32.2. Artheon

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Aden hatte für sie beide beschlossen wie es weiter gehen sollte, da gab es keine Diskussion. Er hatte die Erklärung für ihre plötzliche Intimität festgelegt, Artheon hatte ihn offensichtlich verführen wollen um ihn dazu zu bringen ihn frei zu lassen und beide lebten mit dieser Darstellung der Dinge. Die Wahrheit war für sie beide nichts, das man aussprechen hätte können und so waren die ersten Tage nach diesem Vorfall recht unangenehm für den jungen Jae gewesen.

Er hatte wieder die gesamte Zeit alleine in seinem Zimmer verbracht und oft den ganzen Tag nichts getan als sich selbst Vorwürfe zu machen. Doch dann war Aden wiedergekommen, fröhlich und voller Energie, wie eh und je und hatte einfach dort wieder angefangen, wo sie vor dem Vorfall aufgehört hatten. Sie konnten wohl einfach nicht mehr getrennt von einander sein, auch wenn man Aden ansehen konnte, dass er selbst auch nicht genau wusste, was er da tat. Doch es war Artheon auch nicht unrecht gewesen sein Zimmer wieder verlassen zu können und auf andere Gedanken zu kommen und so saß er nun im großen Salon, zusammen mit dem Erben des Hauses Dennen und sah ihm dabei zu, wie dieser unermüdlich seine eigenen Pfeile herstellte und über Belanglosigkeiten sprach.

Körperlich saßen sie nebeneinander, im Geiste waren sie sich aber ferner denn je. Sie waren zu keiner Zeit mehr alleine, im Gegensatz zu früher, es waren nun stets Diener oder Grundstückswächter um sie herum und auch die lauschten Adens Monologen, ohne zu kommentieren. Artheon war eine Tasse grüner Tee gebracht worden, an der er sich festklammerte und wartete, bis er wieder in sein Zimmer konnte, zum einen Teil froh darüber dass er nicht mehr die ganze Zeit an seine Wand starren musste, aber nun doch zum anderen Teil verstört über die Aussicht, dass diese Pfeile jemanden töten könnten, den er kannte. Außerdem wurde es bereits spät und der Abend schritt erbarmungslos voran. Aden ignorierte die Anspannung, die seine Tätigkeiten brachten und arbeitete unbekümmert weiter >Du könntest mir aber auch helfen.< erklärte er schließlich und steckte dem Jae eine Feder in sein honigfarbenes Haar >Ich zeige dir wie man gute Pfeile herstellt!<

>Ich weiß wie man Pfeile herstellt.< erklärte Artheon tonlos und nahm einen Schluck von seinem Tee, woraufhin Aden herausfordernd zum Lächeln begann >Ach ja? Und woher? Ich wusste nicht, dass man als Anwalt einen solch hohen Verbrauch an Pfeilen hätte.<
Der junge Gefangene rollte mit den Augen und holte die Feder wieder aus seinen Haaren, bevor er damit begann abwesend wirkend zu spielen >Ich dachte du würdest alles über uns Jae wissen, doch nun enttäuscht du mich Juvi. Meine Mutter ist Jaeloha Bogenblitz.<
>Gewiss eine große Kriegerin.< kommentierte Aden und grinste finster, nicht darauf eingehend, dass ihm Artheon soeben schlechte Recherche vorgeworfen hatte, doch er würde sich von nun an gewiss merken, wie die Tante von Fürst Jaeran und die Mutter seines Gefangenen hieß. Auch der Jae ging nicht wirklich auf die Provokation des Admirals ein, jedermann wusste, dass Aden die Jae für Schwächlinge hielt und dagegen zu argumentieren war sinnlos, also blieb er bei der Wahrheit >Ein ausgezeichnete Jägerin.<

>Hoffentlich hilft ihr das an der Front.< war Adens Antwort und man konnte daran nicht genau erkennen, ob dies nun ein wahres Hoffen war, oder nur eine weitere Frechheit, doch es wirkte auf Artheon etwas ernüchternd, egal wie Aden es tatsächlich gemeint hatte. Die Schuldgefühle nahmen nie ab, egal wie tapfer er versuchte sich die Situation selbst zu erklären, egal wie sehr auch er an die Erklärung des Admirals glauben wollte.

>Also, hilfst du mir nun dabei Pfeile zu machen?< riss ihn der Manengrunder aus seinen Gedanken, was Artheon nicht gerade gefiel >Warum bastelst du die überhaupt? Hast du niemanden, der eure Waffenkammer verwaltet?<
>Ich muss irgend etwas tun! Übermorgen geht es zurück an die Front und um mir das Warten zu vertreiben ist mir jede Aufgabe recht.< antwortete Aden und zuckte nonchalant mit den Schultern >Es ist nur ein Pfeil, den du mir machen sollst, Jaeartheon. Wenn du ihn nicht herstellst, dann fertige ich ihn eben an. Es ist nicht so als würdest du jemanden retten können, wenn du mir nicht dabei hilfst.<

Artheon seufzte und nahm dann den noch losen Schaft eines zukünftigen Pfeils und eine eiserne Spitze um sie daran zu befestigen >Ich werde wegen Kollaboration in Lituolien hängen.< murmelte er und Aden lachte >Nur wegen einem Pfeil?< doch sein Lachen verfiel bei dem Blick, den ihm Artheon zuwarf. Er sah ernst und reuevoll aus, doch auch eine seiner Augenbrauen war leicht nach oben gezogen, um zu signalisieren, dass der Admiral darüber nachdenken sollte, was der wahre Grund dafür war. Der Manengrunder verstand sofort und beeilte sich seine Augen wieder auf seine Arbeit fallen zu lassen. >Jaja schon gut, wegen einem hervorragenden Pfeil der jedes lituolische Schild durchschlägt. Ich weiß, ich weiß.< erklärte er, mit der vollen Gewissheit, dass dies nicht der Punkt gewesen war, den der Jae machen hatte wollen.

Doch Aden war nicht dazu bereit an etwas anderes als Erklärung für den Blick zu denken. Wiedereinmal hatte er einfach beschlossen, wie eine Szene zu interpretieren war. Etwas in Artheon neigte in letzter Zeit dazu, sich auch ein wenig zu ärgern. Der Manengrunder musste doch verstehen, dass Lügen die Wahrheit nicht spurlos beseitigten. Sie war noch immer als Faktum da, egal was er sich selbst vormachen wollte. Artheon wollte jedoch keinen Streit losbrechen und widersprach ihm bei dieser Ansicht nicht. Er arbeitete stumm an seinem Pfeil, bis der Stubenmeister plötzlich in den Salon gelaufen kam und sich direkt an Aden wandte um ihm etwas in sein Ohr zu flüstern.

Der junge Jae beobachtete daraufhin das Gesicht des Hausherren und er konnte Besorgnis darüber hinweg huschen sehen, doch nur für einen Moment, denn dann sah Aden wieder selbstsicher aus und grinste als er aufsprang und eine Hand voll Pfeile und seinen Bogen an sich nahm. >Jaeartheon wird mit allen Mitteln beschützt, die euch zur Verfügung stehen, verstanden?< befahl er den Wachen und folgte dann dem Stubenmeister laufend aus dem Salon. Natürlich beunruhigte das auch den Jae, der verwirrt über diese Wortwahl war. Aden hatte beschützen gesagt, nicht bewachen.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt