Kapitel 66

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Serafina by LuanaWhite

Ich war völlig gebannt von Liams Geschichte und ich begann mich etwas über meine Reaktion von vorhin zu schämen. Man erkannte ganz deutlich dass jedes Wort der Wahrheit entsprach und dass er wohl sehr unter der Einsamkeit gelitten hatte.

Mich wunderte es nicht, dass Noah so neugierig war, denn nach wie vor interessierte er sich für alles Übernatürliche. Ich aber war erstmal nur still und hörte zu, während Lucas meine Hand fest hielt.

Als Liam mit seiner Erzählung dann fertig war, stand ich auf und kniete mich neben Liam hin und ergriff seine Hand.
"Es tut mir sehr leid was dir widerfahren ist, und ich möchte mich auch für meine Reaktion entschuldigen. Wir drei wissen sehr gut wie es ist, anders zu sein, glaube mir. Was wir sind, hast du vermutlich bereits geahnt, sonst hättest du uns dein Geheimnis nicht anvertraut. Auch wir sind anders, Liam. Und ab jetzt wirst du nicht mehr allein sein." sagte ich zu ihm und eine Träne des Mitgefühls und auch der Scham floss meine Wange hinunter.

Liam lächelte mich dankend an und drückte meine Hand etwas. Und ich musste zugeben, dass die Wärme eines Werwolfes nichts im Gegensatz zu Liams Hitze war.
"Danke, das bedeutet mir wirklich viel. Ich habe mich schon lange nach Freunden gesehnt. Und ich kann deine Reaktion nachvollziehen. Alles ist also gut." meinte er.

Nun stand ich wieder auf und setzte mich wieder neben Lucas.
"Was kann eigentlich so ein Höllenhund?" fragte Noah ganz begeistert.

"Sorry wegen Noah. Er ist nun mal sehr neugierig und ganz fasziniert von der übernatürlichen Welt." entschuldigte sich Lucas für unseren Freund, aber Liam winkte ab.

"Kein Ding. Ich kann das schon verstehen. Also ich habe Krallen und mein ganzer Körper kann in Flammen stehen. Damit ich nicht nackt umher renne, habe ich deswegen immer feuerfeste Unterhosen an. Ach und ich kann Feuerbälle werfen." erzählte er uns und es war nicht zu übersehen, wie begeistert Noah war.

"Oh, wie geil." enzfuhr es ihm mit einem breiten Grinsen.

"Ja, aber auch gefährlich." argumentierte ich und die drei Männer nickten mir zustimmend zu. Ich seufzte etwas aus und rieb mir dir Stirn.

"Liam, du musst aber sehr vorsichtig sein. Denn wie Lucas vorhin schon gesagt hat sind Jäger des Übernatürlichen in Broken Hills. Sie werden nicht zögern alles zu töten das nicht menschlich ist." begann ich noch mal das heikle Thema.

Wir tauschten unsere Nummern aus und Liam versprach vorsichtig zu sein, ausserdem habe er ja jetzt Verstärkung in der Nachbarschaft und Noah und er grinsten sich etwas zu. Und wegen eines Jobs sagte ich Liam er solle sich erstmal in der Stadt einleben und bei Zeiten mal vorbei kommen. Bis das Schloss in Betrieb ging, würde es ja noch eine Weile dauern. Dann verabschiedeten wir uns und verließen Liams Wohnung. Auch Noah sagte Tschüß da er wieder in seine eigene Wohnung rauf ging und wir uns auf den Weg zum Auto machten, denn Lucas meinte er wolle mit mir noch irgendwo hin, aber wohin wollte er mir noch nicht verraten.

Lucas überraschte mich mit einem Besuch im Park der Innenstadt. Er wusste dass ich früher immer gerne hier war, und als die Wolkendecke aufriss und sich ein paar seltene Sonnenstrahlen durchkämpften, schien es perfekt zu sein. Wir setzten uns auf eine Parkbank und Lucas legte seinen Arm um meine Schultern.

Ich genoss diesen Moment und kuschelte mich sanft lächelnd an ihn.
"Ich dachte mir, es wäre eine ganz schöne Idee hierher zu kommen, wo du es hier immer schon geliebt hast." sagte er zu mir und küsste meine Wange.

Doch dann lenke eine Familie mit zwei kleinen Kinder unsere Aufmerksamkeit auf sich. Lucas und ich wurden ganz still und beobachteten sie eine Weile, und man merkte wie unsere romantische Stimmung kippte. Ebenso wie ich, wirkte Lucas plötzlich sehr schmerzerfüllt. Ich wollte ihm etwas aufmunterndes sagen, aber schaffte es einfach nicht.

Der Schmerz, niemals ein eigenes Kind zu haben war nach wir vor stark in mir verankert. Natürlich war ich glücklich. Ich hatte mit Lucas meinen Traummann gefunden, durch Elena hatte ich sowas wie eine Mutter und Noah war schon fast wie ein Bruder. Aber ein Kind würde bis in alle Ewigkeit ein Wunsch bleiben.

Ich konnte es nicht verhindern dass ich wieder mal begann zu weinen. Lucas wollte mich mit dem Besuch im Park aufmuntern, aber jetzt wollte ich hier nur noch weg.
"Serafina..."begann Lucas und wollte mich in seine Arme schließen, aber diesmal ließ ich es nicht zu.

"Ich muss nach Hause. Ich hab noch viel zu tun." meinte ich und stand auf um in Richtung des Parkplatzes zu laufen. Aber natürlich war Lucas sofort an meiner Seite und hielt mich am Arm fest.

"Serafina, lass uns darüber reden. Ich wollte auch immer Kinder. Irgendwann mal. Aber wir sind nun mal was wir sind. Ich weiß das es schmerzt. Aber..."

Nun brachen die Tränen in einem Schwall aus mir raus. Diesmal ließ ich Lucas Umarmung zu und er streichelte meinen Rücken.
"Es tut mir leid. Ich wünschte ich könnte dir eine eigene kleine Familie schenken, Lucas. Ich bin inzwischen so menschlich, aber dieses Privileg wird uns wohl für alle Ewigkeit verwehrt bleiben." schluchzte ich an seiner Brust und er drückte mir einen Kuss auf den Kopf.

"Alles ist gut Baby, alles ist gut." redete Lucas beruhigend auf mich ein. Ich konnte es einfach nicht akzeptieren, dass wir nun mal Wesen waren, die nicht zur Fortpflanzung bestimmt waren.
Lucas hielt mich noch eine Weile im Arm, bevor wir zurück zum Auto gingen und nach Hause fuhren.

Es wurde eine sehr stille Fahrt. Ich trauerte meinen Kinderwunsch nach und auch Lucas schien darüber überaus deprimiert zu sein. Keiner von uns wusste was er sagen sollte, denn keine Worte konnten diese Situation beschönigen.

Kaum waren wir beim Schloss angekommen, sprang ich auch schon aus dem Auto um ins Schloss zu gehen.
"Serafina, wo willst du denn so eilig hin?" fragte mich Lucas und eilte innerhalb einer Sekunde an meine Seite.

"Ich habe noch viel zu tun wegen des Schlosses." meinte ich monoton und ging in Richtung meines Büros. Ich musste mich jetzt einfach in Arbeit stürzen damit ich auf andere Gedanken kam und ich den Schmerz vergaß. Ich wollte nicht mehr die traurige Prinzessin sein, ich wollte die starke Königin werden, aber bis dahin schien der Weg noch weit.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt