Kapitel 97

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Lucas by MusicalGirl200

Serafina war einfach, ohne mich eines Blickes zu würdigen an mir vorbei gestürmt. Was war denn nun wieder passiert? Dann hörte ich, wie sie wie eine Verrückte mit ihrem Auto davon fuhr. Meine ganze bessere Laune, die ich bekommen hatte und das nur dank Noah und meiner Tante, war dahin. „Lucas..", fing Noah an, doch ich überlegt gar nicht lange und versuchte mit meiner unglaublichen Geschwindigkeit Serafina hinterher zu eilen. Sie konnte doch nicht in so einem Zustand Auto fahren.

Ich lief so schnell ich konnte und dann begann es zu regnen und das nicht gerade wenig. Dann hörte ich plötzlich einen lauten Aufknall und vor Schreck weiteten sich meine Augen. Nein, das konnte nicht sein. Nein, das darf bitte nicht Serafina gewesen sein. Wenn ihr etwas geschehen war, würde ich mir das nie verzeihen. Ich versuchte noch schneller zu laufen und entdeckte dann tatsächlich an einer Landstraße ihr Auto, dass auf dem Dach lag. Ich roch etwas Blut und konnte dank meines guten Sehvermögens erkennen, dass ihr Fuß feststeckte.

Ich zögerte nicht lange und riss die Fahrertür heraus. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah mich Serafina kurz an, doch wandte dann wieder den Blick von mir ab. Ich griff mit meiner Hand nach ihr, um ihr zu helfen, dass sie ihr Bein frei bekam, doch sie schob meine Hände weg. Was sollte das? Ich wollte ihr doch nur helfen. Ich war völlig durchnässt und das Wasser rann mir von meinen Haaren ins Gesicht, doch ich wischte es mir mit der Handfläche weg.

Schließlich ignorierte ich es, dass Serafina immer wieder versuchte meine Hand wegzuschieben und befreite trotzdem ihr Bein, ehe ich sie aus dem Auto hob. Danach setzte ich sie vorsichtig unter einem Baum ab. Ich kniete mich zu ihr nieder und betrachtete ihre Wunde am Kopf. Doch als ich sie berühren wollte, schlug sie mir nur wieder die Hand weg. War es nun wirklich so weit zwischen uns gekommen? Hasste sie mich nun?

Serafina wirkte erst einen Moment so, als würde sie darauf warten, dass mein Hybridengesicht zum Vorschein kam, doch so war es nicht. Die Besorgnis um mein Mädchen überwog. „Du... Du... trinkst Menschenblut. Frisch von der Ader. Wie lange schon? Warum hast du es mir nicht gesagt, Lucas?", fragte sie mich vorwurfsvoll.

Ich wurde ganz blass im Gesicht. Serafina hatte von all dem erfahren. Ich fühlte mich nicht ertappt, sondern einfach nur voller Schuld. Ich konnte ihr ihre Enttäuschung ansehen und genau davor hatte ich Angst gehabt, wenn sie es erfuhr. Ich ließ mich auf dem Gras neben ihr nieder und starrte auf meine Hände. Ich wusste, dass ich sonst immer ehrlich zu ihr gewesen war, aber das war einfach so kompliziert und wahrscheinlich hätten wir das auch gemeinsam sofort regeln können, aber ich war nun mal zu stur und ängstlich gewesen und das hatte ich jetzt davon.

„Es ging los, als ich von den Jägern zurück gekommen bin. Ich hatte Dom erwischt, wie er von einer Angestellten getrunken hat und mein Hunger war so groß und ich hatte so viel von den Jägern Blut getrunken und es hatte mir gefallen. Schließlich hat mich dein Bruder überreden können. Das hat er jedes Mal und ich wurde süchtig, wie nach einer Droge."

Ich stockte und unterdrückte ein paar Tränen. „Ich fühlte mich dadurch einfach besser, nach all dem, was bei den Jägern passiert war. Es ließ mich mein Trauma vergessen. Es war offensichtlich mir zu schnell gegangen ganz normal weiter zu machen und ich hatte es scheinbar gut versteckt, so dass es von euch niemand gemerkt hat, wie scheiße es mir wirklich ging. An manchen Tagen ging es mir aber auch wirklich gut", erzählte ich Serafina bitter.

"Enge ich dich zu sehr ein? Erwarte ich zu viel? Seit wann kannst du nicht mehr mit mir reden? Ich hatte diesen Hunger doch auch drei Jahrhunderte lang. Dachtest du ich würde es nicht verstehen?", fragte sie mich nun weiter verzweifelt und wieder flossen ihr viele Tränen ihre Wangen hinab.

Ich seufzte und nun kamen auch mir die Tränen. Ich hatte nie gewollt, dass es so enden würde. Ich hätte wirklich früher mit ihr reden sollen, wie ich mich fühle. „Du engst mich nicht ein Serafina. Ich hatte einfach Angst, wenn du es weißt, dass du mich nicht mehr so ansiehst, wie du es sonst immer getan hast, so voller Liebe und das ich nicht mehr dein Held bin. Ich war doch immer so gerne dein Held." Meine Stimme brach ab und ich begann hemmungslos zu weinen.

Serafina hatte mir ganz stumm gelauscht und wirkte in Gedanken. Ich hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vor sich ging. Machte sie sich wieder Vorwürfe? Aber jetzt wusste sie alles.

"Du wirst immer mein Held bleiben, Lucas. Aber auch Helden machen schlimme Phasen durch. Aber die kann man nur überwinden, wenn man miteinander spricht. Ich weiß nicht wie oft ich dir noch sagen soll, dass ich dich immer lieben werde, egal was du tust. Und kommt es dir noch so schrecklich vor", erklärte sie mir schluchzend und schloss ihre Augen, während sie ihren Kopf nach hinten am Baumstamm anlehnte.

"Ich habe manchmal das Gefühl, so wie heute Mittag, dass meine Worte aber bei dir gar keine Wirkung mehr haben. Früher haben sie dich immer aufgebaut und dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Aber irgendwie schaffe ich es nicht mehr. Es tut mir leid dass ich nicht für dich da war. Dass ich dir nicht geholfen habe, so wie du es gebraucht hättest", entschuldigte sie sich bei mir und ein weiterer Schwall Tränen kam aus ihr raus.

Ich wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht, aber ich konnte nicht aufhören zu weinen, weil ich Serafina auch nochmal so weh getan hatte. „Deine Worte hatten Wirkung, aber ich hatte kurz gebraucht, damit sie setzen konnten. Als ich etwas sagen wollte, bist du gegangen", erwiderte ich bitter. Dann zog ich meine Beine an und vergrub meine verweintes Gesicht in meinen Armen.

„Es tut mir leid, wenn ich dir damit vor den Kopf gestoßen hatte. Immerhin warst du das Einzige, was mir bei den Jägern den Ansporn gegeben hatte, weiter zu kämpfen", schluchzte ich in meine Arme und versuchte mich zu beruhigen.

Serafina legte ihre Hand auf meine Schulter, um sich abzustützen, während sie sich vor mir hin kniete. Ihr schien etwas schwindelig zu sein, aber ihre Wunde schien langsam, wenn auch nur sehr langsam, zu heilen. „Versprich mir bitte, dass wir das zusammen hin bekommen. Das wir nichts vor dem anderen verheimlichen, egal wie sehr wir auch glauben den anderen damit zu verletzen. Ich liebe dich, Lucas. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Ich kann... Ich darf dich nicht verlieren. Bitte nimm mich in den Arm und versprich mir das. Bitte. Kannst du das? "

Ich hob meinen Kopf und zog Serafina fest in meine Arme. „Ich verspreche es dir. Ich liebe dich doch auch so sehr. Ohne dich will ich doch nicht sein", versprach ich ihr hoch und heilig und ich wollte mir das auch zu Herzen nehmen. Ich würde mich ändern. „Ich werde mich wieder besser, für dich und für mich selbst."

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt