Trauer der restlichen Jae beschäftigen musste. Doch natürlich war ihr Zorn, wieder einmal, auf ihn gerichtet, da er auf der letzten Stufe von allen saß und am leichtesten zu beschuldigen war.

Doch Moment, das stimmte nicht mehr, eine Stufe hatte er erklommen, das Vertrauen der Manengrunder, brachte ihn in eine Position, über der seiner Volksgenossen, die durch ihre kleine Rebellion alles an Freiheiten verloren hatten. Das änderte nichts an der Bedrohung, die sie für ihn darstellten, doch prinzipiell machte es einen Unterschied.

Und beim Antworten, half diese Erkenntnis erst recht nichts. Er war so unsicher, was er darauf sagen sollte, dass er einfach gar nichts sagte. Er wollte ausdrücken, dass es ihm leid tat. Dass er niemals gewollt hatte, dass irgendwer starb. Dass sie die Hoffnung nicht aufgeben sollten. Doch vor allem, wollte er heraus schreien, dass er kein Deserteur war, aber das konnte er nicht.

Er sehnte sich danach, doch es war ausgeschlossen. Wenn auch nur das Gerücht, er könnte nicht zu den Manengrundern stehen, auf diese Welt zu kam, war die gesamte Mission damit gefährdet.

Schließlich fand er seine Stimme wieder und hörte sich selbst tonlos sagen, dass er hoffte, der Namensgebergott möge über sie wachen. Das beruhigte die restlichen Jae nicht sonderlich, doch Artheon hoffte, dass sie eines Tages verstehen würden.

Er schlief in dieser Nacht nicht, er wollte seine gerade gewonnene Chance nicht durch die Hände der hitzköpfigen Jae wieder verlieren und er war wachsamer als je zuvor. Doch die Sorge war unbegründet gewesen, ihm war diese gesamte Zeit über nichts zugestoßen. Am nächsten Morgen wurde er von zwei Wachen abgeholt und wieder auf einen Wagen verladen, der Güter aus einem Verteiler im Landesinneren hohlen sollte. Nicht alles war jedoch solch ein logistischer Aufwand, wie es bei ihrer Anreise gewesen war, denn ihm wurden dieses mal nicht die Augen verbunden, was ihn besonders freute.

Es begann eine lange und mühsame Fahrt an der Grenze zu Jentyponien und dem Fluss entlang, denn die Straßen waren in dem Land, indem man hauptsächlich auf dem Rücken der Adler reiste, in miserablem Zustand. Sie fuhren durch Aven durch und übernachteten bei einem Grenzposten in der Nähe von Lana, wo Artheon wieder über alle Vorkommnisse ausgefragt wurde, von seinem Übertritt über die Grenze, bis zu dem Vorfall in Aven-Umgebung. Dann bekam er schließlich die Erlaubnis, weiter zu reisen.

Er sammelte Empfehlungen, wie es seine manengrunder Bewacher nannten, die Kommandanten von Aven und Lana hatten ihn für harmlos eingestuft und so würden die Befehlshaber in Reene, dem nächsten Stopp, ihn bestimmt einfacher durchlassen, was auch im Interesse seiner Bewacher lag. Sie mochten den kleinen höflichen Jae irgendwie und sahen nicht ein, warum er noch immer wie ein Gefangener betrachtet wurde.

Artheon erkannte schnell, dass sie die gesamte Längsseite des großen Melfas abfuhren, bis sie nach Reene, zu der ersten gigantischen befestigten Stadt der Manengrunder kamen. Solch Größe und Wehrhaftigkeit hatte er bis jetzt nur in Büchern gesehen. Doch sie verweilten nicht lange und zogen nach Brusolee weiter, der einzige Hafenstadt des Reiches. Von dort sollten die Güter zurück nach Norden gebracht werden und so dachten seine Begleiter, dass auch Artheon dort verbleiben sollte. Vielleicht müsste er dort für einige Monate als Hilfsarbeiter weiter arbeiten und dann in die Armee gehen. Doch die Befehle des Stützpunktes in Brusolee sahen anders aus.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt