Kapitel 19

101 10 1
                                    

Lucas by MusicalGirl200

Ich stand vom Bett auf und trat etwas näher an sie heran. "Ich weiß, dass du dich für mich entschieden hast und das ab damals auf dem Ball", stimmte ich ihr zu und fuhr mir mit der Hand durch mein Haar. "Mir wäre es egal gewesen, was Constantin mir angetan hätte, wenn du nur in Sicherheit gewesen wärst." Wieder stockte ich und holte tief Luft.

"Aber du musst mich auch verstehen. Seit über einem geschlagenen Jahr geht mein Leben einfach nur noch drunter und drüber. Erst der Tod meiner Eltern, dann die Verwandlung zum Werwolf, die Sache mit Elena, nicht zu vergessen, dass mir Pascal im Rudel fast eine Gehirnwäsche unterzogen hat, doch dann bist du in mein Leben getreten. Du bist so zu meinem Leben geworden, zu meinem Hoffnungsschimmer wenigstens etwas Glück zu haben." Wieder fuhr ich mir mit der Hand durch mein Haar.

"All das, was mir passiert ist, was uns passiert ist, musste ich innerhalb einer so kurzen Zeit verarbeiten und das ich jetzt dieses Hybridwesen bin, macht es mir nicht gerade einfacher. Ich verstehe noch immer nicht, was das eigentlich bedeutet, alles läuft bei mir so gehörig schief, da wollte ich wenigstens, dass das mit uns richtig läuft. Ich habe das Gefühl, ich verliere immer mehr mein wahres Ich. Ich kann es gar nicht beschreiben, wie ich mich innerlich fühle. Ich hatte noch nicht einen Tag, wo ich wirklich mal zur Ruhe gekommen bin, seit ich dieses Ding bin. Meine Nerven sind die ganze Zeit bis zum Äußersten angespannt und ich darf mir einfach keine Fehltritte leisten", versuchte ich ihr zu erklären und war froh, dass ich wieder einen ganz ruhigen Tonfall anschlagen konnte.

Serafina drehte sich plötzlich zu mir um, stürmte auf mich zu und fiel mir um den Hals. Sie drückte sich ganz fest an mich und vergrub weinend ihren Kopf an meiner Brust. "Es tut mir leid, Lucas! Wirklich! So wahnsinnig leid! Ich versuche doch nur alles richtig zu machen und mache dann immer nur einen Fehler nach den anderen. Es tut mir leid dass du meinetwegen so viel durchmachen musst. Es tut mir leid, dass du ein Hybrid werden musstest. Einfach alles! Ich würde es ungeschehen machen, wenn ich nur könnte, aber das geht leider nicht. Bitte vergib mir ," flehte sie mich weinend an und sie sank wieder auf die Knie. Doch diesmal ging ich mit ihr zu Boden, da ich meine Arme ganz fest um sie geschlungen hatte.

Ich vergrub mein Gesicht in Serafinas Haar und atmete tief ihren Duft ein. Es schmerzte mich sie so zu sehen und ich hasste es, wenn wir stritten. "Oh Serafina, es ist nicht deine Schuld. Bitte gib dir nicht immer für alles die Schuld! Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben", sagte ich schließlich und drückte sie noch fester an mich.

"Bitte versprich mir, dass du immer für uns, für unsere Liebe kämpfen wirst. Bitte", flehte ich sie an und atmete nochmal tief ihren Duft ein. Ich konnte ihr nicht länger die kalte Schulter zeigen. Ich brauchte sie doch. Sie ahnte gar nicht, wie sehr ich sie brauchte, damit ich nicht in ein dunkles schwarzes Loch fiel.

"Ich verspreche es. Du bist doch alles was ich habe, Lucas", schluchzte sie gegen meine Brust. Mein Shirt war auf dieser Stelle inzwischen Tränendurchnässt und sie krallte sich fest an mich. Wieder einmal konnte ich nichts weiter tun, als für sie da zu sein. Wir brauchten uns gegenseitig und durften nicht zulassen, dass sich etwas zwischen uns stellte. Gemeinsam könnten wir jede Prüfung überwinden und war sie noch so schwer.

Nach einiger Zeit erhoben wir uns wieder vom Boden und setzten uns auf die Bettkante, wobei ich Serafinas Hand in meiner hielt. "Ich bin froh, dass dieser Streit vorbei ist. Es ist mir nicht leicht gefallen, so kalt zu dir zu sein, aber ich habe diesen Abstand gebraucht. Mich erschreckt es eher, dass ich immer öfters so brutal und kalt sein kann. Ich habe Angst, dass das zu großen Einfluss auf mich haben könnte und ich meiner dunklen Seite verfalle", gestand ich ihr schließlich.

Ich hatte wirklich Angst, dass diese neue Seite an mir die Oberhand gewinnen konnte. Ich konnte es nicht leugnen, dass ich mich mächtig gefühlt hatte, als ich Constantins Leute getötet hatte. Dabei hatte ich niemals so sein wollen. Was war, wenn es wirklich mein wahres Ich zerstörte?

Serafina atmete tief ein und aus. "Lucas. Mein Schatz", begann sie sanft, "Egal was das ist, oder woran das liegt, dass diese Seite sich nun an die Oberfläche kämpft. Aber eines weiß ich. Du bist nach wie vor mein Held. Du kämpfst für das Gute in dieser Stadt. Jeder hat immer zwei Seiten in sich. Egal ob Mensch, Vampir, Werwolf oder Hybrid", versuchte sie mir zu erklären und legte ihre Hand auf die Stelle meiner Brust an der mein Herz schlug.

„Das Wichtigste ist, dass du ein reines Herz besitzt. Dieses reine Herz hatte es ermöglicht, dass du über deinen eigenen Schatten gesprungen bist. Du hast dich in mich verliebt, obwohl du der Überzeugung warst, dass Vampire Monster seien. Und auf eine gewisse Art und Weise sind sie das auch. Aber du bist durch und durch gut. Unsere Liebe wird dir den Weg weisen und dich immer wieder zum Licht führen. Egal wie dunkel der Weg auch scheint, auf dem wir uns bewegen."

Ich seufzte tief aus. Ich hoffte wirklich sehr, dass Serafina Recht hatte. Ich wollte niemals in die Dunkelheit abdriften. Ich lehnte mich zu Serafina vor und küsste sie schließlich sachte. Dann stand ich auf und hielt ihr meine Hand entgegen. "Komm, ich zeig dir den Ort etwas, wenn du möchtest?", bot ich ihr an.

Etwas zögerlich ergriff sie schließlich meine Hand und ließ sich von mir führen. "Hälst du das für eine gute Idee?", fragte sie nach, woraufhin ich nickte. "Alles ist gut. Niemand wird dir hier etwas tun. Außerdem möchte ich dir auch gerne jemanden vorstellen", versicherte ich ihr und sie vertraute mir.

Ich ging mit ihr gemeinsam die Treppe hinunter und zeigte ihr grob die Villa. Eigentlich gab es da nicht wirklich viel zu sehen. Es war einfach nichts besonderes. Danach zeigte ich ihr mein Büro und anschließend führte ich sie vor die Villa und zeigte ihr, wo die Wölfe trainierten, wobei ihr ein paar, eingeschlossen Henry, böse Blicke zuwanden. Ich knurrte sie leicht an, woraufhin sie den Blick wieder abwanden. So war das doch viel besser.

Schließlich gingen wir zu Seth und er wirkte auch etwas skeptisch, aber versuchte es sich wenigstens nicht anmerken und zu lassen und er respektierte mich. "Serafina, darf ich dir vorstellen, dass ist Seth. Er wird hier ein Auge auf dich haben, falls ich mal nicht da sein sollte. Seth, das ist Serafina meine Freundin", machte ich sie einander bekannt. Seth nickte Serafina zu. "Hallo", erwiderte er schlicht. Aber hey, das war ein Anfang, oder?

Es musste für Serafina bestimmt merkwürdig sein unter all diesen Wölfen. Immerhin waren Wölfe und Vampire ja Todfeinde und gerade ihr Alpha vereinigte Beide in einem. Außerdem wusste hier auch jeder, wer Serafina war. Nämlich die ehemalige Prinzessin des Vampirclans, was die Sache noch schwieriger gestaltete. Trotzdem setzte ich darauf, dass mir mein Rudel vertraute und sie beschützte. Ich wollte diese Feindschaft ein für alle mal beseitigen. Vielleicht gab es auch noch weitere Vampire, die so waren wie Serafina und diese hatten nicht den Tod verdient.

Serafina schien Seth wieder zu erkennen. Immerhin hatte er uns mit Ryder in der Parkgarage geholfen zu fliehen. "Hallo, Seth. Es freut mich dich kennen zu lernen. Ich weiß wie seltsam das alles hier für euch sein muss. Aber danke. Wirklich. Und auch danke für eure Hilfe vorhin in der Stadt. Ohne eure Hilfe, wäre die Sache ganz böse ausgegangen", bedankte sie sich bei ihm ehrlich und lächelte freundlich. Seth schien wohl sehr überrascht über ihre Worte zu sein und als sie ihm ihre Hand entgegen streckte, als freundliche Geste, starrte er diese nur irritiert an.

Ich wartete ab, wie Seth reagieren würde. Aber schließlich schüttelte Seth Serafinas Hand. Und wieder war das ein Fortschritt. "Wir schützen unseren Alpha mit unserem Leben und du gehörst zu ihm, das respektiere ich" sagte Seth neutral. Ich klopfte ihm dankend auf die Schulter. "Danke Seth, wirklich", entgegnete ich.

Danach zog ich Serafina wieder mit mir ins Haus. Dort gingen wir wieder in mein Zimmer. Ich schaffte es endlich die Kühltasche mit den Blutkonserven auszuräumen, wobei ich mir einen Blutbeutel draußen ließ. Ich holte aus der Küche zwei Gläser und schenkte uns etwas Blut ein und reichte auch Serafina ein Glas. "Ich weiß, das hier ist nicht so glamourös, wie du es gewöhnt bist, aber es erfüllt seinen Zweck und ich hoffe wirklich sehr, dass Seth und du zu mindestens auskommt. Er ist ein guter Kerl und ihm vertraue ich hier am meisten", erklärte ich Serafina und trank gierig von meinem Glas. Hmm, schmeckte das Blut köstlich.

Ich musste mich immer noch daran gewöhnen, dass Blut zu trinken nun überlebenswichtig für mich war. Bloß würde ich mich jemals wirklich daran gewöhnen? Insgeheim hatte ich mich sofort daran gewöhnt und auch das machte mir eine heiden Angst. Mein ganzes, neues Ich machte mir Angst. Aber damit wollte ich Serafina nicht noch weiter beunruhigen.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt