Kapitel 42

80 10 7
                                    

Lucas by MusicalGirl200

Serafina legte ihre Arme um mich, aber ich erwiderte die Umarmung nicht. Ich fühlte mich innerlich tot. Keine Worte der Welt konnten das ändern. Nichts brachte mir meinen Freund wieder zurück. Wieso verstand sie das nur nicht?

Das Sean keine Kraft mehr hatte und nur wenige Meter von uns entfernt zu Boden ging, war mir vollkommen egal. Ich hatte ihm bereits gesagt, was ich zu sagen hatte. Er war kein Stück besser, als der Rest des Clans.

Doch plötzlich hörte ich, wie jemand kräftig nach Luft schnappte und ich hob sofort meinen Kopf und stellte erstaunt fest, dass es von Noah kam. Sofort wand ich mich aus Serafinas Armen und eilte an seine Seite. "Noah?", fragte ich ihn mit zittriger Stimme.

Ich konnte wieder Noahs Herzschlag hören und er atmete wieder. Doch seine Augen waren orange, genau wie die meinen. Er war offensichtlich zu einem Hybriden geworden. Aber er lebte und das war gerade das Wichtigstes. "Lucas?", fragte Noah ganz verwirrt, als ich ihm half sich langsam aufzusetzen. Ich nickte mit Tränen in den Augen und zog meinen besten Freund in eine feste Umarmung. Er lebte! Noah war am Leben! Mein bester Freund war zurück!

Serafina kam allerdings nicht zu uns. Sie blieb wie eine Statue stehen und wirkte wie unter Schock. Doch ich konnte einfach nicht anders und musste jetzt einfach bei meinem Freund bleiben. Als ich versuchte hatte ihn zu heilen, hatte ich ihn scheinbar aus Versehen verwandelt, da er mit meinem Blut in seinem Körper gestorben war.

Aber ich ignorierte, dass er nun wie ich war und wahrscheinlich genau solche Probleme haben würde wie ich. Ich wusste einfach jetzt schon, dass er das sehr wahrscheinlich besser meistern würde, wie ich. Noah konnte immer schon alles besser, als ich. "Ich bin so froh, dass du lebst", sagte ich erleichtert und klammerte mich an meinen besten Freund, meinen Bruder. Ich hatte ihn nicht verloren und das war für mich gerade das Kostbarste der Welt.

Ich löste mich wieder von meinem Freund und er wirkte sichtlich verwirrt, was hier gerade vor sich ging. Noah berührte seinen Hals und sah mich erschrocken an. "Die Wunde. Die Wunde an meinem Hals ist vollständig geheilt. Was ist hier mit mir passiert Lucas?", fragte mich mein bester Freund leicht panisch.

Ich schluckte und endlich schaffte ich es, dass mein Hybridengesicht wieder verschwand. "Ich habe dir mein Blut gegeben und du bist gestorben. Jetzt bist du genau wie ich ein Hybrid. Es tut mir so leid Noah. Ich hatte dich versucht mit meinem Blut zu heilen. Ich wusste nicht, dass das passiert. Aber wir kriegen das schon hin, hörst du? Wenn einer das meistern kann, dann du. Du hast immer schon alles besser meistern können als ich", antwortete ich ihm und wischte mir etwas die Tränen aus dem Gesicht.

Noah wirkte mit all dem immer noch sichtlich überfordert, nickte jedoch stumm. Ich half ihm hoch und dann fielen Noahs Augen auf Serafina, die einfach nur erstarrt da stand. Wir sollten schnellstmöglich hier weg. Noah brauchte dringend Blut und außerdem gab es da draußen auch noch die Jäger.

Noah ging schließlich auf Serafina zu und legte ihre Arme um sie. "Serafina, dir geht es gut", sagte er zu ihr erleichtert. Noah war wirklich der gutmütigste Kerl, den ich kannte. Er würde nicht so mit der Kontrolle kämpfen, wie ich es die ganze Zeit tat. Das sah ich bereits jetzt.

Serafina starrte Noah zunächst an, als wäre er ein Geist. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass er wieder am Leben war. "Du lebst", flüsterte sie und dann schlang auch sie ihre Arme um ihn und brach erneut in Tränen aus.

"Es tut mir so leid, so wahnsinnig leid! Bitte verzeih mir Noah, wenn ich nicht gewesen wäre, wäre Constantin nie hinter dir her gewesen. Bitte vergib mir", flehte sie meinen auferstandenen Freund an und konnte ihre Emotionen scheinbar nicht mehr im Griff behalten. Sie weinte einfach immer weiter.

Noah löste sich von Serafina und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. Selbst jetzt nach seiner frischen Verwandlung wirkte er immer noch völlig wie er selbst und ich begann ihn dafür zu beneiden. "Alles ist gut Serafina. Dich trifft keine Schuld", versicherte ihr Noah.

Doch dann fiel unsere Aufmerksamkeit auf Sean und ich verdrehte genervt die Augen. Konnte der Typ nicht endlich sterben? "Entweder ich halluziniere oder der Mensch ist doch nicht tot. Halleluja", gab er sarkastisch von sich und begann dann auch gleich zu Husten. Er hustete Blut. Das Gift würde ihn sehr bald töten. Naja, konnte passieren.

"Kann mir jemand vielleicht das Genick brechen oder das Herz heraus reißen? Wenn ich schon sterbe, dann mit Würde, und nicht so schleichend. Das ist erbärmlich", seufzte er. "Was ist mit ihm?", fragte Noah plötzlich Serafina und zeigte auf den Idioten von Sean. "Er war auch einer der Monster, die dich töten wollten Noah", erinnerte ich ihn, doch Noah ignorierte mich völlig und wartete auf Serafinas Antwort. Ja, er war definitiv noch immer der alte Noah.

Serafina sah panisch von mir zu Sean und dann zu Noah. Sie raufte sich vor Verzweiflung die Haare. "Sean hat mich gerettet. Wäre er nicht gewesen, hätte Constantin mich getötet. Stattdessen hat er Constantin umgebracht. Aber er wurde gebissen von den Wölfen und das Gift breitet sich aus", klärte sie Noah auf und unser Freund konnte ihr ansehen, dass sie das nicht wollte. Wieso hing sie nur so an diesem Schwein?

"Er kann nichts dafür, Lucas! Er hat es sich genauso wenig ausgesucht ein Vampir zu sein wie ich oder Clary! Ebenso wenig wie du! Und trotzdem hat er mich gerettet! Er hat eine Chance verdient sich zu ändern. Er hat heute den Anfang gemacht. Weißt du noch? Wir wollten Frieden, und nicht dieses Gemetzel hier!", schrie sie mir schließlich entgegen und deutete auf all die herum liegenden Leichen und weitere Tränen flossen über ihre Wangen herab.

Noah warf mir einen eindringlichen Blick zu und ich wusste genau was das hieß. Ich atmete angestrengt die Luft aus und verdrehte die Augen. "Ist ja schon gut. Ich mache es ja schon", gab ich wütend nach. Ich tat das nur, weil ich nicht wollte, dass es sonst Noah tat. Er war gerade frisch verwandelt, da sollte er nicht auch noch sein Blut hergeben müssen.

Ich ging auf Sean zu und zog ihn etwas hoch. "Damit eines klar ist. Ich heile dich und dann verschwindest du aus Broken Hills und kommst nie wieder zurück!", machte ich ihm eindeutig klar. Dann biss ich mir kräftig in mein Handgelenk und hielt es ihm an den Mund. "Trink!", wies ich ihn an. Mir gefiel es überhaupt nicht das zu tun. Von mir aus hätte ich ihm liebend gerne das Herz herausgerissen. Immerhin hatte er ja darum gebeten.

Doch als Sean mich immer noch verwirrt ansah, wurde ich langsam wieder wütend. "Trink jetzt gefälligst, damit der Biss heilt oder ich lasse dich wirklich an dem Biss verrecken, wenn du so dumm bist!", fauchte ich ihn an. Mir war es gleich, wenn er starb.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt