Ohrläppchen

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„Die wundern sich noch immer, woher du den Knutschfleck hast", sagte mein Freund vom Küchentisch aus. Ich hatte es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht, von wo aus ich aus dem Augenwinkel im Fernsehen die Aufnahme des letzten Donny Rovers-Spiel ansah, aber eigentlich nur meinen Freund dabei beobachtete, wie er an unserem Esstisch saß und sich dabei hochkonzentriert die Nägel lackierte. Nebenbei tippte er immer etwas an seinem Smartphone herum, das er an eine Wasserflasche gelehnt hatte.

„Das ist doch jetzt schon Wochen her", erwiderte ich und versuchte meinen Blick von dem Mann abzuwenden, doch es war ein Ding der Unmöglichkeit. Seine Worte hatten mich an die Nacht unseres Ausflugs erinnert und ihn nun oberkörperfrei vor mir zu sehen, dämmte das aufkommende Feuer auch nicht ein. Ich leckte mir einmal über die Lippen, bemerkte am Rande, dass die Donny Rovers ein Tor geschossen hatten, dann stand ich auf und stellte mich hinter meinen Freund. 

Meine Hände legte ich auf seinen Schultern ab und ließ sie mit gespreizten Fingern seinen Oberkörper hinabgleiten. „Lou", seufzte Harry, während ich meine Lippen spielerisch an seinem Hals entlang wandern ließ. An seinem Ohrläppchen machte ich Halt und pustete sanft dagegen. Zufrieden bemerkte ich, wie Harry seine Muskeln anspannte und sich eine Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete. „Wir könnten immer noch hier blieben und du zeigst mir, wie sehr du mich liebst", hauchte ich nahe an seinem Ohr und ließ dabei meine Hand in seine Boxershorts gleiten. 

„Lou, Liebster", stammelte Harry und griff um mein Handgelenk, um mich zu stoppen. Naserümpfend hielt ich inne und ließ meine Hand zurück auf seinen nackten Bauch gleiten. „Wenn du mich nicht dabei haben willst, dann kannst du das direkt sagen", sagte Harry, doch ich hörte genau, wie verletzt er war.  Seufzend umkreiste ich meinen Freund, stellte die Nagellackfläschchen zur Seite und ließ mich vor ihm auf dem Tisch nieder. Meine Füße setzte ich dabei links und rechts von Harrys Beinen auf der Sitzfläche des Stuhles ab. „Du weißt, dass ich das nicht will. Ich will den Abend mit dir zusammen verbringen, egal wo", erklärte ich ihm und griff dabei nach seinen Händen, die er zuvor noch in der Luft herumgewedelt hatte, damit sein Nagellack schneller trocknete.

„Schwarz?", fragte ich irritiert, als ich seine Nägel begutachtete. Denn normalerweise trug er immer alle Farben des Regenbogens zur Schau. „Ich will einen guten Eindruck machen. Schließlich wissen deine Freunde ja, dass ich dein Freund bin", erklärte er mir. Seine Stimmlage und sein Blick sagten dabei aber viel mehr aus als seine Worte. Er hatte Angst nicht reinzupassen. „Du bist wundervoll, Harry, so wie du bist. Du bist so heiß, du raubst jedem der dich sieht den Atem, egal ob deine Nägel schwarz oder pink sind", versuchte ich ihm verständlich zu machen, wie ich über ihn dachte. 

Vorsichtig rutschte ich vom Tisch auf seinen Schoss und verschränkte dann meine Arme in seinem Nacken. „Du wirst der schönste Mann auf der Party sein", flüsterte ich, während sein Blick den meinen gefangen hielt. Sanft legte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn mit aller Liebe, die ich für ihn empfand. 

Kurze Zeit später fand ich mich in einem Mietauto wieder, welches der Fahrer vor dem Gherkin zum Stehen brachte, dem Gebäude, in welchem die Geburtstagsparty stattfinden sollte. Harry würde von Liam und Cheryl abgeholt werden und zeitversetzt hier ankommen. So würde Harry gar nicht erst mit mir in Verbindung gebracht werden. Außerdem hatte Cheryl vorgeschlagen, ihn als einen entfernten Cousin von sich auszugeben, um von vorneherein zu vermeiden, dass er überhaupt erst zum Gesprächsthema würde.

Ich wartete auf dem Rücksitz, bis der Fahrer das Auto umkreist hatte und mir die Tür öffnete. Schon als ich den ersten Fuß auf den Boden stellte, wurde ich geblendet von Kamerablitzen, die ohne Unterlass die Nacht erhellten. Zwischen all den Klickgeräuschen der Kameraauslöser hörte ich wie mein Fahrer, den ich extra für diesen Abend gebucht hatte, von dannen brauste, sodass ich allein inmitten der anwesenden Journalisten stand.  

So glamourös man sich das Leben eines Promis vorstellen mochte, so schäbig war der Weg vom Auto bis zum Eingang des Gebäudes. Der Meter über den Bürgersteig war nicht mit einem roten Teppich ausgelegt, sondern nur überfüllt mit einer Handvoll mäßig interessierter Reporter, die alle aussahen, als würden sie in einer Hütte im Wald wohnen. Doch trotz der fehlenden Motivation ließen sie es sich nicht nehmen, einem so sehr auf die Pelle zu rücken, dass sie mit Sicherheit auch den letzten Popel in meiner Nase fanden. 

„Heute ohne Begleitung unterwegs?", wurde ich gefragt, woraufhin ich mitten auf dem Bürgersteig stehen blieb und nicht wie sonst schweigend an den Reportern vorbeizog. „Scheint so", antwortete ich und grinste dabei. „Was macht deine neue Freundin heute Abend?", hörte ich jemand anderen fragen. „Neue Freundin?", erkundigte ich mich lachend. „Die, die dir den Knutschfleck verpasst hat", hakte der Reporter weiter nach. „Ich weiß nicht, was ihr meint gesehen zu haben. Aber ich habe keine Freundin", versuchte ich mich rauszureden. 

Ich war mir nicht sicher, ob die Videos hiervon veröffentlicht würden, trotzdem formte ich mit meinen Lippen ein Lächeln und ließ gleichzeitig Daumen und Zeigefinger zu meinem Ohrläppchen wandern. Einen kurzen Moment zog ich daran, bevor ich meine Hand wieder fallen ließ. Das war eine der Gesten, die ich mit Harry vereinbart hatte. Diese bedeutete schlicht 'Ich liebe dich, Harry'.  

„Manche Leute glauben, dass du neuerdings etwas für Männer übrig hast", warf eine Frau ein, woraufhin ich mich beherrschen musste, nicht einfach weiterzugehen und sie eiskalt stehen zu lassen. Aber das würde die Gerüchte nur noch mehr anfeuern. „Es ist schon erstaunlich, dass es so viele Menschen gibt, die diesen Gerüchten ernsthaft Glauben schenken. Dabei ist es doch offensichtlich, dass das nicht der Wahrheit entspricht", sagte ich den Satz, den ich mit Harry zusammen für solche Situationen verfasst hatte. 

Damit hatte sich die Fragerunde für mich erledigt und ich passierte die beiden Türsteher, um in das Innere des Gebäudes zu gelangen. „Happy Birthday, Bella", begrüßte ich das Geburtstagskind, als ich sie inmitten einer Menschentraube in der Stirling-Bar entdeckte. „Hallo Louis, schön, dass du da bist", freute sie sich und zog mich in ihre Arme. „Danke für deine Einladung. Ich habe mich wirklich riesig gefreut, dass du sogar an Harry gedacht hast", flüsterte ich ihr ins Ohr, dann löste ich mich wieder etwas von ihr. 

„Als Gigi mir erzählt hat, dass du mit einem Mann zusammen bist, da bin ich richtig ausgeflippt. Ich kann es wirklich kaum erwarten, ihn kennenzulernen. Wo ist er?", raunte sie mir leise zu. Ihrem Gesichtsausdruck sah man an, wie sehr sie sich für mich freute, weshalb ich mir ein Grinsen auch nicht mehr verkneifen konnte. 

„Er kommt gleich mit Liam und Cheryl", erklärte ich ihr, dann lehnte ich mich noch einmal etwas vor. „Du weißt aber, dass das mit Harry und mir ein Geheimnis bleiben muss?", erkundigte ich mich leise. Bella legte einen Zeigefinger auf ihre geschlossenen Lippen und deutete mir so ihre Verschwiegenheit an.

Zufrieden wandte ich mich ab, um weitere Bekannte zu begrüßen. Doch immer verharrte mein Blick auf den Eingang der Bar, da ich es kaum erwarten konnte, meinen Freund wiederzusehen.

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[1182 Wörter, 25.09.2020]

Da haben sich die beiden dazu entschieden zu der Party zu gehen. Was da noch alles passieren wird?

Was haltet ihr von Larrys Geheimsprache? Was sind Codes, die sie unbedingt auch noch so geheimnisvoll vermitteln sollten?

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt