Portugal

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„Ich liebe dich, Louis", murmelte Harry, während er seine Arme fest um mich schloss und sein Gesicht sehnsuchtsvoll in meiner Halsbeuge vergrub. Seine Worte und seine Berührungen sorgten dafür, dass ich mich rundum geborgen und geliebt fühlte. „Ich liebe dich, Harry", erwiderte ich nach einigen Sekunden der liebevollen Stille im Flüsterton und legte meine Hand auf seine Brust, sodass ich seinen Herzschlag fühlen konnte. Die andere Hand legte ich an seinen Hals und streichelte sanft mit meinem Daumen auf und ab. „Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich zwei Wochen mit Freddie alleine lasse, Sonnenschein", raunte ich meinem Mann zu und schloss dabei schmerzerfüllt die Augen.

Harry hauchte einen Kuss auf den äußeren Rand meines Augenlides, bevor er sprach. „Das werde ich schon schaukeln, ich habe ja genügend helfende Hände. Aber ich will, dass du weißt, dass du niemandem etwas beweisen musst. Auch dir nicht, Louis, und mir schon gar nicht. Für mich bist du schon jetzt der größte Fußballer, den es je gegeben hat, da ändert diese WM nichts daran. Wenn du dich also unwohl fühlst, wenn du nicht mehr weitermachen kannst, dann quäle dich bitte nicht. Ich liebe dich, auch wenn du dir eingestehst, dass du an deine Grenzen gekommen bist." Als mein Ehemann seinen Kopf etwas zurücklehnte, um mir in die Augen sehen zu können, erkannte ich, dass jedes einzelne Wort ehrlich gemeint war. Ich erkannte Wertschätzung und Stolz, dabei fühlte ich mich im Augenblick nicht, als hätte ich das verdient.

„Ich werde dich vermissen, Louis. Versprich mir, dass du an mich denken wirst", flüsterte Harry, bevor er zärtlich seine Lippen auf meine legte. Meine Augenlider fielen zu, als ich sehnsuchtsvoll den unschuldigen Kuss erwiderte und meine Hände an seine Seiten legte. „Das verspreche ich dir gerne. Meine Gedanken wandern automatisch immer zu dir, Harry", hauchte ich noch immer mit geschlossenen Augen, bevor ich mich auf Zehenspitzen stellte und meine Stirn gegen seine drückte. „Du und Freddie, ihr seid mein Leben, nicht der Fußball", sagte ich, dann gab ich ihm einen letzten Abschiedskuss. Traurig blickte ich noch einmal ins Wohnzimmer, wo unser Sohn friedlich schlummerte, dann drückte ich Harrys Hand, wechselte mit ihm noch ein 'Ich liebe dich' und verschwand zur Tür hinaus.

Ein Taxi brachte mich an den Flughafen, wo ich in der VIP-Lounge den Rest meiner Mannschaft traf. „Louis", kam Gareth, unser Trainer, gleich auf mich zu, als er mich erblickte. Ich stellte meinen Rucksack auf einem der Sessel ab und begrüßte ihn höflich. Ich hatte ihn seit dem Telefonat bei Kai nicht mehr gesprochen und war nun etwas nervös. „Ich freue mich, dass du hier bist", meinte Gareth und legte dabei eine Hand auf meinen Oberarm, damit er mich etwas zur Seite schieben und von der Gruppe entfernen konnte.

„Ich habe nach unserem Gespräch nochmal mit meiner Tochter gesprochen und mir so manche Dinge erklären lassen. Ich habe natürlich keine Namen genannt. Ich wollte nur meine Unwissenheit ein wenig beseitigen. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal betonen, dass es mich nichts angeht, mit wem du verheiratet bist, oder wie du dein Familienleben gestaltest. Du bist ein großartiger Fußballspieler und das ist alles, was für mich zählt. Aber die Tatsache, dass du verheiratet bist, hast du ja bereits öffentlich gemacht, oder?", wollte mein Trainer im Flüsterton wissen. Grinsend nickte ich und hob meine Hand, um ihm stolz meinen Ehering zu zeigen.

„Außerdem ist mir bewusst geworden, dass du mir absolut nichts über die andere Person verraten hast, die den gleichen Ring trägt. Denn auch wenn du mit einer Frau zusammen bist, lebst du ja dennoch deine Bisexualität aus. Da hast du mich ganz schön ausgetrickst." Gareth lachte auf und legte freundschaftlich eine Hand auf meinen Oberarm. „Danke, Gareth. Du hast wirklich keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet. So viel Respekt hätte mir kaum ein anderer Trainer entgegengebracht." Gareth zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe und sah mich einen Augenblick lang stumm an. „Ich stehe an deiner Seite, Louis. Ich werde mein Bestes geben, dass diese Reise kein Kampf für dich wird." Damit beendete er das Gespräch und gesellte sich wieder zu den anderen. Ich sah ihm sprachlos, ja fast schon überwältigt hinterher, dann mischte ich mich ebenfalls unter die Menge.

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt