Kapitel 96

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Serafina by LuanaWhite

Ich wusste selbst nicht was mit mir los war. Liams Worte waren mir sehr zu Herzen gegangen aber ich konnte mich dennoch nicht zusammen reißen. Zu sehen wie sehr Lucas am Boden zerstört war, dass ich ihn nicht aufbauen konnte und unsere Liebe anscheinend nicht mehr genug war, setzte mir unglaublich zu. Auch wenn unsere Freunde und Familie für uns da waren, so konnte es doch nicht die nächsten Jahre weitergehen. Dafür hatte ich keine Kraft.

Mein Bruder trug mich nach oben in mein Schlafzimmer. Er versuchte sich um mich zu kümmern und zu umsorgen wie er es früher immer gemacht hatte, und ich war auch dankbar dafür. Aber gerade fühlte ich mich in der Zeit zurück versetzt. Als wäre ich wieder die Prinzessin des Vampirclans und eine Gefangene meines Leidens. Und egal wie viele auf mich einredeten, ich fiel immer weiter. Nur eine einzige Person schaffte es mich da wieder raus zu holen, und das war mein geliebter Spider-Wolf. Aber ihm ging es selbst miserabel und deshalb war ich mir selbst überlassen.

Dominic legte mich ins Bett und legte sich selbst neben mich, dort, wo Lucas normalerweise lag. Ich seufzte leise aus und wischte mir meine Tränen weg.
"So eine Seele ist nichts Gutes, wenn ich mir dich und Sean anschaue." meinte der Vampir.

"Eine Seele ermöglicht es zu fühlen. Kummer, Leid, Hoffnungslosigkeit. Schmerz und Qualen. Aber auch Liebe, Zuneigung und Freundschaft. Ich leide lieber so, als Gefühlskalt zu sein." entgegnete ich meinen Bruder leise. Dieser schmunzelte etwas und fasste sich theatralisch an sein nicht schlagendes Herz.

"Autsch." kommentierte er.
"Aber ich verstehe wirklich nicht warum ihr euch immer so fertig machen müsst. Also du und Lucas. Ich meine wenn ihr euch nicht so an euren scheiß Moralvorstellungen fest klammern würdet, wärt ihr frei. So richtig frei. Ich meine so wie beim Sex. Ich habe euch schließlich gehört. Lasst euch einfach gehen und euch geht es gut." argumentierte Dominic.

Meine Wangen färbten sich sofort rot als mein Bruder meinte er hätte uns gehört. Aber das ging ihn nun wirklich überhaupt nichts an.
"Das ist ganz was anderes, Dominic." meinte ich, doch er lachte.

"Ist es nicht. Wenn ich mit Lucas auf Sauftour gehe und er seinen Instinkten freien Lauf lässt, geht es ihm prima. Aber... Oh shit. Das hätte ich jetzt nicht sagen sollen. Naja, egal. Wir sind nun mal was wir sind. Wilde Tiere die nach Blut lächzen."

Ich konnte einfach nicht glauben was Dominic da eben gesagt hatte. Ich riss meine Augen panisch auf und setzte mich auf. Fassungslos rieb ich mir durch das Gesicht und musste erst realisieren was ich eben erfahren hatte.
"Du gehst mit Lucas auf Sauftour? Heißt dass ihr beißt Menschen?" fragte ich meinen Bruder hysterisch.

"Hey hey, ganz ruhig. Wir töten ja niemanden. Beißen, trinken, heilen, manipulieren. Ganz simpel und tut niemanden weh. Entspann dich, kleine Zicke."

Okay, das wurde mir nun eindeutig zu viel. Bei einen Unfall könnte ich noch drüber hinweg sehen aber das hörte sich so an als ob die beiden das mit Absicht machten. Und wir sprachen hier immerhin von Lucas. MEINEN LUCAS! Und mein Bruder hatte sich kein Deut verändert. Er war noch immer dieses Monster von früher! Das war ein doppelter Schlag ins Gesicht!

Ich sprang vom Bett und schnappte mir meine Autoschlüssel. Ich musste hier raus. Einfach weg!

Auf dem Weg zum Ausgang des Schlosses lief ich Noah und Lucas über den Weg, die gerade von wo auch immer zurück kamen. Aber ich beachtete sie einfach nicht. Nachdem was ich jetzt wusste, konnte ich Lucas nicht in die Augen sehen und so rannte ich einfach an ihm vorbei aus dem Schloss hinaus.

Zum Glück waren die Paparazzi wieder verschwunden und so stieg ich in mein Auto, steckte den Schlüssel in das Zündschloss und startete den Motor. Mit quitschenden Reifen verließ ich das Grundstück des Schlosses.

Ich trat einfach brutal aufs Gaspedal und achtete nicht auf irgendeine Geschwindigkeitsbegrenzung. Das war mir sowas von egal. Mein Lucas, mein Held, trank mit Absicht von Menschen! Wie konnte es nur soweit kommen? Jetzt verstand ich erst was er heute mit seinen Blutdurst gemeint hatte. Es war einfach nicht nur die Gier nach Blut, sondern dass er diesem Verlangen nachgab. Und das noch dazu mit meinen seelenlosen Bruder, der ihm darin bestimmt auch noch bestärkte!

Ich schrie laut in meinen Auto während ich die leere Landstraße entlang fuhr. Tränen flossen in einer Tour über mein Gesicht und verschleierten meine Augen. Aber auch das spielte für mich gerade keine Rolle. Ich stieg weiter aufs Gaspedal und hatte bereits die Stadtgrenze überfahren. Ich wollte einfach nur weg. Wohin war mir egal. Das hatte einfach keine Bedeutung mehr.

Und als ob der Himmel meine Gefühle wieder spiegelte, begann es von einer Minute auf die andere brisant zu Regnen an. Es schüttete, und dann donnerte es auch noch. Innerhalb weniger Minuten war die Straße klitschnass und dann passierte das Unausweichliche. Ich verlor die Kontrolle über mein Auto. Ich schlitterte die Straße entlang und überschlug mich. Einmal... Zweimal... Dreimal... Der Wagen blieb schlussendlich auf dem Kopf stehen und ich fühlte einen unglaublichen Schmerz auf meinen Kopf. Ich blutete.

Ich wollte mich abschnallen um aus den Wagen zu klettern, aber mein Bein schien eingeklemmt zu sein. Würde meine Menschlichkeit dafür sorgen dass ich hier nun starb? Oder würde meine Vampirseite mich vor dem Tod bewahren? Wir... Ich wusste immerhin nicht wie weit sich meine Veränderung auf mich auswirkte. Vielleicht würde nun mein gemeinsames Leben mit Lucas so enden, wie es begonnen hatte. Bei einem Autounfall auf einer leeren Landstraße. Eine Straße die leer war. Außerhalb der Stadt. In der Dunkelheit. Hier würde mich niemand finden. Ich war allein.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt