Kapitel 44

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Serafina by LuanaWhite

Als Noah in das Schlafzimmer kam, zog ich die Decker etwas höher. Ich hatte mir bereits die Hose ausgezogen gehabt und wollte irgendwelche Einblicke verhindern. Ich hatte eigentlich vor gehabt nach dem Trinken meines Blutbeutels einfach nur zu schlafen. Ich senkte den Beutel etwas und nickte.
"Klar, natürlich. Geht's dir gut, Noah?" fragte ich ihn besorgt. Wenn ich daran dachte wie Lucas nach seiner Verwandlung ausser sich war, dann würde es mich nicht wundern wenn unser Freund noch mehr die Nerven verlor. Immerhin wurde er Wolf und Vampir zu selben Zeit. So dachte ich in diesem Moment zumindest.

Noah setzte sich auf die Kante des Bettes und lächelte nervös.
"Also ehrlich gesagt, geht es mir wirklich gut. Ich fühle mich etwas schlecht deswegen, weil Lucas immer noch damit kämpft und da kommen wir auch schon zum Punkt. Ich mache mir große Sorgen um Lucas. Ich habe Angst, dass wir ihn verlieren." gestand er mir.
"Er gibt sich wieder für alles die Schuld und ich habe das Gefühl, dass du die Einzige bist, die ihm helfen kann."

"Aber wie geht es dir?", fragte er ergänzend.

Ich weitete etwas meine Augen als Noah das sagte und legte meinen Zeigefinger auf meine Lippen als Zeichen das Noah etwas leiser sprechen sollte und deutete dann noch auf mein Ohr. Lucas würde das hören und das würde ihm wieder sehr kränken.
"Ich versuche mein bestes." sagte ich zu Noah.

Auf seine Frage hin seufzte ich aber etwas, auch wenn ich froh war das er gut klar kam. Naja, noch. Ich hoffte das bliebe so, denn mit zwei Hybriden die mit ihrem Dasein kämpften, würde ich definitiv nicht klar kommen, ich tat mir mit Lucas ja schon schwer. Ihn heute so brutal zu sehen war schlimm, und dann die Situation mit Constantin... Dann Sean... Ich hatte echt gedacht es wäre vorbei.

"Ich komme schon klar. Naja, alle mit denen ich die letzten Jahrhunderte verbracht hatte, sind heute ermordet worden. Sie waren zwar Monster, aber eine lange Zeit die einzigen die ich hatte." meinte ich bitter.
"Ich weiß ich sollte ihnen nicht nachtrauern, aber ich tu es trotzdem." gestand ich ihm.

Noah sah mich mitfühlend an.
"Das tut mir leid, wirklich. Aber mich und Lucas wirst du nicht als deine Familie verlieren. Aber jetzt müssen wir schauen, dass wir Lucas wieder zurückholen. Ich glaube, er hatte gehofft, dass du bei uns im Wohnzimmer bleibst. Ich konnte es ihm ansehen. Ich kenne meinen sturen Freund inzwischen sehr gut. Er denkt wirklich, er hat seine Menschlichkeit verloren. Du musst ihm zeigen, dass das nicht so ist. Ihr seid doch mein Traumpaar, dass alles schafft." versuchte er mich aufzubauen. Ich wusste er wollte helfen und auch trotz der Verwandlung in einen Hybriden, schien Noah immer noch der Alte zu sein.

Ich dachte etwas über Noahs Worte nach und nickte dann.
"Okay, gib mir ein paar Minuten, dann komm ich raus, ok?" sagte ich und Noah lächelte.

"Okay." dann stand er auf und ging wieder aus dem Schlafzimmer. Als er draußen war, schlug ich die Decke von meinen nackten Beinen, zog mir meine Hose an, schnappe meinen angebrochenen Blutbeutel und ging zu Lucas und Noah ins Wohnzimmer. Ich setzte mich neben Lucas und reichte ihm das Blut, welches er gleich annahm und den Beutel in schnellen Zügen leer trank. Danach legte er den leeren Beutel auf den Wohnzimmertisch und starrte ziellos gerade aus. Ich konnte seinem Blick ansehen, daß er am Abgrund angekommen war.

"Äh ja also, ich würde mich dann für heute gerne zurückziehen. Serafina, dürfte ich vielleicht kurz dein Handy ausleihen, um Ruby zu schreiben, dass ich mein Handy verloren habe, damit sie sich keine Gedanken macht?", bat Noah mich. Ich nickte und stand kurz auf um mein Handy zu holen und gab es ihm.
"Danke." sagte Noah leise und ging in das kleine Gästezimmer und ließ Lucas und mich somit allein.

Kaum war Noah weg, begann Lucas auf einmal zu weinen und vergrub sein Gesicht in seinen Handflächen. Er schien damit auch nicht mehr aufhören zu können.

Ich atmete tief durch und schloss für eine Sekunde lang die Augen ehe ich Lucas Hand in meine nahm und seine Finger mit meinen verschränkte.
"Es tut mir leid das ich dich vorhin im Wald so angefahren habe. Ich weiß, dieser Abend war schrecklich für uns alle, aber du hast getan was getan werden musste, Lucas." seufzte ich und legte nun meine andere Hand an seine Wange. Dabei war mir gerade egal das er lieber nicht zu viel Nähe haben wollte, denn Nähe war gerade genau das was wir beide brauchten.

"Egal was da heute auch passiert ist, und egal wie sehr du glaubst dich heute verloren zu haben, du bist immer noch der Lucas, in den ich mich unsterblich verliebt habe. Der Lucas, der mich vor diesem anderen Wolf gerettet hat, als ich einer Familie geholfen hatte. Der Lucas, der es geschafft hat, das mein Vampirherz wieder zu schlagen begann. Der Lucas, der seinen besten Freund wie einen Bruder, und seine Tante wie eine Mutter liebt. Der Lucas, der für seine Liebe, seine Menschlichkeit, und für alles kämpft, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Der Lucas, der tut was sein Herz ihm sagt. Sein reines Herz. Mein Spider-Wolf. Der Lucas, den ich liebe, und immer lieben werde, bis in alle Ewigkeit."

Anschließend legte ich meine Lippen auf seine und schloss meine Augen. Ich wünschte, hoffte, betete, das ich zu ihm durch gedrungen war, denn für einen weiteren Kampf hatte ich heute keine Kraft mehr. Ich wollte mich in den Armen meines Liebsten fallen lassen, ich wollte von ihm gehalten werden, ich wollte meinen Lucas. Mir ging es immerhin gerade auch selbst nicht gut und wenn mich Lucas nun wieder weg stoßen würde, würde ich das nicht verkraften. Ich wusste nicht, wie lange ich noch stark sein konnte.

Entgegen meiner Erwartung erwiderte Lucas meinen Kuss. Er legte sogar seine Arme um mich und küsste mich immer weiter. Er brauchte mich genauso sehr wie ich ihn, und ich war so erleichtert.

Er hatte so schreckliche Angst gehabt, daß er mir was antat, dass ihm zunächst gar nicht bewusst war, was er mir deshalb antat. Diese ständig größer werdende Distanz zwischen uns war so unerträglich gewesen und ich war bereits dabei zu zerbrechen. Doch in diesem Moment, schien es fast so, als würde er diese Distanz wieder überwinden, als würde er aus seiner Schale ausbrechen und endlich wieder zu mir zurück kommen.

Einige Augenblicke später löste sich Lucas nur ein klein wenig von mir, um mich anzusehen. Aber sein Blick war so traurig.
"Es tut mir leid Serafina. Es tut mir so schrecklich leid." schluchzte er und schloss die Augen als eine weitere Träne sich den Weg übers seine Wange bahnte.

Ich schüttelte etwas meinen Kopf und lächelte Lucas leicht und auch liebevoll an.
"Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst, mein Liebster." hauchte ich ihm zu und wischte sanft seine Träne weg. Und dann küsste mich Lucas wieder und zog mich dabei noch fester in seine Arme. Dabei atmete ich erleichtert auf. Und als wir unseren liebevollen Kuss lösten, legte ich meinen Kopf auf seiner Brust ab.

Es tat so gut endlich wieder meinen Lucas zu haben, und ich brauchte ihn so sehr. Das heute, der Clan, Constantin, die Tötungen, das alles war mir zu viel gewesen und mein Hals tat immer noch weh. Ich hatte noch immer Constantins Worte in meinen Kopf. Immer und immer wieder hörte ich sie.

"Kannst du mich bitte ins Bett bringen und mich weiter halten, Lucas? Bitte." flehte ich ihn flüsternd an.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt