Kapitel 37

73 8 1
                                    

Ruby by LuanaWhite

Als Noah mir erzählte das seine Eltern auf Weltreise waren, fand ich das richtig spannend.
"Da haben sie ja eine Menge zu besichtigen. Habt ihr ab und zu Kontakt?" fragte ich neugierig nach, da ich Noah ebenso näher kennen lernen wollte.
"Hast du denn Geschwister oder andere Familie in Broken Hills?" fragte ich weiter.

Dann fragte mich Noah zu dem Verhältnis zu meiner Tante. Natürlich, es war ungewöhnlich das man bei einer Tante und nicht bei den Eltern lebte. Und wenn das so war, dann nahm man wohl an das die Eltern nicht mehr am Leben waren, was ja auch teilweise stimmte.
"Ja, also meine Tante war immer wie eine Mutter für mich. Sie war die große Schwester meiner Mutter, und als sie bei der Geburt gestorben ist, hat sie meinen Vater mit mir als Baby viel geholfen. Und als ich etwas älter wurde, kamen meine... Fähigkeiten zum Vorschein, was meinen Dad total überfordert hatte. Als er ein Stellenangebot in Amerika erhalten hat, hat er es angenommen und meiner Tante das Sorgerecht für mich übertragen. Inzwischen bin ich ja schon erwachsen, aber ich lebe gerne mit ihr zusammen. Auch wenn sie manchmal... Speziell ist. " erzählte ich mit gemischten Gefühlen.

Es brachte ohnhin nichts um den heißen Brei herum zu reden. Wenn ich wollte dass das was mit Noah wurde, dann musste ich von Anfang an komplett ehrlich sein. Und wenn nichts daraus wurde... Naja, darüber wollte ich erst gar nicht nachdenken.

Noah kratzte sich verlegen am Kopf, aber ich fand es süß wie er das machte.
"Ja, wir haben regelmäßig Kontakt. Geschwister habe ich leider keine. Aber mein bester Freund Lucas ist wie ein Bruder für mich." erzählte er mir.
"Das mit deiner Mutter tut mir leid. Aber deine Tante scheint eine gute Frau zu sein, wenn sie sich so liebevoll um dich kümmert. Aber hast du mit deinem Dad dann überhaupt noch Kontakt?" erkundigte sich Noah interessiert.

Ich wurde hellhörig als Noah den Namen seines Freundes erwähnte. Und ich erinnerte mich auch an den Frauennamen den ich gestern auf dem Display auf seinem Handy gelesen hatte. Lucas und Serafina hießen seine beiden Freunde also.
"Es muss schön sein mit einem Freund so ein inniges Verhältnis zu haben, das du von einem Bruder sprechen kannst. Dann wundert es mich nicht dass dich sein Schicksal so mitnimmt." meinte ich einfühlsam und legte meine Hand auf seine, die auf dem Tisch lag. Diese Geste geschah wie von selbst und ich hatte gar nicht darüber nachgedacht. Wir beide bekamen rote Wangen und dann kam auch schon die Kellernin mit unserem Essen und wir zogen unsere Hände wieder zurück.

"Ja, also ab und zu telefonieren wir und meistens kommt er über Weihnachten zu Besuch." erzählte ich dann Noah über die Frage meines Dads. Daraufhin nickte er und begann sich etwas von seinem Fisch runter zu schneiden.

"Hast du denn trotz allem ein gutes Verhältnis zu deinem Vater?" erkundigte sich Noah. Ich grübelte etwas da das eine schwierige Frage war. Dann aß er genüsslich etwas von seinem Essen und es schien im zu schmecken.
"Ich hoffe, ich kann dir Lucas mal vorstellen. Aber ich denke leider, dass das noch dauern wird, bis er naja mehr die Kontrolle hat." erzah er mir ehrlich. Ich verstand das, das das wohl sehr schwierig war und gerne würde ich seine Freunde kennen lernen, vor allem aber auch weil sie zwei Wesen waren, die so untypisch waren. Das war so faszinierend für mich.

"Das kann ich mir gut vorstellen, es ist sicher nicht leicht, mit sowas zu leben." kommentierte ich und kostete von meinem Gericht.
"Wow, das schmeckt echt gut. Bis jetzt habe ich immer nur Fischstäbchen gegessen." erwähnte ich beiläufig und wir beide lachten etwas.

"Ja, also mein Dad und ich, wir verstehen uns eigentlich recht gut, wobei wir versuchen das Thema Magie zu vermeiden. Er hatte das bei meiner Mutter anscheinend schon nicht so gemocht und sie hat kaum praktiziert, im Gegenteil zu meiner Tante. Ich hingegen aber interessierte mich schon immer sehr für das alles. Naja und dass ich gerade Okkultismus studiere, mag er auch nicht so besonders." teilte ich Noah etwas traurig mit. Es war schwierig jemanden den man liebt, einen so wichtigen Teil seines Lebens nicht anvertrauen zu können.

Nun war es Noah der tröstend seine Hand auf meine legte und dabei trafen sich unsere Blicke. Ich wurde etwas rot, wandte aber meinen Blick nicht ab da ich mich für ein paar Sekunden regelrecht in seinen schönen Augen verlor.
"Es tut mir leid, dass dein Dad davon nicht so begeistert ist. Ich finde das alles total spannend. Bis vor etwas über einem Jahr hatte ich noch nicht einmal gewusst, dass das Übernatürliche existiert und jetzt bin ich mittendrin." begann er mir ehrlich zu erzählen.

Dann lächelte er mich etwas an.
"Also wenn du mal mit jemandem darüber sprechen willst, bin ich da. Du musst mir halt nur alles für Dummis erklären, weil ich keine Ahnung von Magie habe." meinte er und wir beide lachten nun.

"Danke, ich glaube darauf werde ich bestimmt noch zurückkommen." entgegengte ich ihm. Dann lösten sich unsere Hände wieder und wir aßen weiter.

"Wie ist das eigentlich für dich so, also das deine Freunde so anders sind? Ich meine das ist ja eine völlig neue Welt die sich dir plötzlich eröffnet hat. Hat es dir Angst gemacht?" fragte ich neugierig. Noah sagte zwar das er das alles spannend fand, aber konnte mir durchaus vorstellen das es für einen Menschen auch beängstigend sein konnte. Vor allem wenn man weiß das überall in der Stadt blutsaugende Vampire sein konnten. Und Menschen die sich in Wölfe verwandeln. Und jetzt kannte er auch noch mich, eine Hexe die ihm verzaubern konnte. Andere Menschen wären schreiend davon gelaufen, aber zu meiner Überraschung schien er recht gut damit klar zu kommen, was ihn irgendwie noch anziehender für mich machte.

"Als Lucas mir damals erzählt hat, dass er ein Werwolf ist, hatte ich schon für einen Moment etwas Panik gehabt. Aber das war gleich wieder verschwunden, weil ich immer wusste, dass er mein bester Freund ist, mein Bruder." meinte er schulterzuckend.
"Ich denke in jedem Wesen streckt etwas Gutes. Ich bin offen und diskriminiere deshalb niemanden. Doch ich muss gestehen momentan habe ich Angst. Lucas hat deutlich Angst vor den Veränderung zum Hybriden und macht dicht und ich kann ihm als einfacher Mensch einfach nicht helfen und das macht mich irre. Ich würde ihm so gerne helfen und selbst bei den Recherchen war ich keine Hilfe." vertraute mir Noah dann auch noch an und begann auf sein Essen zu starren.
"Sorry, dass ich damit voll quatschte. Ich habe nur irgendwie das Gefühl, ich kann mit dir über alles reden."

Ich legte mein Besteck erstmal zur Seite und griff wieder nach Noahs Hand. Diesmal aber hielt ich sie ganz fest.
"Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Natürlich können wir darüber reden und ich verstehe das dich das sehr belastet. Wenn es meine Freunde währen, würde es mir doch genauso gehen. Naja, irgendwie hat mich dieses Thema seit unseren ersten Treffen auch gar nicht mehr los gelassen. Aber ich denke auch kein anderes Wesen wird ihm helfen können, egal ob Mensch oder nicht. Ich vermute mal, er muss erst lernen mit all diesen Veränderungen umzugehen und wenn er das geschafft hat, kann er wieder sein Leben leben." versuchte ich Noah etwas zu bestärken und ich hatte das Gefühl, das es auch irgendwie funktionierte, auch wenn ich keine große Hilfe war.

"Vielleicht könnte ich mit meiner Magie sogar etwas helfen. Vielleicht spüre ich ja etwas oder keine Ahnung..." schlug ich dann vor, aber meine Stimme wurde leiser. Es war mir auch etwas unangenehm über all das in einem Restaurant zu sprechen.

"Aber wenn du jemanden zum Reden brauchst, auch wenn es mitten in der Nacht ist, kannst du mich jederzeit anrufen, Noah. Das wollte ich dir noch sagen." fügte ich noch hinzu und lächelte ihn sanft an. Noah sah mich mit großen Augen an und ich konnte es mir nicht erklären, aber plötzlich spürte ich eine sehr starke Verbundenheit mit diesem Mann.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt