Zum König von Nemuraq - 20.1. Silwan

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Das war Wüstenrast, wie Jaeran es kannte. Zumindest erklärte er das Silwan. Es gab hier viel zu sehen und das Tag und Nacht. Glasbläser und Keramikkünstler, exotische Tanzvorstellungen und Tierschauen. Sportwettkämpfe wie Pferderennen vor den Stadtmauern und das allseits beliebte Ringen und neben jedem der zahlreichen Cafes in der Stadt, stand mindestens ein Badehaus, was sowohl Silwan als auch Jaeran begeisterte.

Sie, weil sie sich als Chorr nach der warmen feuchten Luft des ahnahnischen Dschungels sehnte, er, weil eine ordentliche Badekultur zu leben, eines seiner größten Hobbys darstellte.

Doch es gab auch untypische Dinge, die man in Nemuraq nicht erwartet hätte. Man konnte grünen und schwarzen Tee erstehen und fand typisch atonenisches Essen angeboten. In manchen Ecken wurde aufgeregt in Kiwandrenisch diskutiert und am Hauptplatz camonisch gesungen. Selbst auf sie Häuser einiger T stieß man, die typisch flach und ebenerdig, aus dem nun rar gewordenen Holz Nemuraqs gebaut worden waren. Sie mussten bereits Jahrhunderte alt sein, doch schienen noch von deren Erben bewohnt zu werden.

Wüstenrast war die multikulturellste Stadt des Kontinents und niemand wusste so genau warum. Durchreisende, die es nicht weiter geschafft hatten und zu Gestrandeten geworden waren, hatte es in der langen Geschichte der Stadt zahlreiche gegeben. Doch die Gründe für ihren Verbleib in Wüstenrast, waren so zahlreich, wie ihre Nachkommen.

Sie hatten sich ausgemacht, ordentlich gestriegelt und geputzt, geschrubbt und Jaeran rasiert, vor ihrer Herberge zu treffen, um zu dem Eidechsenkönig von Nemuraq geführt zu werden. Den ganzen Schmutz von ihrer Haut los zu werden, war eine enorme Wohltat für Silwan und so trat sie gut gelaunt und voller Tatendrang auf die sandigen Straßen, auch wenn sie wusste, dass da draußen die Hitze wieder zuschlagen würde. Doch grundsätzlich gab ihr die Vorstellung, endlich mit dem König zu sprechen, den geforderten Energieschwung, um auch den unbarmherzig brennenden Föhn, entgegen zu treten.

Draußen fand sie bereits Jaeran vor, wie versprochen nahm er es mit der Badekultur sehr ernst und abgesehen von seiner dreckigen Reisekleidung, sah der Jae sogar einmal richtig präsentabel aus. Er kniete hinter seinem Hirsch und inspizierte nachdenklich dessen Hinterlauf, während er dem Tier liebevoll auf den Hintern haute >Na? Hat dich da was gestochen?<

Silwan konnte nichts dergleichen erkennen, doch ihr fehlte auch jegliche Erfahrung und Geduld mit solchen Sachen. Der Hirsch würde die kurze Strecke bis zum Palast schon überleben. Sie räusperte sich, um die Aufmerksamkeit des Jae zu erlangen, was auch überraschender Weise, augenblicklich klappte. Jaeran sah auf und lächelte sie strahlend an, bevor er sich langsam aufrichtete >Du siehst richtig elegant aus!<

Sie hatte im Gegensatz zu ihm, ein zweites paar Kleidung mitgenommen, um sich vor dem Besuch beim König umzuziehen. Das Kompliment schmeichelte ihr, auch wenn elegant auszusehen, genau der Plan gewesen war und es sie schockiert hätte, wäre sie damit nicht erfolgreich gewesen. Doch wenn sogar ein stumpfer Krieger wie Jaeran bemerkte, dass sie sich Mühe gegeben hatte, würden dem nemutaqische König wohl die Augen heraus fallen.

Der Jae fasste die Reaktion auf sein Kompliment anscheinend als überaus zufriedenstellend auf, obwohl sich Silwan nicht bewusst gewesen war, dass sich die Wirkung seiner netten Worte, so deutlich auf ihrem Gesicht widergespiegelt fanden. Wie dem auch sei, er strahlte weiter hin zufrieden vor sich hin, hörte jedoch plötzlich damit auf, als er mit dem Blick noch einmal über sie strich und etwas kurioses entdeckte >Ich dachte, du hättest deinen teuren Schmuck zuhause gelassen. Zumindest hast du das vor Azuril behauptet.<

Silwan hätte nicht gedacht, dass dem Jae dieses Detail auffallen würde, doch da hatte sie seine Aufmerksamkeitsspanne wohl abermals unterschätzt. Oder die Liebe zu seinem Hirschen, den sie jetzt doch mit ein wenig Mitleid betrachtete, wie er lahmend, von irgend einem Insekt gestochen, ohne sein prächtiges Geweih, ein wenig mickrig da stand.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt