Ehemann

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„Das war dann wohl unser Stichwort", meinte ich, während ich unseren Sohn dabei beobachtete, wie er mit seinen winzigen Händchen hochkonzentriert nach Harrys Fliege griff. „Ja", antwortete Harry, ohne sich auch nur im Ansatz zu bewegen. Auch er starrte wie gebannt unser Kind an. „So, ich gehe dann schon mal rein", rief Jack, nachdem er sich lautstark in die Hände geklatscht hatte. Ich blickte kurz auf und sah dabei zu, wie er die Tribüne nach oben ging, dann wandte ich mich wieder den beiden Männern neben mir zu. „Er sieht so süß aus in diesem Body", sagte mein Mann mit verträumtem Unterton. Wir hatten gestern Abend tatsächlich noch einen Strampler gefunden, der wie ein winzig kleiner Anzug aussah, inklusive aufgedruckter, roter Fliege. Und Freddie sah darin wirklich entzückend aus.

„Ich könnte mich trotzdem nicht entscheiden, wer der schönste Mann der Familie ist. Du oder er", schleimte ich und lächelte einfach nur glücklich meinen Mann an. „Dabei stehen ja eigentlich drei Männer zur Verfügung und nur einer davon wurde als Unterwäschemodel engagiert", schmunzelte Harry als Antwort, dann wurde sein Gesichtsausdruck plötzlich ernst. „Apropos Model... Wir sollten Eleanor und Max erzählen, dass wir geheiratet haben, bevor sie es von jemand anderem erfahren." Damit hatte er schlagartig meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich hob meinen Kopf und atmete tief durch. „Du hast recht", antwortete ich und zog mein Telefon aus der Innentasche meines Jacketts. 

Bevor ich aber auf das grüne Anrufsymbol tippte, öffnete ich die Kamera und machte ein Foto von uns Dreien. Anschließend machte ich noch ein Foto nur von Freddie, das ich sogleich an Eleanor weiterleitete. „Hallo Eleanor", begrüßte ich die Mutter meines Kindes, als diese kurze Zeit später meinen Anruf entgegen nahm. „Louis, was gibt's? Ist etwas mit Freddie? Ich stecke gerade mitten in einem Shooting", erwiderte sie mit deutlich gehetztem Ton in der Stimme. „Tut mir leid, Eleanor, ich will nicht länger stören. Ich brauche nur eine Minute. Hast du das Foto gesehen, das ich dir geschickt habe?", versuchte ich das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken. „Nein, Moment", sagte sie gefolgt von einem frustrierten Seufzer. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich wieder ihre Stimme vernahm. „Er sieht wirklich süß aus. Schade, dass ich nicht mal so ein Foto posten darf", hörte ich die Mutter meines Kindes lamentieren, woraufhin ich nur genervt seufzen konnte.

„Das Thema hatten wir doch schon. Er soll irgendwann selbst entscheiden, ob er die Öffentlichkeit an seinem Leben teilhaben lassen will. Bis dahin beschützen wir ihn", entgegnete ich müde, denn diese Diskussion hatten wir schon abertausende Male geführt. Wir hatten beide schon Fotos von Freddie veröffentlicht, Eleanor eines von einem professionellen Shooting, das bereits zwei Wochen nach der Geburt stattgefunden hatte und ich eines, auf welchem Freddie sein winziges Donny Rovers - Trikot trug und er auf meinem nackten Oberkörper lag. Jedoch war sein Gesicht auf keinem der beiden Fotos zu sehen. Es mochte meiner Angst vor der breiten Masse geschuldet sein, doch ich wollte einfach nicht, dass Freddie unter den kritischen Augen von Millionen aufwuchs.

„Schon klar, das habe ich verstanden. Du weißt, dass ich das nicht ohne dein Einverständnis posten würde. Ich sage ja nur, dass es schade ist, so ein süßes Foto nicht mit der Welt zu teilen. Also, warum rufst du eigentlich an?", wechselte sie nun schnell wieder das Thema und schaffte es direkt wieder Nervosität in mir aufkommen zu lassen. Schließlich wusste ich nicht, wie ich ihr das schonend beibringen konnte. „Es ist so, dass...", druckste ich herum und hielt mein Telefon zwischen Harry und mich, sodass er auch mithören konnte.

„Als wir euch vorgestern besucht haben, haben wir euch doch erzählt, dass wir uns verlobt haben. Nun... wir haben heute Nägel mit Köpfen gemacht und geheiratet. Harry ist jetzt offiziell mein Mann... Und da du und ich ein gemeinsames Kind haben, ist es nur angemessen, dass du das von mir persönlich erfährst", erklärte ich und hoffte, dass sie meine Worte nicht falsch auffassen würde. Schließlich wollte ich sie nicht noch weiter verletzen und die Tatsache, dass ich mit Harry keine Sekunde gezögert hatte, während ich sie immer wieder vertröstet hatte, konnte womöglich verletzend auf sie wirken.

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt