(Bild: Aden Dennen)
Die Strecke von Siltheim nach Adlerhorsten, für die Findrick zu Fuß mit seinen Wanderpriester Kollegen etwa zwölf Tage gebraucht hätte, schaffte die Kutschenkollone der Manengrunder in beeindruckenden fünf Tagen. Obwohl das noch immer genug Gelegenheit dazu gegeben hätte, Aden am Abend zu treffen, wurde Findrick diese Gelegenheit verwehrt, er musste beim Großpriester bleiben und ihn weiterhin bedienen, als hätte dieser noch irgend etwas zu sagen. Man fragte sich oft wer regelmäßiger umworben und beschwichtigt werden musste, die Götter oder Großpriester Matti.
Als sie in Adlerhorsten, vor dem Hof des Königs angekommen waren, kam der Junge jedoch nicht mehr dazu, jemanden wegen dem Brief um den Finger zu wickeln. Er wurde gleich von einem Gardisten zur Seite genommen und durch die Stadt zu einem anderen Haus gebracht. Bei dieser Gelegenheit, konnte sich Findrick davon überzeugen, dass die Stadt Adlerhorsten genauso verblieben war, wie er sie bei seinen letzten Besuchen vorgefunden hatte.Sie war eine alte Stadt und unter den vier Größten des Kontinents. In mehreren Wellen war sie über ihre alten Stadtmauern hinaus gewachsen und hatte einige Armenviertel, an der neu entstandenen Peripherie gebildet. Dort gab es genau so viele Sargmacher wie Bordelle und das Leben war kurz, doch voller schwarzem Humor. Weiter, den Berghang hinauf, den Spitzen des Melfasgebirges entgegen, lag die Altstadt mit ihren Palästen und Villen, Kasernen, Tempel und Kaufhäusern. Diese Gegend des Reichtums, würde Findrick wohl nicht verlassen.
Über ihm kreisten die gigantischen Adler der Manengrunder geschäftig und der Gardist fluchte darüber, dass er mit dem Wanderpriester zu Fuß gehen musste, denn die Straßen der Hauptstadt waren für den Fußverkehr nicht wirklich ausgelegt. Er wäre gerne, wie alle anderen, mit seinem Adler über den Köpfen der ärmsten der Armen geschwebt und hätte die schmutzigen Straßen der verschwindenden Minderheit überlassen, die sich keinen eigenen Adler leisten konnte, doch Findrick hatte sich mit allen Mitteln dagegen gesträubt, auf den Rücken von einem dieser wilden Tiere zu steigen.Er hatte sogar die Aden Karte ausgespielt, die er eigentlich sonst nur androhen wollte, schließlich verlor so etwas schnell an Wirkung. Aber es hatte ihn nicht nur Angst vor dem Fliegen dazu bewogen, nicht auf einen Adler zu steigen, doch auch die Solidarität mit den Armen, an denen sein Herz immer hing. Er gab einem Bettler beim Vorbeigehen sogar die einzige Münze, die er im Moment besaß. Von nun an würde sich Aden wohl so und so um ihn kümmern, vermutete er zurecht.
Er wurde in das Haus gelassen, das wie die meisten Gebäude in der montanen Stadt Adlerhorsten, sehr schmal doch dafür extrem hoch war, da durch die gebirgige Struktur der Stadt, nirgendwo viel Baugrund zu Verfügung stand. Den meisten Manengrundern waren die hohen Häuser jedoch nicht unangenehm, schließlich konnten sie mit ihren Adlern bequem zum Dach fliegen und mussten nicht von der Straße aus den Eingang suchen. Sie entgingen dadurch auch dem klaustrophobischen Gefühl, dieser engen und dunklen Straße, die durch die Höhe der Häuser, überragt und fast zugemauert wirkte.Der Gardist hingegen, musste nun auch noch Stufen steigen, was ihn noch mehr zum Fluchen brachte.
Endlich im Salon angekommen, wurde Findrick dazu angehalten, alleine zu warten.
Es gefiel Findrick wieder hier zu sein, in der Stadt, die in den Felsen geschlagen worden war, er mochte die kleinen überdachten Brückchen, die immer wieder von Haus zu Haus führten, wenn die Straße darunter zu bröckelig und unwegsam war und auch die kleineren Vögel, die um die Gebäude sausten, liebte er zu beobachten. Tausende von Schwalben nisteten im Sommer fast an jedem Fenster und Dachbalken. Und im Geheimen, mochte er auch die Kühle, die der regenschwere Wind stets über die Gipfel fegen ließ, denn sie erinnerte ihn an sein Herkunftsland. Diesen unbedeutend scheinenden Umstand, würde er jedoch auch unter Folter niemals zugeben.
DU LIEST GERADE
Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasyDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...