Frühstück in Paris

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„Wo...", begann ich, räusperte mich aber sogleich, da meine Stimme versagte. „Wo ist Bella?", versuchte ich den Dreien auf dem Sofa eine Erklärung für die Situation zu liefern, während ich noch immer meine Hand im Schritt hielt und meine Kronjuwelen vor den Blicken der Dreien schützte. Ich sah zurück zu Harry, der nun dreckig grinste und seinen Blick offenkundig meinen Körper entlang nach unten schweifen ließ. Dann ließ er seine freie Hand an seiner Seite entlang nach unten gleiten, bevor er  sich lasziv über den Hintern streichelte und gleichzeitig seine Zunge gegen die Innenseite seiner Wange drückte. Augenblicklich stockte mir der Atem. Tausende Bilder schwirrten durch meinen Kopf, die meine ohnehin schon chaotischen Gedanken noch mehr verwirrten und jedes Fünkchen Konzentration augenblicklich zunichte machten.

Glücklicherweise saßen Marina, mein Trainer und der Typ, von dem ich glaubte, dass er zum PR-Team gehörte, vor Harry, sodass sie ihn nicht sehen konnten. Trotzdem rannte mir ein kalter Schauer den Rücken hinab. Ich fühlte mich entblößt wie nie zuvor und das nicht nur wegen meiner Nacktheit. 

„Bella hat mir Freddie in die Hand gedrückt und gemeint, sie wolle herausfinden, ob dieses Hotel einen Spabereich hat", gab Harry als Antwort, um meine Lüge nicht auffliegen zu lassen. Ich nickte langsam und versuchte dabei meine Gedanken zu ordnen. Dann durchquerte ich schnell den Raum, wohl wissend, dass mir jeder auf den Hintern sah, während ich im Nebenraum verschwand. Dort zog ich mir schnell Boxershorts, Jogginghose und ein T-Shirt über und stopfte mein Telefon in meine Hosentasche.

Anschließend ging ich widerwillig zurück ins Wohnzimmer und setzte mich auf die zweite Couch, die gegenüber von der stand, auf der die unerwünschten Besucher saßen. „Woher wissen Sie, in welchem Zimmer ich mich aufhalte?", wollte ich wissen und kämmte mir dabei grob mit meinen Fingern durch meine noch feuchten Haare. „Wir haben einfach an der Rezeption gefragt", erklärte Marina. „Das dürfen die doch aber gar nicht sagen, fällt das nicht unter Datenschutz?", entgegnete ich prompt, hielt aber sofort meine Klappe, als ich bemerkte, wie Frank, mein Trainer, immer wieder über seine Schulter hinweg zu Harry blickte. 

Der ließ sich davon aber nicht beeindrucken, sondern ging einfach wippend einige Schritte hin und her, um Freddie zu beruhigen. Dabei zog seine nackte Brust gleich wieder meine Blicke auf sich, denn an dem schwarzen Hemd mit den weißen Punkten darauf hatte er wieder nur einen einzigen Knopf geschlossen. Ich sah wieder in Harrys Gesicht und bemerkte, wie unwohl er sich im Augenblick fühlte. Doch auch mir ging gerade der Arsch auf Grundeis, weil ich immer noch nicht wusste, was meine Brötchengeber von mir wollten.

Nervös musterte ich jedes Detail an meinem Verlobten. Mir stach sein blauer Nagellack ins Auge, sein halb geöffnetes Hemd, seine perfekt gezupften Augenbrauen und seine unglaublichen Locken. Schlagartig wurde ich von einer Kältewelle durchflutete. Mir wurde bewusst, dass man Harry praktisch ansehen konnte, dass er schwul war und dass es genau die Art von Aussehen war, die man nicht mal in der Nähe eines Fußballstadions haben wollte. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass es somit praktisch offensichtlich war, dass Harry mein Partner war. Scham zog mit der Kältewellte gleich. Ich schämte mich dafür, ihm verfallen zu sein. Ich schämte mich dafür, in den Augen meiner Gegenüber kein richtiger Mann mehr zu sein. Und am meisten schämte ich mich, weil ich mich überhaupt schämte. 

Ich atmete tief durch. In diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Paul musste mich vor ihnen geoutet haben, eine andere Erklärung für ihre Anwesenheit wollte mir schließlich keine einfallen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und spannte meinen ganzen Körper an, während ich darauf wartete, dass irgendjemand auch nur ein Wort sagte. Mir war bewusst, dass dieser Moment der letzte sein würde, bevor ich auf ewig aus Fußballstadien verbannt würde. Der letzte Atemzug meiner Karriere. 

Der PR-Typ, der zwischen Marina und Frank saß, räusperte sich lautstark und zog dadurch alle Aufmerksamkeit auf sich. Durchbrochen war die Totenstille, die noch Sekunden zuvor geherrscht hatte. Doch die Eiseskälte blieb. Ich fragte mich, ob auch die anderen diese spüren konnten, oder ob das nur eine Täuschung meines Körpers war. 

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt