Kapitel 12

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Lucas by MusicalGirl200

Ich drückte Serafina zärtlich einen Kuss auf den Kopf und strich mit meinen Fingern über ihren Arm. „Seit so langer Zeit bin ich es auch. Das ist der schönste Geburtstag, den ich jemals gehabt hatte und das nur dank dir und diese Wohnung. Sie ist einfach perfekt und ich kann es gar nicht glaube, dass ich von nun an jeden Tag neben dir aufwachen darf. Das fühlt sich alles wie ein Traum an", sagte ich zu Serafina und zog sie noch fester an mich.

Ich hatte wirklich Angst, dass es nur ein Traum sein könnte. So viele Gefahren lauerten da draußen, die uns versuchten unser Glück wegzunehmen. Ich wünschte, wir könnten für immer zusammen in dieser wunderschönen Wohnung bleiben und uns vor der Welt verstecken, aber ich wusste selbst, dass das nicht ging.

Doch dann kam mir plötzlich noch etwas in den Sinn. „In drei Tagen ist Vollmond. Ich frage mich, wie das nun für mich sein wird", sprach ich meine Gedanken laut aus. Würde ich mich verwandeln? Ich hatte keine Ahnung. Konnte ich mich überhaupt noch verwandeln? Das wusste ich auch nicht, weil ich mich noch nicht getraut hatte es zu probieren. Morgen musste ich wieder zurück zu meinem Rudel und das würde kein Zuckerschlecken werden. Sie waren schon von Anfang an skeptisch gewesen, als ich ihr Alpha geworden war, doch jetzt vertrauten sie mir so gut wie gar nicht mehr.

Mit einem etwas sorgenvollen Gesicht sah Serafina zu mir auf. Sie atmete einmal tief durch und legte dann sanft ihre Hand an meine Wange. "Zusammen werden wir herausfinden, was an Vollmond passiert. Wir beide schaffen alles wenn wir zusammen sind", versuchte sie mir Mut zu machen und ich lächelte sie liebevoll an. Dann küssten wir uns zärtlich.

"Ich liebe dich", hauchte ich ihr zu und lehnte leicht meinen Kopf an ihren. "Ich liebe dich auch", antwortete Serafina mir leise und schloss wieder etwas ihre Augen. Ich streichelte sie noch etwas, während sie dem Klang meines Herzen lauschte, bis wir schließlich Beide einschliefen.

Seit meiner Verwandlung zum Hybriden oder zu was auch immer ich war, waren meine Albträume besser geworden. Ich wusste nicht, woran es lag. Vielleicht lag es auch daran, dass Serafina mir half mein Trauma zu verarbeiten.

Doch diese Nacht wurde ich wach, als ich plötzlich Serafina an meiner Brust schluchzen hörte. Ich setzte mich vorsichtig auf und zog sie mit mir. Besorgt musterte ich sie. „Baby? Was ist los?" Hattest du einen Albtraum?", fragte ich sie. Mit Tränen in den Augen nickte sie und sofort zog ich sie fest an mich, um sie zu trösten und sie begann noch mehr zu weinen. „Alles wird gut. Ich bin für dich da. Ich bin immer für dich da", redete ich beruhigend auf sie ein und ließ sie weinen.

Nach einiger Zeit hatte Serafina sich wieder etwas beruhigt und löste sich von mir, um sich die Tränen wegzuwischen. „Wie lange hast du diese Albträume schon? Was ist passiert? Erzähl mir davon", sagte ich zur ganz sanft und nahm ihre Hand in meine.

"Seit zwei Wochen. Seit du dich verwandelt hast. Seit ich dich verwandelt habe. Das was passiert ist, erlebe ich immer wieder. Vaters Tod. Dein Tod. Ich träume davon wie mich der Clan zurück holt. Wie Constantin dich endgültig umbringt." Kaum hatte sie es ausgesprochen, kam auch schon ein erneuter Schwall Tränen aus ihr heraus und ich zog sie gleich wieder in meine Arme. Sie hatte Angst, das konnte ich ihr ansehen und ich wollte, dass sie keine Angst hatte.

Plötzlich bekam ich schreckliche Schuldgefühle. Während meine Albträume nach ewiger Zeit langsam vergingen, wurde nun Serafina mit ihnen bestraft. Wollte das Schicksal mir eines reinwürgen, indem es nun dem Menschen weh tat, der mir am meisten bedeutete? War das die Strafe dafür, dass ich dem Tod mehr als einmal entkommen war? War ich wirklich schuld an ihren Albträumen? Ich fühlte mich auf jeden Fall so.

"Oh Serafina, wieso hast du denn nie etwas zu mir gesagt? Ich wäre doch immer für dich da gewesen. Es schmerzt mich dich so zu sehen. Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, damit die Albträume vergehen, aber ich selbst musste eine lange Zeit dagegen ankämpfen und tue es irgendwie immer noch. Das Einzige, was du tun kannst, ist das, was du mir immer geraten hast. Du musst den Schmerz akzeptieren und deine Trauer zulassen. Auch du hast ein Trauma erlitten, genau wie ich damals. Erst durch dich habe ich es geschafft es langsam zu überwinden. Lass mich für dich das Selbe tun."

Erneut wischte sie sich ihre Tränen weg. "Es ist nur so, Lucas. Seit ich dich getroffen habe, habe ich mich so verändert. Während du jedes Mal aufs Neue kämpfen musst, kann ich nichts weiter tun als zuzusehen. Das macht mich kaputt. Nicht zu wissen was los ist, warum ich mich mehr als Mensch als Vampir fühle. Die Vampirkräfte verschwinden, und menschliche Eigenschaften kommen hinzu. Das ist so... Merkwürdig. Ich verstehe das einfach nicht. Ich habe dir nichts gesagt, weil du mit deinem Rudel und deinem neuen Wesen ohnehin schon genug Probleme hast. Ich wollte dich nicht unnötig sorgen. Es tut mir leid," gestand sie mir nun.

"Ich habe wirklich Angst, dass dir was zustößt. Ich kann dich nicht noch mal verlieren. Aber ich weiß nicht was ich machen kann, um dich zu beschützen. Ich bin so schwach..."

Ich blickte Serafina ernst an und hob ihr Kinn an, damit sie mich wieder ansah. "Ich verspreche dir, dass ich nicht Ruhe geben werde, bis ich herausgefunden habe, was mit dir passiert. Und mein Rudel ist mir vollkommen egal, wenn es dir nicht gut geht. Du bist mir das Wichtigste Serafina und ich möchte, dass es dir gut geht."

Ich seufzte und lehnte meine Stirn an ihre. Ich konnte ihr nicht versprechen, dass mir nichts zustoßen würde, weil ich es einfach nicht wusste. Die Welt da draußen war gefährlich und das wusste sie genauso gut wie ich. "Ich werde auf mich Acht geben und du bist nicht schwach. Auch wenn deine Kräfte schwinden und wieder kommen, bleibst du trotzdem ein starke, junge Frau, meine starke und wunderschöne Serafina. Du hast das mutigste Herz von uns allen und genau deshalb habe ich mich auch in dich verliebt, weil du so wundervoll und gutherzig bist und noch so vieles mehr."

Serafina wirkte über meine Worte einfach nur sprachlos. Sie drückte sich ganz eng an mich und ich hielt sie eine Weile einfach nur fest und genau das war, was sie auch gebraucht hatte. Sie wollte von mir gehalten werden. Ich kannte mein Mädchen inzwischen sehr gut.

"Du bist einfach das Beste was mir in 318 Jahren widerfahren ist. Und wir werden die Ewigkeit miteinander verbringen", flüsterte sie leise. Nach einer Weile waren wir beide dann wieder eingeschlafen und die restliche Nacht verlief ohne weitere Albträume.

Am nächsten Morgen wachte ich vor Serafina auf. Sie schlief noch tief und fest und ich lächelte. Vorsichtig beugte ich mich zu ihr vor und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. Dann kletterte ich aus dem Bett und zog mir eine Boxershorts und ein Shirt an. Während ich mich streckte, ging ich in unsere große Küche. Hoffentlich hatten wir auch etwas da, so dass ich Serafina mit einem köstlichen Frühstück überraschen konnte.

Doch tatsächlich war der Kühlschrank vollständig gefüllt. Mein Blick glitt zu dem Gefrierfach. Vielleicht sollte ich uns auch sicherheitshalber ein paar Blutkonserven mal besorgen. Es wäre nie schlecht etwas Blut im Haus zu haben, immerhin konnten wir nicht ständig von aneinander trinken, weil es meistens auch damit endete, dass wir im Bett landeten.

Schließlich suchte ich mir alle Sachen zusammen und begann für Serafina und mich Pancakes zu machen. Zu etwas anderem war ich auch nicht wirklich fähig. Währenddessen steckte ich mir meine Bluetooth Kopfhörer in meine Ohren und hörte etwas Musik von meinem Smartphone. Ich wippte etwas mit dem Kopf zur Musik und schaltete dabei alles um mich herum aus. Ich brauchte einfach mal diese Ruhe, vor allem jetzt, wo ich alles nochmal mehr wahrnahm als wie als gewöhnlicher Werwolf.

Nachdem die Pancakes am Braten waren, schaltete ich die Kaffeemaschine an. Ich war so vertieft gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass Serafina plötzlich im Türrahmen stand und mich lächelnd beobachtete. Ich fühlte mich ertappt. Das war es dann wohl mit der Überraschung gewesen. Ich grinste sie schief an und nahm die Kopfhörer raus. "Guten Morgen Baby", begrüßte ich sie und grinste schief.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt