Kapitel 26

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Serafina by LuanaWhite

Seit Lucas los gegangen war, hatte ich keine ruhige Minute. Ich hatte vermutlich alle fünf Minuten auf mein Handy geschaut ob er sich vielleicht gemeldet hatte, aber so lange war er nun auch wieder nicht weg. Aber ich machte mir einfach so wahnsinnige Sorgen. Zum Glück würde Noah bald auftauchen und mich hoffentlich ein wenig ablenken.

Es war bereits kurz vor zwölf Uhr Mittag als es endlich an der Tür klingelte. Noah hatte zwar einen Ersatzschlüssel für die Wohnung, aber er wollte ihm nur in Notfällen benutzen.
"Ist alles ok?" fragte mich Noah als er herein kam und erstmal die Einkäufe abstellte. Ich musste wohl ziemlich miserabel aussehen wenn er mich das fragte. Und was sollte ich ihm bloß antworten? Hier ging es immerhin um seinen besten Freund, seinen Bruder sozusagen. Die beiden waren zusammen aufgewachsen und standen sich näher als sonst jemand.

Langsam schüttelte ich meinen Kopf und wieder einmal kamen mir die Tränen. Oh man, ich hatte es echt satt zu weinen. Und wie Noah nun mal war, zog er mich sofort in eine tröstende Umarmung die ich sofort erwiderte.

"Oh Serafina, was ist nur los? Ist irgendetwas passiert?" fragte mich Noah besorgt. Wir lösten uns voneinander und setzten uns in die Küche. Ich sah ihm sofort seine Sorge an, und ich fühlte mich schlecht dass ich ihn nun mit allem belasten musste, aber ich musste einfach mit jemanden darüber sprechen.

"Ist dir irgendetwas passiert? Ist etwas mit Lucas?" hakte Noah weiter nach, während ich versuchte mich etwas zu beruhigen.
"Ist etwas an Vollmond passiert? Bitte sag mir, was los ist Serafina?" bat er mich sanft. Ich wusste er wollte helfen, aber ich suchte noch nach den richtigen Worten.

Dann holte ich aus dem Kühlschrank die Flasche Bourbon raus und schenkte uns beiden ein Glas ein. Das würden wir jetzt brauchen.
Anschließend begann ich Noah zu erzählen was passiert war. Ich erzählte dass sich Lucas an Vollmond nicht verwandelt hat, von Clary und den Angriff der Vampire. Von den Stress den er mit den Wölfen hatte und dass Lucas Blutdurst immer stärker wurde. Auch dass er den Verdacht hat, dass seit dem Vollmond seine Fähigkeiten stärker wurden.

"Das Vampirsein, und alles was passiert ist, steigt ihm langsam zu Kopf. Ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll. Ich versuche wirklich für ihn da zu sein, aber dass ich inzwischen fast wie ein Mensch bin, macht das ganze auch nicht leichter. Zu all den Problemen die Lucas hat, muss er mich auch noch zusätzlich vor Constantin und seinen Clan beschützen. Ich habe so Angst ihn zu verlieren, Noah. Was wenn ich es nicht schaffe ihm auf dem richtigen Weg zu halten?" sprach ich meine Ängste nun aus und leerte mein Glas in schnellen Zügen runter.

Noah wurde während meinen Erzählungen komplett bleich im Gesicht. Er nahm einen großen Schluck des Alkohols, und musste erst mal verarbeiten was ich ihm gerade offenbart hatte. Vermutlich war es Lucas nicht recht dass ich Noah das alles erzählte, aber mir blieb keine andere Wahl.

"Aber, aber er ist doch immer noch unser Lucas, oder? Also, ich meine er ist doch stark. Er wird doch nicht böse werden. Das kann er doch nicht." entgegente er völlig aufgelöst.

"Kann man ihm nicht irgendwie helfen? Wo ist er jetzt? Er ist doch wie ein Bruder für mich." sprach Noah weiter und trank wieder etwas vom Bourbon.

"Natürlich ist er noch unser Lucas aber... Gestern wollte er tatsächlich die Nachbarn manipulieren um etwas zu essen zu holen." erzählte ich Noah.

"Ich liebe ihn über alles, aber ich bin einfach nur noch ratlos. Heute morgen wachte er auf und wollte nicht dass ich ihn anfasse. Er hatte Angst mir weh zu tun. Ich konnte ihn nach einer heftigen Diskussion dazu noch überreden wenigstens im Wald etwas Tierblut zu trinken. Wenn ein Vampir nicht regelmäßig Blut trinkt, verliert er den Verstand. Ich wollte mir deshalb des öfteren das Leben nehmen. Und das Rudel ist nicht gerade erfreut darüber dass er jetzt ein Hybrid ist und macht ihm noch mal zusätzlich Druck. Es tut mir leid dich mit all dem zu belasten, Noah, aber wenn ihm einer helfen kann seine Menschlichkeit zu bewahren, dann du. Du bist sein bester Freund. Ihr kennt euch bereits euer ganzes Leben. Und die Sache mit seiner Schwester... Das ist alles einfach zu viel. " erzählte ich ihm und wischte mir neue Tränen weg. Noah war zwar ein Mensch, aber er war derjenige der ihm am besten auf dieser Welt kannte.

Er schien das alles aber noch gar nicht richtig glauben zu können, was ich verstand. Mir würde es an seiner Stelle nicht anders ergehen.
"Das hört sich so gar nicht nach ihm an. Es ist so viel, was gerade auf ihn einprasselt. Vielleicht sollten wir ihm einfach Zeit geben und ihn immer wieder daran erinnern, dass wir für ihn da sind? Er muss wissen, dass er nicht alleine ist. Ich kann gerne hier bleiben, bis er nach Hause kommt, aber denkst du er wird mit mir reden wollen?" fragte mich Noah unsicher.

"Ich wünschte, ich könnte so viel mehr machen, aber ich bin eben nur ein Mensch und bei der Recherche komme ich auch nicht voran. Es ist zum Verrückt werden." fluchte er und leerte sein Glas.

"Noah, ich denke er würde sich wirklich freuen dich zu sehen und es würde ihm vermutlich auch helfen. Aber es ist auch gefährlich. Dein Blut... Er würde dir nie etwas antun aber wenn das Verlangen zu stark ist... Ich habe heute diesbezüglich auch etwas zu ihm gesagt dass ihm sehr verletzt hat. Ich weiß nicht ob er mir das verzeihen kann. Und Noah, das alles passiert ihm nur weil er durch mich verwandelt wurde. Ich bin schuld an all dem. Ich trage die Verantwortung. Es tut mir so leid. Ich wollte das nie. Ich wollte ihn nur retten. Ich wollte nicht das er stirbt." sagte ich unter Tränen und hielt mir dann die Hände vors Gesicht um meine weiteren Tränen zu verbergen. Ich war völlig aufgelöst und hatte ständig meinen eigenen Traum vor Augen.

Mein Freund legte tröstend seine Hand auf meine Schulter. Natürlich war er selbst überaus besorgt um seinen besten Freund, aber er blieb erstaunlich ruhig, und dafür beneidet ich ihn.
"Ich kann nicht glauben, dass Lucas jemals einem von uns etwas antun würde. Er würde immer versuchen dagegen anzukämpfen. Und du hast an gar nichts Schuld Serafina. Ich bin dir dankbar, dass du Lucas gerettet hast. Wir hätten ihn Beide nicht verlieren können. Du hast alles richtig gemacht. Ich hätte an deiner Stelle dasselbe getan." versicherte er mir.

Es dauerte etwas, doch dann beruhigte ich mich auch wieder etwas.
"Wir kriegen das schon hin. Ich werde ihn mir später mal vorknöpfen. Alles wird gut, du wirst sehen. Ich bin immer für euch Beide da." versprach er mir, und er lächelte mir sogar etwas aufmunternd zu.

"Danke, Noah. Du bist ein Engel. Danke das du für mich da bist." sagte ich dankbar und holte dann mal die Einkaufstüten um sie auszuräumen.

"Lass uns von etwas anderem sprechen. Wie läuft es so an der Uni?" fragte ich ihn noch etwas aufgelöst, aber ein wenig Ablenkung würde jetzt auch etwas gut tun und mich interessierte es wirklich sehr wie es bei meinen Freund so lief. Wir hatten kaum Zeit über ihn zu sprechen da sich meistens alles um Lucas und mich drehte, aber so sollte unsere Freundschaft nicht sein. Noahs Leben war genauso wichtig und ich wollte daran teilhaben. Und auch Lucas. Wir wünschten uns beide dass es ihm gut ging und natürlich hatte ich auch die Tatsache im Kopf das er wohl ein Mädchen kennengelernt hatte, wollte dies aber nicht direkt ansprechen. Er würde schon davon erzählen, wenn er es denn möchte.

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