Kapitel 99

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Lucas by MusicalGirl200

Nachdem Serafina und ich ausgiebig gefrühstückt hatten, machte ich mich auf die Suche nach Dominic und wollte ihn versuchen zu überreden, dass er sich freiwillig seine Seele zurückgeben ließ. Ihm schien seine Schwester doch trotz seiner fehlenden Seele einen Menge zu bedeuten. Wäre es da nicht schön, wenn er sie wieder lieben könnte?

Ich behielt natürlich im Hinterkopf, dass das Schloss heute für Führungen geöffnet war und, dass das für Dominic praktisch ein wandelndes Buffet war. Doch mich würde er diesmal nicht mehr verführen können. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt. Nie wieder würde ich von Menschen trinken. Es war falsch gewesen, das war mir jetzt auch klar. Doch ich war nach der Sache bei den Jägern einfach schwach gewesen und diese Schwäche hatte Dominic auch ausgenutzt und nur so war es soweit gekommen.

Ich ging durch die Gänge und hielt nach dem Vampir Ausschau. Dabei begegnete ich einer Gruppe einer Führung und lächelte ihnen freundlich zu. Eine kleine Gruppe jüngerer Mädchen kicherten leicht und blickten immer wieder zu mir. „Das muss dieser Lucas Turner sein, der Freund der Besitzerin. Der ist ja noch heißer, als auf den Bildern", tuschelten sie leise, doch ich konnte das natürlich mit meinem übernatürlichem Gehör hören. Ein leichtes Grinsen konnte ich mir dabei nicht unterdrücken. Trotzdem gehörte mein Herz für immer Serafina.

Schließlich führte es mich in den Schlossgarten, wo Dominic auf der Seite an der Wand zusammen mit einer jüngeren Dame stand. Er schien sie manipuliert zu haben und wollte sie gerade beißen. Doch als er merkte, dass ich auf ihn zu kam, hielt er grinsend inne. "Dom, wir müssen reden", fing ich ernst an.

Dominics Grinsen wurde nur noch breiter und er leckte sich bereits vorfreudig über die Lippen. "Können wir gerne nach einem kleinen Snack. Willst du mir Gesellschaft leisten? Sie riecht köstlich, nicht wahr?", sagte er und strich mit seinen Fingern ihre Halsschlagader präsentierend entlang. Ich schluckte, aber ich würde nicht nachgeben. Das würde ich nie mehr.

Er senkte seinen Mund an den Hals der Frau und wollte sie gerade beißen, als ich ihn von ihr weg riss. "Verdammt, was ist denn dein Problem?", fragte er mich gereizt. Mir war egal, ob er Hunger hatte. Dann sollte er sich verdammt nochmal einen Blutbeutel holen.

Denn diesmal würde ich stark sein und mich nicht wieder von ihm verführen lassen. Serafina sollte stolz auf mich sein und sie sollte sehen, dass ich mich ändern konnte. Ich würde meine Kontrolle wieder erlangen. Ich ignorierte Dominic also kurz und ging zu der Frau. "Geh wieder zurück zu deiner Gruppe und vergiss, was hier passiert ist", manipulierte ich sie notgedrungen und sie ging, während Dominic frustriert ausschnaufte.

Dann wandte ich mich ihm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das hier muss aufhören. Ich werde nicht mehr von Menschen trinken und du wirst es auch nicht tun. Wir haben Serafina damit fürchterlich weh getan und ich will ihr nicht weh tun. Außerdem ist es falsch und das ist mir nun auch wieder bewusst geworden", erklärte ich ihm und er verdrehte nur die Augen.

Ich konnte Dominic ansehen, dass es ihm gar nicht gefiel, dass ich so drauf war. Aber das war mir egal, denn so war ich wirklich und nicht so, wie ich immer mit ihm von Menschen getrunken hatte. "Jetzt komm mal wieder runter. Was ist denn heute los mit dir?", schnaufte er und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand.

Ich beobachtete ihn genau und kniff die Augen zusammen. "Was empfindest du für deine kleine Schwester? Warum ist dir ihre Sicherheit so wichtig?", fragte ich ihn gerade aus. Ich wusste genau, warum ich ihm diese Fragen stellte. Ich verfolgte ein genaues Ziel, wie ich ihn überreden wollte, dass er zustimmte seine Seele wieder zurückerhalten zu wollen. Hoffentlich ging mein Plan auf.

"Du hast deine Frage doch schon selbst beantwortet. Sie ist meine kleine Schwester und ich bin für sie verantwortlich. Das ist alles. Ich habe keine Seele und es ist unnötig nach irgendwelchen positiven Gefühlen zu suchen. Denn die habe ich nicht", motzte er und schien zu hoffen, dass ich ihn nun in Ruhe lassen würde, aber so war es nicht.

So schnell würde ich nicht aufgeben. Entweder, er tat es freiwillig für Serafina oder ich würde ihn nun mal leider dazu zwingen müssen. "Vermisst du es nicht, etwas für deine kleine Schwester zu empfinden? Sie vermisst dich Dom. Sie vermisst ihren großen Bruder, zu dem sie aufsehen kann. Geschwisterliebe ist etwas Wichtiges. Ich habe selbst eine kleine Schwester und ich würde alles für sie tun", erklärte ich ihm, doch Dominic wirkte skeptisch, worauf ich hinaus wollte.

"Serafina wünscht sich, dass du deine Seele zurückbekommst und würdest du dir das nicht auch wünschen? Würdest du dir nicht auch wünschen, dass du für deine Schwester mehr als nur Verantwortung spürst?", redete ich weiter auf ihn ein und es wirkte für einen kurzen Moment sogar so, als würde er darüber nachdenken. Aber ich konnte ihn deswegen nicht wirklich einschätzen.

"Meinst du das ernst?", fragte er mich skeptisch. Ich konnte ihm doch ansehen, dass dieser Vorschlag einen Reiz für ihn hatte. Ja, er würde wahrscheinlich erstmal einiges durchstehen müssen, wie Sean, aber er war nicht alleine. Wir waren für ihn da.

"Vergiss es, Lucas. Nach drei Jahrhunderten als gefühlloser Vampir. Sieh dir Sean an und der ist nur halb so alt wie ich. Hast du eine Ahnung, was ich in all der Zeit getan habe? Selbst mit Seele wäre ich jemand anderer als damals als Mensch. Mir gefällt es so wie es ist", murrte er als Antwort.

Ich beobachtete Dominic genau. "Sean wird es wieder besser gehen, weil wir ihm helfen werden, ich werde ihm helfen und sieh ihn dir an. Sogar jetzt geht es ihm schon etwas besser. Ich würde auch dir helfen Dom. Du bist für mich zu einem guten Freund geworden und auch ich würde mich freuen, wenn du dich dazu entscheiden würdest deine Seele wieder haben zu wollen."

Ich seufzte und fuhr mir mit der Hand durch mein Haar. "Komm schon Dom. Jeder von uns hat hier schreckliches getan, aber wir können dir helfen, dass du wieder der Dominic wirst, wie vor der Verwandlung. Stell dir doch mal vor, wie schön es wäre für deine Schwester oder deine Freunde Liebe zu empfinden. Dein Leben wäre deutlich erfüllter als das hier. Also, was meinst du?"

Erst wirkte es so, als hätte ich ihn fast überzeugt, doch dann blieb er weiterhin stur. "Nein", war seine endgültige Antwort und er schien auch nicht weiter darüber diskutieren zu wollen. Er stieß sich von der Wand ab und wollte gehen, aber ich legte meine Hand an meine Schulter und hielt ihn so auf. "Komm schon, Dom. Ich bin sicher Du wirst das schaffen. Wir schaffen das. Zusammen. Als Familie."

Irgendetwas mit diesen Worten schien ich in ihm ausgelöst zu haben. Schließlich seufzte er aus. "Na schön", brummte er nun und riss sich von mir los. Da gerade keine Menschen in der Nähe waren, nutzte er seine Vampirgeschwindigkeit, um schnell im Wald zu verschwinden.

Ich lächelte leicht. Ich hatte es tatsächlich geschafft ihn zu überzeugen. Serafina würde ihren Bruder zurückbekommen und ich meine Schwester. Ich ging wieder ins Schloss und suchte direkt Serafina, die ich in ihrem Büro vorfand, wo sie irgendwelche Unterlagen in der Hand hatte. Als sie mich bemerkte, legte sie sie bei Seite und sah auf. "Wieso grinst du so?", fragte sie mich irritiert und stand auf.

Ich kam auf sie zu und legte meine Arme um sie. "Er ist einverstanden", sagte ich zu ihr. Doch sie verstand nicht ganz und wirkte irritiert. Ich drückte ihr einen leichten Kuss auf den Mund. "Dom ist damit einverstanden, dass er seine Seele zurück erhält. Ich konnte zu ihm durchdringen", erzählte ich ihr stolz. Hoffentlich war sie glücklich darüber.

Serafina riss ihre Augen weit auf und schien es gar nicht glauben zu können. "Was?" Ich wiederholte nochmal meine Worte und sie war immer noch ganz baff darüber. Sie begann mich fest zu umarmen und mich zu küssen. Sie war völlig aus dem Häuschen und ich schmunzelte leicht. Es war schön sie so zu sehen. "Ich glaube es einfach nicht", meinte sie glücklich. Dann ergriff sie meine Hand und zerrte mich aus dem Büro. Mir war klar, dass sie jetzt sofort zu Noah und Ruby wollte, um ihnen diese tolle Neuigkeit zu berichten.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt