Kapitel 17

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Lucas by MusicalGirl200

Wir waren tatsächlich Constantin entkommen. Doch auch Serafina wirkte nicht wirklich erleichtert darüber. Sie wusste, dass dieser Vorfall schwerwiegende Konsequenzen haben würde. Fast wäre sie mit ihm gegangen und hätte somit unsere Liebe aufgegeben, die wir uns so hart erkämpft hatten. Dabei hatte ich gedacht, dass wir immer zusammen kämpfen würden. Diese Tatsache nagte immer noch sehr an mir und das wusste Serafina genauso gut, wie ich.

Ich wusste auch, dass sie mich nur hatte beschützen wollen, aber sie müsste mich inzwischen doch gut genug kennen, dass sie das nicht brauchte. Während wir hier zusammen im Auto saßen, traute sie sich nicht einmal mich anzusehen. Sie schien nicht einmal darauf zu achten, wo wir hinfuhren, sonst hätte sie bestimmt schon längst zu protestieren angefangen. Die eisige Kälte in diesem Auto war deutlich spürbar, die aber eigentlich nur von mir ausging.

Serafina sagte kein einziges Wort. Keine Entschuldigung, gar nichts. Wahrscheinlich ahnte sie, dass es nichts bringen würde. Sie wischte sich stumm eine einzelne Träne weg und zog auf dem Sitz ihre Beine an ihre Brust.

Erst als wir bei der Villa meines Rudels ankamen, schaltete ich den Motor aus und blickte zu Serafina, doch sie wich meinem Blick aus. Ich konnte nicht beschreiben, was ich gerade fühlte. Es war Zorn, Erleichterung aber auch Verletzung. Ich hatte alles für Serafina getan, alles für unser Liebe getan. Ich war dafür gestorben und sie wäre trotzdem mit ihm gegangen, obwohl man ihm angesehen hatte, dass er mich so oder so hätte umgebracht. Das versetzte mir einfach einen tiefen Stich ins Herz und ich fühlte mich auf eine gewisse Weise verraten.

"Ich habe dich zu meinem Rudel gebracht. Wir werden hier einige Tage bleiben, weil du hier sicher bist", sagte ich zu ihr distanziert und stieg auch schon aus. Serafina tat es mir gleich und wirkte nicht gerade begeistert. "Hälst du das wirklich für eine gute Idee?", fragte sie ganz leise nach. "Ich bin ihr Alpha. Sie haben auf mich zu hören!", antwortete ich streng und steuerte auf die Villa zu, dicht gefolgt von Serafina.

"Was will die Blutsaugerin hier?! Das geht definitiv zu weit!", ging mich Henry sofort an. Es war gerade ein verdammt schlechter Zeitpunkt, um mich zu reizen. "Diese Blutsaugerin gehört zu mir, also halt deine Klappe Henry und reize mich nicht. Serafina steht ab sofort unter dem Schutz von meinem Rudel!", befahl ich ihm eiskalt und marschierte ins Innere. Ich stieg die Treppen hoch und öffnete die Tür von meinem Zimmer, dann drehte ich mich zu Serafina. "Es ist nicht gerade luxuriös, aber es genügt. Es gibt nur zwei Badezimmer, also rate ich dir immer die Tür zu zusperren, wenn du ungestört sein willst. Ich werde jetzt mit meinem Rudel sprechen. Brauchst du noch etwas?", fragte ich sie weiterhin distanziert.

Sie schüttelte den Kopf. Also nickte ich und ging aus dem Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und lehnte mich angestrengt dagegen. Jede Kälte wich aus meinem Gesicht. "Es tut mir leid. Es tut mir alles so leid", hörte ich Serafina noch leise flüstern, dann begann sie zu weinen. Ja, mir tat es auch leid. Am liebsten wäre ich zu ihr gegangen und hätte sie getröstet, aber das fühlte sich für mich einfach gerade falsch an.

Außerdem musste ich jetzt auch noch andere Sachen regeln. Nämlich meinem Rudel begreiflich zu machen, dass sie Serafina schützen sollten und nicht angreifen. Das würde eine lautstarke Diskussion geben und ich wollte auch noch Blutkonserven für Serafina und mich besorgen. Das wir heute voneinander tranken und dazu auch noch hier unter all den Wölfen, erschien mir nicht passend. Also löste ich mich von der Tür und stieg die Treppen nach unten. Ich musste auch wissen, ob es Seth und Ryder wirklich gut ging.

Unten wartete auch schon das gesamte Rudel auf mich und verlangte eine Erklärung. Ich war erstmal erleichtert zu sehen, dass auch Seth und Ryder unverletzt unter ihnen waren. Wir waren sowieso schon nur noch ein Rudel von 9 Werwölfen. Wir konnten es uns nicht leisten noch kleiner zu werden. "Die Vampirbraut muss weg. Ich werde bestimmt nicht mein Leben für einen Feind riskieren", machte Henry mehr als deutlich seinen Standpunkt klar. Ich knurrte bedrohlich. "Diese Vampirbraut hat einen Namen und der lautet Serafina. Sie gehört zu mir, also zeigt auch ihr etwas Respekt, außerdem ist sie nicht unser Feind. Unsere Feinde sind Constantin und seine Leute. Es wird nicht mehr lange dauern bis er uns angreifen wird!", versuchte ich ihnen klar zu machen.

"Ich weigere mich dennoch zu akzeptieren mit einem widerlichen Blutsauger unter einem Dach zu wohnen! Schon schlimm genug, dass unser Alpha ein halber Blutsauger ist!", brüllte Henry so laut, dass es wahrscheinlich auch Serafina gehört hatte. Wütend packte ich ihn und drückte ihn gegen die Wand. Ich wollte nie so ein Alpha werden wie Pascal, niemals. Aber wenn ich ihr Alpha war, hatten sie meine Entscheidungen nicht in Frage zu stellen. "Mir platzt langsam der Kragen mit dir Henry! Ich habe mir verdammt nochmal dieses Schicksal nicht ausgesucht! Keiner von uns hat sich das, aber so ist es nun mal, also können wir nur versuchen das Beste daraus zu machen und sich gegenseitig zu bekriegen, ist keine Lösung." Ich seufzte frustriert aus und ließ Henry wieder los.

"Ich versuche ein besserer Alpha für euch zu sein als Pascal, aber ihr macht es mir gerade wirklich verdammt schwer. Ja, ich weiß, dass für euch die Situation nicht gerade einfach ist. Denkt ihr, dass ist sie für mich? Ich gebe gerade wirklich mein Bestes, um es für jeden Recht zu machen! Ich möchte unter allen Umständen einen Krieg verhindern und diejenigen beschützen, die mir am Herzen liegen", sagte ich streng. "Als Alpha steht nur das Rudel an erster Stelle", entgegnete Mary, ein weiteres Rudelmitglied. "Mein Rudel ist mir ebenfalls wichtig! Falls ihr das noch nicht bemerkt habt, dann tut es mir auch leid!"

Ich machte eine Pause und grübelte. Ich fragte mich, wie lange das wohl noch gut gehen würde, bevor es zu einer Revolte kommen würde. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. "Ab sofort wird es jeden Tag abwechselnd Patrouillen durch unsern Wald geben und die Villa wird auch bewacht werden. Wir müssen jede Sekunden für einen Angriff durch Constantin bereit sein. Ab morgen werden wir auch mit einem härteren Training starten. Ich möchte niemanden von euch bei einem Kampf verlieren. Da in zwei Tagen Vollmond ist, denke ich nicht, dass Constantin so lebensmüde sein wird und genau da angreifen wird. Er wird sich eine Strategie überlegen und unsere Strategie ist Verteidigung."

Ich teilte mit meinem Rudel noch ein, wer wann und wo Patrouille hatte und dann blieb ich alleine mit Seth zurück. "Mein Alpha, bist du dir sicher, dass es funktionieren wird, wenn ein Vampir in unserem Hause lebt?", fragte er mich eindringlich. Ich fuhr mir angestrengt mit der Hand durch mein Haar. "Im Moment gibt es keine andere Möglichkeit. Ich muss jetzt nochmal dringend kurz weg. Könntest du in meiner Abwesenheit über Serafina wachen? Die Anderen sollen nicht einmal in ihre Nähe komme", bat ich ihn. Seth nickte. "Ja natürlich." Immerhin machte er, was man ihm sagte.

"Geht es dir und Ryder auch wirklich gut?", erkundigte ich mich nun etwas sanfter. Seth nickte. "Alles ist in bester Ordnung, aber was ist mit dir Lucas?", entgegnete er. Das war eine sehr gute Frage. Mir ging es ganz und gar nicht gut. Ich musste erstmal mit all meinen verschiedenen Emotionen, die ich gerade durchlebte fertig werden, aber als Alpha durfte ich es mir nicht erlauben zu zeigen, dass auch ich verwundbar war. Also nickte ich. "Alles Bestens. Danke für deine und Ryders Hilfe. Ich bin in einer Stunde wieder zurück", sagte ich zu ihm und verließ die Villa. Ich betete innerlich, dass Serafina nichts Dummes anstellte und die Wölfe reizte. Auch wenn Seth ein Auge auf sie hatte, so konnte man doch nie wissen. Doch im Moment blieb mir nichts anderes übrig, als auf seine Loyalität zu vertrauen.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt