Wolldecke

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Meine Glieder zitterten wie Espenlaub, als ich besitzergreifend meine Arme um meinen Freund legte und ihn fest an mich drückte. Ich spürte jeden einzelnen Atemzug, den er tat. Und jeder einzelne steigerte mein Gefühl der Erleichterung, das so unheimlich einnehmend war, dass es mir stumme Tränen in die Augenwinkel trieb. „Du lebst", flüsterte ich vor mich hin und drückte Harry noch fester an mich. „Du lebst", wiederholte ich und spürte dabei, wie der eisige Wind unsere nassen Klamotten enger an uns presste. Schnell ließ ich von meinem Freund ab und zog ihm seine Windjacke und seine Oberteile aus, bevor ich meine Jacke vom Boden aufhob und sie ihm über die Schultern legte. 

Obwohl auch mein Körper noch komplett von Meerwasser eingehüllt war, schlüpfte ich in meinen trockenen Pullover und versuchte, mich nicht so sehr von der Kälte beherrschen zu lassen. Dann legte ich meinen Arm um Harrys Rücken und stützte ihn, so gut es ging. Ich sah, dass er vollkommen erschöpft war, doch ich zwang ihn, mit mir gemeinsam den Rückweg zu unserem Ferienhaus anzutreten. Jeder Schritt war die reinste Tortur, denn die nassen Klamotten schienen immer schwerer und der Wind immer kälter zu werden. 

Als wir endlich die Terrassentür hinter uns ins Schloss fallen ließen und die Wärme uns umhüllte nahm ich erleichterten einen tiefen Atemzug, bevor ich meinen in die obere Etage ins Badezimmer führte. Luca hatte seinen Job erledigt, denn auch dieser Raum war erfüllt von einer angenehmen Wärme, die ich in diesem Moment sehnsuchtsvoll wahrnahm. Schnell ging ich zur Dusche und drehte die Temperatur hoch, bevor ich mich wieder Harry zuwandte und ihn vorsichtig aus seiner Windjacke schälte. 

„Hast du Wasser geschluckt? Oder dir wehgetan?", fragte ich leise, als ich meine Hände über seine Brust fahren ließ und das leichte Heben und Senken seines Brustkorbes wahrnahm. Mein Freund schüttelte den Kopf und atmete mit geschlossenen Augen tief durch. Das Schwimmen entgegen der Strömung hatte ihn ziemlich ausgelaugt und auch der Fußweg im eisigen Wind hatte dazu beigetragen, dass er nun zitternd und erschöpft vor mir stand. Ich versuchte zu ignorieren, wie sehr auch meine nassen Klamotten an meinem Körper klebten, dann sank ich auf meine Knie hinab und öffnete seine Hose, die ich ihm daraufhin umständlich von den Beinen zog. 

„Es tut mir so leid, Lou", stammelte Harry erneut, anstatt meine Frage zu beantworten. „Schon gut, Harry. Wichtig ist nur, dass es dir gutgeht", erwiderte ich und zog ihm dabei die Boxershorts von den Beinen. Nackt wie er war schob ich ihn unter die Regendusche, dann quälte auch ich mich aus meinen Klamotten und folgten ihm. Harry machte keine Anstalten, sich in irgendeiner Weise zu bewegen, daher schaltete ich das Wasser wieder ab und griff stattdessen nach der Shampooflasche. Auf Zehenspitzen stellte ich mich hinter ihn und begann vorsichtig damit, den Schaum in seine Haare zu massieren. 

Immer wieder ließ ich meine Finger über seine Kopfhaut kreisen, woraufhin Harry seinen Kopf nach hinten fallen ließ, um mir etwas entgegen zu kommen. „Ich liebe dich, Lou. Ich wollte dir das nicht antun", flüsterte Harry leise. „Ich weiß, Harry", erwiderte ich im Flüsterton und ließ von ihm ab. Ich näherte mich ihm und bettete meine Stirn auf seine Schulter und meine Hände an seine Seiten. „Ich liebe dich auch, Harry", raunte ich gegen sein Schulterblatt. Ich spitzte meine Lippen und drückte einen zärtlichen Kuss gegen seine nasse Haut, dann nahm ich einen tiefen Atemzug und entfernte mich wieder einen Schritt von ihm. „Für dich würde ich immer wieder ins kalte Wasser springen. Ich will nur, dass du lebst und es dir gut geht", erklärte ich in ruhigem Tonfall, woraufhin ich von Harry nur ein geräuschvolles Seufzen als Antwort erhielt.

Schließlich griff ich nach dem Duschgel, gab einen Klecks davon in meine Handfläche und massierte zärtlich seinen Rücken ein. Dann stellte ich mich vor ihn und begann auch, seine Vorderseite zu reinigen. Dabei fiel mir auf, dass er die ganze Zeit seine Augen geschlossen hatte. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte ich einen Moment seinen angespannten Gesichtsausdruck, dann versuchte ich nicht zu viel hineinzuinterpretieren und schaltete wieder die Regendusche an. Ich wusch den Schaum von seinem Körper und duschte mich ebenfalls schnell ab, dann manövrierte ich meinen Freund aus der Dusche und reichte ihm ein paar Handtücher.

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt