Kapitel 32

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Lucas by MusicalGirl200

Einige Zeit blieben wir einfach so sitzen, bis ich meinte, ob wir nicht ins Wohnzimmer gehen wollten. Serafina stimmte schließlich zu und so setzten wir uns dort auf das Sofa. Ich holte Serafina ein Glas Wasser und mir selbst noch einen weiteren Blutbeutel. Serafina sah wirklich so aus, als würde sie dringend etwas brauchen, um wieder etwas nüchtern zu werden. Ich hatte vorhin durchaus bemerkt, wie sie getaumelt hatte.

Und ich brauchte diesen Blutbeutel einfach, weil ich ständig so einen großen Durst hatte. „Das Rudel zu verlassen, war die richtige Entscheidung denke ich, aber es tut trotzdem weh", erzählte ich schließlich. Ich wollte unbedingt mit jemandem darüber sprechen.

"Es tut mir leid, dass du diesen Schritt machen musstest. Aber ich glaube auch, dass das gut war. Aber ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Es ist schrecklich, was du alles auf einmal durchmachen musst. Und dann das noch von mir heute zu hören. Es tut mir wirklich unglaublich leid, Lucas", sagte Serafina ehrlich und nahm einen Schluck vom Wasser.

Sie beobachtete mich nachdenklich, wie ich vom Blutbeutel trank. Ich konnte das nur allzu deutlich im Augenwinkel sehen und sie wirkte so, als würde sie warten, bis ich etwas entgegnete.

Ich nahm noch einen Schluck von meinem Blutbeutel und sah auf unsere verschlungenen Hände. „Das Rudel hatte bereits draußen gestanden und auf mich gewartet. Hätte ich nicht von selbst gesagt, dass ich gehe, hätten sie es selbst erledigt."

Ich machte eine kurze Pause, ehe ich fortfuhr. „Als ich wieder von hier weg bin, bin ich zu Clary. Zuerst hat sie versucht mir etwas vorzuspielen und dann hat sie zu mir gesagt, dass ich nach Vampir und Werwolf zugleich rieche und das ich meinem Verlangen nachgeben werde. Naja und den Rest kennst du ja", erzählte ich Serafina zu Ende.

Dann kam mir, dass sie seit Vollmond ja gar kein Blut mehr zu sich genommen hatte und hielt ihr meinen Blutbeutel hin. „Möchtest du einen Schluck?"

"Dann lass mich jetzt dein Rudel sein", schlug sie mir plötzlich vor und ich schmunzelte etwas über ihren Vorschlag. Leider verstand sie nicht wirklich, was es hieß in einem Rudel zu sein. Das war leider ein Ding, dass nur Werwölfe verstehen konnten, aber ich fand den Vorschlag dennoch süß von ihr.

"Lucas, das solltest du dir nicht zu Herzen nehmen. Clary würde im Moment alles tun und sagen, damit du sie befreist. Oder tötest. Ich weiß wie schwer das ist, aber sie kann nichts dafür. Sie hat die Fähigkeit zu lieben verloren. Sie kennt kein Mitgefühl, keine Schuld. Und keine Reue", versuchte sie mir irgendwie zu erklären, was mit meiner Schwester los war.

Wahrscheinlich hätte ich gerade heute nicht zu Clary gehen sollen, wo ich sowieso angeknackst gewesen war. „Dann kann ich ja schon mal an Clary sehen, was mir droht, wenn ich nicht aufpasse. Wirklich super", sagte ich und schüttelte den Kopf.

Doch als Serafina dann kein Blut haben wollte und den Kopf schüttelte, hob ich verwundert eine Augenbraue. Ich verspürte immer mehr das Verlangen nach Blut und sie brauchte gar nichts. „Du...du brauchst kein Blut?", fragte ich verunsichert nach. Wie sehr wünschte ich mir auch, dass ich kein Blut mehr brauchen würde.

Serafina wurde immer mehr zu einem gewöhnlichen Menschen, während ich immer mehr zu, nun ja zu was auch immer ich war, wurde.

Bei meine Worten über meine Angst, wie Clary zu enden, riss sie sofort ihre Augen auf und nahm mein Gesicht in ihre Hände, um mir intensiv in die Augen zu schauen. "Hör mir jetzt zu. Du, mein Schatz, wirst niemals so werden. Du wirst die Fähigkeit zu Lieben, niemals verlieren."

"Ich kann das Blut nicht mal mehr riechen", gestand sie mir dann schließlich auch noch wegen des Blutes und es wirkte so, als würde sie sich dafür schämen.

Ich legte Serafina sanft meine Hand an die Wange. „Dafür brauchst du dich doch nicht zu schämen. Es ist ein Segen. Ich wünschte, ich wäre so menschlich wie du", sagte ich zu ihr und drückte ihr ganz sachte einen Kuss auf die Stirn.

Dann kam mir noch etwas, wie ich sie vielleicht wieder zum Lächeln bringen konnte. „Du hattest vorhin gemeint, du hast gekocht. Wenn du noch möchtest, würde ich sehr gerne etwas davon probieren. Also nur wenn es dir keine Umstände macht. Ich möchte doch gerne die Kochkünste meiner Freundin probieren." Ich schaffte es leicht zu schmunzeln und diesmal war es auch echt.

Als sie das hörte, begannen ihre Augen zu strahlen. Ich konnte sehen, wie viel ihr das bedeutete und das machte mich selbst mehr als glücklich. Ich wollte ihr einfach zeigen, dass in mir immer noch der Lucas steckte, in den sie sich verliebt hatte.

Ich wusste doch, wie viel ihr bereits solche Kleinigkeiten bedeuteten. „Natürlich, ja! Ich mache dir sofort etwas warm!", meinte sie und sprang von der Couch auf, um in die Küche zu flitzen, doch dabei sah man, wie ihr schwindelig wurde und sie musste sich am Türrahmen festhalten, um nicht hinzufallen. Der Alkohol schien seinen Tribut zu fordern. Sie sollte wohl lieber nichts mehr trinken.

Sofort eilte ich an Serafinas Seite und stützte sie. Was war nur wirklich mit ihr los? Lag das wirklich an den Unmengen von Alkohol? Ich begleitete sie zu dem Barhocker in der Küche, wo sie sich wieder setzte.

„Alles gut bei dir? War dir schwindlig? Weißt du was? Ich mach dir jetzt einen Tee zur Beruhigung. Das hat meine Mum immer gemacht, wenn es mir nicht gut ging und dein bestimmt köstliches Essen kann ich mir auch selbst warm machen. Man soll ja schließlich nicht sagen Männer wären zu blöd einen Haushalt zu führen", sagte ich zu Serafina und machte mich auch schon an die Arbeit.

Dabei merkte ich auch, wie Serafina mich angrinste. „Ich muss mich an diese Menschlichkeit bloß gewöhnen. Es ist ungewohnt das Alkohol so eine Wirkung auf mich hat", meinte sie bloß und strahlte mich weiter verliebt an. Es schien ihr zu gefallen, dass ich wieder versuchte so zu sein, wie sonst und das machte nicht nur sie glücklich, sondern mich auch.

Als ich ihr den Tee hin stellte, bedankte sie sich, roch daran und nahm einen Schluck. Doch plötzlich wirkte es so, als würde ihr richtig schlecht werden. Sie hielt sich ihre Hand auf den Mund und sprang zum Spülbecken, wo sich ihr Magen, dann auch noch von selbst entleerte.

Besorgt ging ich zu Serafina und hielt ihr Haar hoch, als sie sich nochmal übergeben musste. „Ist wirklich alles gut?", fragte ich nochmal nach, woraufhin sie nickte und sich dann langsam wieder aufrichtete.

„Ok, jetzt reicht es. Ich bringe dich jetzt ins Bett und bringe dir dorthin den Tee und mache dir eine Suppe", sagte ich zu ihr streng und ließ auch gar nicht mit mir diskutieren. Ich hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer, wo ich sie vorsichtig absetzte. Dort angekommen, deckte ich sie liebevoll zu.

Ich wollte für sie wieder der Mann sein, in den sie sich verliebt hatte. „Ok, entspann dich und ich bin gleich wieder da mit Tee und Suppe", versicherte ich ihr und huschte wieder in die Küche.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt