Kapitel 95

66 8 0
                                    

Ruby by LuanaWhite

Nachdem Noah los gezogen war um mit Lucas den Nachmittag zu verbringen, wollte ich mich auf die Suche nach Serafina machen. Aber irgendwie konnte ich sie einfach nicht finden.

Nach ungefähr einer Stunde war von ihr immer noch nichts zu sehen also beschloss ich sie anzurufen. Aber kaum wählte ich ihre Nummer, schaltete sich auch schon die Mailbox ein. Das war seltsam. Zuletzt hatte sie sich so zurück gezogen als Lucas von den Jägern gefangen gewesen war. Aber selbst da konnte man sie in ihrer Wohnung vor finden. Langsam machte ich mir um meine beste Freundin Sorgen.

Als ich nach draußen ging, entdeckte ich Liam der anscheinend gerade aus dem Wald kam. Inzwischen war ich es gewohnt dass man ihn nur in Boxershort vor fand, immerhin würden seine Klamotten allesamt verbrennen wenn er sich verwandelte.

Ich mochte Liams Aura. Vermutlich lag es daran, dass er eines der stärksten Elemente verkörperte aus denen ich mit meiner magische Kraft schöpfte.
"Liam! Hey, Liam!" rief ich ihm zu und ging bereits in seine Richtung.

Liam grinste mich breit an, als er mich erblickte.
"Hey Ruby, meine Lieblingshexe. Was gibt es denn?" fragte er mich und kam schnellen Schrittes mir entgegen. Ich begann etwas zu lächeln, denn manchmal kam er mir schon fast wie ein großer Bruder vor und sowas hatte ich mir schon immer gewünscht.

Ich war so unendlich froh dass ich wenigstens auf Liam getroffen war, denn ich machte mir große Sorgen um Serafina. Noah hatte mir geschrieben dass er mit Lucas zu dessen Tante gefahren ist, um ihm etwas aufzumuntern. Zu den beiden Vampiren wollte ich nicht, da ich in mir drin noch immer Angst hatte sie könnten mich anfallen. Ja, Dom und Sean schienen friedlich gesinnt zu sein, aber hier schlug sich einfach meine Erziehung durch. Und die Wölfe waren seit der Eskalation im Wald wie vom Erdboden verschluckt.

"Ich kann Serafina nicht finden. Ich habe schon das ganze Schloss nach ihr abgesucht und ihr Handy ist aus. Lucas kam vorhin mit diesem Sean zurück und dann meinte er seine Schwester wäre verloren und Serafina und er sind dann verschwunden. Noah ist jetzt aber mit Lucas unterwegs, aber wo ist Serafina? Wenn sie sich gestritten oder so haben, dann geht es ihr bestimmt nicht gut. Du weißt ja wie sie ist wenn es um ihn geht..."erklärte ich besorgt.

Nachdenklich kratzte er sich am Kopf.
"Ich glaube ich weiß, wo sie ist. Folge mir." wies mich Liam an und eilig gingen wir auch schon los.
"Ich habe Lucas geholfen diesen Pavillon im
Heckenlabyrinth herzurichten und ich kann mir vorstellen, dass sie da ist." erklärte er mir seufzend. Ein Pavillion? Das war doch mal mega romantisch!

"Ich glaube Serafina sollte Lucas etwas Freiraum geben und dann wären sie beide nicht so, naja, am Ende. Also ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine. Ich finde Lucas ist einfach immer noch von den Ereignissen bei den Jägern traumatisiert und das spiegelt sich in seinen Emotionen wieder. So ein schreckliches Erlebnis hinterlässt Spuren und glaub mir, ich weiß wovon ich spreche." meinte er zu mir und schien aus Erfahrung zu sprechen. Ihn musste wohl auch etwas schlimmes in der Vergangenheit passiert sein.

Ich ließ mich von Liam durch das riesige Heckenlabyrinth führen. Wenn ich allein hier rein gehen würde, hätte ich mich bestimmt verlaufen. Ich hatte einfach einen sehr schlechten Orientierungssinn. Und Serafinas Aura konnte ich auch nicht spüren. Nur manchmal, aber ganz schwach. Vermutlich lag es daran, dass ich nur übernatürliche Auren wahr nehmen konnte und obwohl Serafina ein Vampir war, war sie schon mehr Mensch. Aber wie das möglich war, konnte ich auch noch nicht herausfinden. Vielleicht hatte das ja was mit ihrer Seele zu tun, ob das Sean auch passieren würde?

"Ja, das verstehe ich. Aber auch Serafina hat ein schlimmes Trauma durch diese Geschichte. Sie hat so schreckliche Angst Lucas zu verlieren, egal auf welche Art. Ich glaube manchmal ist ihr das alles einfach zu viel." seufzte ich etwas aus und folgte Liam weiter.

Schließlich fanden wir Serafina tatsächlich im Pavillion vor und ich lief sofort zu ihr. Meine Freundin starrte aber einfach nur auf ihre Hände, neben ihr lag ein leerer Blutbeutel.

"Magst du vielleicht mit uns wieder reinkommen und wir reden etwas? Noah hat sich Lucas geschnappt und wenn einer Lucas helfen kann, dann doch sein Bruder, oder?" versuchte Liam unserer Freundin etwas Mut zu machen. Es brachte ja schließlich nichts wenn sie sich abschottete und an Liams Worten war was wahres dran, sie musste Lucas einfach Zeit geben.

Serafina sah schrecklich aus. Ich wischte ihr Gesicht, dass übersät mit Tränen war, trocken.
"Liam hat recht. Komm mit rein, Fina. Alles wird wieder gut, ok?" versuchte ich sie zu überzeugen. Sie nickte zögerlich und stand mit meiner Hilfe auf. Dann gingen wir zu dritt zurück in das Schloss. Liam entschuldigte sich kurz um sich etwas anzuziehen, während dessen gingen wir Mädels in die Küche.

Dort schnappte sich Serafina tatsächlich einen weiteren Blutbeutel und begann diesen gierig zu trinken. Das war ich von ihr überhaupt nicht gewohnt.
"Sag mal, seit wann hast du so einen Durst?" fragte ich sie. Sie zuckte nur mit den Schultern und trank weiter, da kam auch schon Liam wieder zu uns.

Der Höllenhund sah zwischen uns hin und her und schien irgendwie nicht zu wissen ob er etwas sagen sollte oder nicht. Aber dann warf ich ihm einen vielsagenden Blick zu.

"Hör zu Serafina, lass den Kopf nicht so hängen. Das mit Lucas wird schon wieder. Gib hm einfach Zeit und versuch dich nicht so fertig zu machen. Lucas würde dich niemals verlassen, dafür liebt er dich viel zu sehr. Genieß deine Zeit einfach mit uns und lass dich von uns ablenken. Ich bin mir sicher, wenn Lucas später mit Noah nach Hause kommt, geht es ihm besser und dann könnt ihr ganz ruhig nochmal reden." versuchte Liam ihr weiter Mut zu machen. Ich lächelte unseren Freund dankbar zu.

Das hatte Liam wirklich gut gemacht. Ich war noch total ungeübt mit der Kommunikation. Immerhin hatte ich kaum Freunde und musste so gut wie nie jemanden aufmuntern.

"Ihr habt ja recht. Aber... Ich liebe Lucas über alles, aber unser Leben scheint nur aus Kampf zu bestehen. Er kämpft mit seinen Hybridendasein, ich mit meiner Menschlichkeit. Und kaum läuft mal etwas gut, passiert das nächste schreckliche Ereignis. Ich weiß einfach nicht ob ich all dem gewachsen bin. Ich..." sagte Serafina. Ich riss entsetzt meine Augen auf. Was wollte sie denn bitte damit sagen?

"Fina, du bist eine der stärksten Frauen die mir jemals begegnet ist! Du hast so viel durchgemacht und hast erstaunliches auf die Beine gestellt." versuchte ich sie zu überzeugen und Liam nickte mir zustimmend zu.

"Nein Ruby. Du bist stark. Eine so mächtige Hexe. Und ich? Ein Vampir ohne Kräfte. Und selbst mit meiner Liebe, meiner Zuneigung und Hilfsbereitschaft kann ich nichts mehr bewirken. Ich bin schwach. Und vermutlich sogar die Schwächste von uns allen hier." sagte Serafina bitter. Mir klappte der Mund auf und wusste nicht was ich sagen sollte.

"Ok, jetzt reichts." sagte Liam plötzlich energisch und wir sahen ihn ganz irritiert an. So einen Ton waren wir von dem sonst so ruhigen Höllenhund nicht gewohnt.

"Jeder hier ist stark, auf seine eigene Weise. Und Serafina, es tut mir leid und bitte sei mir nicht böse, aber du musst Lucas einfach Zeit geben. Wenn er hier auf jemanden hört, dann bist du es und dann Noah. Nur weil deine Worte nicht sofort bei ihm gewirkt haben, heißt das noch lange nicht, das sie gar nicht gewirkt haben. Du kannst doch zu Lucas nicht immer sagen, er soll kämpfen und gibts dann selbst auf. Ihr seid doch Beide nicht alleine. Ihr habt uns. Wir sind doch nicht nur Freunde,sondern auch Familie. Also rappel dich auf und zeige das auch Lucas und glaub mir, wenn er nachher durch diese Tür kommt, wirst du erstaunt sein." beendete Liam seine Rede.

Ich war erstaunt wie bestimmend und autoritär Liam gerade wirkte. Wieder hatte er Worte gewählt, die mich persönlich sofort überzeugt hätten, aber anscheinend nicht Serafina, die ihr Gesicht verzog und neue Tränen über ihre Wangen liefen. Ich seufzte schwer aus und wollte sie gerade in den Arm nehmen, als plötzlich die Küchentür aufging und Dom und Sean rein kamen.

"Serafina!" entkam es Sean als er sah wie aufgelöst sie war, und wollte zu ihr hin, aber Dominic hielt ihm zurück und schüttelte den Kopf. Das war vermutlich auch gut so. Dann aber ging er selbst zu seiner Schwester.

"Ajaj... Schon wieder diese blöden Gefühle, was?" kommentierte er und erntete sowohl von mir als auch von Liam einen bösen Blick, welche er aber ignoriere. Serafina nickte und wirkte plötzlich ganz klein. Lag das an Doms Anwesenheit? Der Vampir seufzte aus, hob Serafina auf seinen Armen hoch und trug sie hinaus. Nun standen Liam und ich, mit Sean alleine im Raum.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt