„Guten Morgen, Liebster", hörte ich meinen Freund leise sagen. Ich gab ein müdes Brummen von mir und kuschelte mich mit meinem Gesicht tiefer in mein Kissen, denn ich wollte wieder in meine perfekte Traumwelt zurückkehren. „Aufstehen, heute ist Weihnachten", hörte ich Harry flüstern, während er meine Decke vorsichtig nach unten schob und langsam meinen Rücken entblößte. „Ich will nicht aufstehen, lass uns im Bett bleiben", raunte ich in mein Kopfkissen, woraufhin ich meinen Freund leise lachen hörte. Dann spürte ich, wie er sanft mit einem Finger meine Wirbelsäule entlang streichelte und seine Lippen in zärtlichen Küssen folgen ließ. Ich seufzte wohlig und konzentrierte mich einzig allein auf Harrys Berührungen, die so viel besser waren, als mein Traum jemals sein könnte.
„Ich will so jeden Morgen geweckt werden", bestimmte ich und konnte fühlen, wie Harrys warmer Atem gegen meinen Rücken prallte, während er leise auflachte. „Das wird nur leider nicht möglich sein, schließlich bist du immer vor mir wach", entgegnete Harry und zwang mich nun, mich umzudrehen. Müde rollte ich mich auf den Rücken, doch wurde sofort belohnt, indem Harry sich auf meinen Bauch setzte und sich nach vorne beugte, um seine Lippen auf meine zu legen. „Frohe Weihnachten", raunte er mir zu, dann entfernte er sich etwas und zwinkerte mir glücklich zu. „Frohe Weihnachten", erwiderte ich zufrieden und legte meine Hände auf Harrys nackten Bauch.
Zwanzig Minuten später schlichen wir frisch angezogen mit unseren Geschenken in der Hand ins Wohnzimmer hinunter. „Guten Morgen, ihr beiden", begrüßte uns Dan, als wir den Raum betraten. Vorsichtig schloss ich die Tür hinter uns, um nicht gleich das ganze Haus aufzuwecken. Einen Moment lang sah ich dabei zu, wie mein Stiefvater Orangen und kleine Schokobonbons in den Socken am Kamin verschwinden ließ, dann legte ich die großen Geschenke, die wir mitgebracht hatten, unter dem Weihnachtsbaum ab.
Harry begann, Dan zu helfen, weshalb ich schnell in die Küche verschwand und etwas Mehl und einen Sieb holte. Dann legte ich ein Stück Pappe, das die Form eines Schuhabdrucks hatte auf den Boden vor den Kamin und begann das Mehl vorsichtig an den Seiten des Schuhabdrucks entlang zu streuen. Das wiederholte ich so oft, bis ich eine Spur zu dem Tisch gestreut hatte, auf welchem noch der Teller voll Kekse stand, die Doris und Ernest am Abend zuvor für den Weihnachtsmann bereitgestellt hatten.
„Ihr dürft noch die Kekse essen, dann gehe ich solange die Rasselbande wecken", beschloss Dan und rückte dabei die Dekoration auf dem Couchtisch zurecht. Als mein Stiefvater dann den Raum verließ, schnappte Harry sich eine Handvoll Kekse und warf sich aufs Sofa. Schmunzelnd folgte ich ihm und setzte mich neben ihn. Dann sah ich grinsend dabei zu, wie er einen Keks nach dem anderen verdrückte. „Magst du mal probieren?", fragte Harry und schenkte mir sein bestes Lächeln, während er mir einen Keks entgegenstreckte. Er kannte meine Essgewohnheiten und wusste genau, dass solche Kekse für mich einfach nicht drin waren. „Wenn ich jetzt Kekse esse, brauche ich nach Weihnachten gar nicht erst zum Training gehen, weil ich dann kugelrund sein werde", entgegnete ich und musste daraufhin beobachten, wie Harry seine Lippen zu einer Schnute verzog und mir einen Hundeblick zuwarf.
„Und jetzt?", fragte er. Dann klemmte er den Keks zwischen seine Zähne und sah mich siegessicher an. Als er mir keck zuzwinkerte, dann konnte ich schließlich nicht mehr widerstehen und lehnte mich vor, um meine Lippen auf seine zu legen. Doch kaum hatte ich den Puderzucker von seiner Lippe geleckt, schob er mir den Keks in den Mund und wich etwas zurück. Ich rümpfte die Nase und kaute widerwillig auf dem Keks herum. Harry hatte soeben meine ganzen Plan, nicht den weihnachtlichen Leckereien zu verfallen, mit einem einzigen anzüglichen Zwinkern zerstört. „Der ist echt lecker", stellte ich fest, als ich den ganzen Keks gegessen hatte.
Mein Freund sah mich zufrieden an, dann vereinte er unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss. „Du kannst doch nicht Weihnachten feiern, ohne einen einzigen Keks gegessen zu haben. Das ist ein Gesetz, Louis, das darf man nicht brechen", erklärte Harry und legte dabei seine Hand an meinen Hals, bevor er sich mir entgegen lehnte und mich noch einmal küsste. „Guten Morgen, ihr Turteltäubchen. Und frohe Weihnachten", unterbrach uns Annes Stimme. Schnell fuhren wir auseinander, um die beiden Neuankömmlinge zu begrüßen. „Hallo Anne, hallo Robin", meinte ich und hob kurz meine Hand. Harry legte derweil seinen Arm um mich und zog mich näher zu sich.
„Louis", sagte Anne und setzte sich zögernd neben mich aufs Sofa. „Ja?", erwiderte ich, denn ihr Tonfall verunsicherte mich etwas. „Kann es sein, dass deine älteste Schwester uns nicht sonderlich gut leiden kann?", wollte sie bedrückt wissen. Ich seufzte und schloss meine Augen. Doch noch bevor ich antworten konnte, hatte Harry das Reden für mich übernommen. „Sie gibt Louis noch immer die Schuld für Fizzys Tod, daher kommen die Differenzen", klärte Harry seine Mutter auf. „Aber ich dachte, ihr Tod wäre eine Art Unfall gewesen. Oder Selbstmord", hakte Anne nach. Im selben Moment konnte ich hören, wie jemand scharf die Luft einzog. Schnell blickte ich zum Eingang des Wohnzimmers, wo ich eine erstarrte Lottie vorfand.
„Lottie", rief ich und sprang vom Sofa auf. Aber diese drehte sich um und wollte augenscheinlich davonrennen, doch sie prallte direkt gegen Dan, der eben das Wohnzimmer betrat. „Charlotte", sagte er überrascht und legte einen Arm um seine zweiundzwanzigjährige Stieftochter. „Ich muss hier weg", hörte ich sie sagen, während sie sich aus Dans Umarmung befreite. Unser Stiefvater warf mir einen fragenden Blick zu, weshalb ich schnell auf die beiden zuging und Lottie in den Flur begleitete.
„Lottie", sagte ich mit fester Stimme, als wir außer Hörweite der anderen waren. „Was? Lass mich doch einfach gehen. Ich bin doch ohnehin schon das fünfte Rad am Wagen. Ich spüre, wenn ich nicht willkommen bin", warf sie mir aufgebracht entgegen. „Natürlich bist du willkommen, das ist doch unser Zuhause", antwortete ich ihr ruhig. „Nein, ist es nicht. Das ist dein Zuhause, für dich und deine perfekte Familie. Ich passe da nicht rein, denn ich habe meine Schwester noch nicht vergessen", unterstelle sie mir.
„Perfekt", lachte ich höhnisch auf. „Bei mir ist gar nichts perfekt. Und das wüsstest du, würdest du endlich begreifen, dass Fizzys Tod auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen ist. Scheiße, verdammte. Mein Leben ist gerade alles andere als perfekt. Weißt du eigentlich, wie es mir geht? Ich komme nicht damit klar, vielleicht Schuld an Fizzys Tod zu haben. Ich komme nicht damit klar, den Mann, den ich liebe, vor der Welt verstecken zu müssen. Und ich komme nicht damit klar, dass meine Schwester mich hasst. Verdammt, Lottie, können wir nicht über unseren Schatten springen und zusammen versuchen, Fizzys Tod zu verarbeiten? Vielleicht schaffe ich es dann ja auch wieder dein starker großer Bruder zu sein", redete ich auf sie ein und wurde mit jedem Wort lauter und aufgebrachter.
„Und wie soll ich das bitte anstellen? Glaubst du, ich könnte meine Meinung innerhalb von zwei Sekunden ändern? Da kennst du mich aber schlecht", schrie sie zurück und fuchtelte wild mit ihren Händen in der Luft herum. „Ich verlange doch gar nicht, dass du mir auf der Stelle vergibst, Lottie. Ich will doch nur, dass wir versuchen, uns gegenseitig besser zu verstehen. Ich habe Angst, Lottie. Vor jedem Menschen, der mir begegnet habe ich Angst, er könnte von der Presse sein und das mit Harry und mir herausfinden. Deshalb kann ich mittlerweile verstehen, wie Fizzy sich gefühlt haben muss. Aber es ist leider zu spät. Hätte ich vor einem Jahr gewusst, wie das alles für sie war, hätte ich ihr vielleicht helfen können. Oder vielleicht auch nicht. Hättest du mir vor einem Jahr gesagt, wie schlimm es um sie stand, hätte ich mir vielleicht mehr Zeit für sie genommen. Aber das sind jetzt einfach zu viele Konjunktive. Unsere Schwester ist tot und wir müssen beide damit leben. Wer auch immer Schuld daran hat."
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[1307 Wörter, 29.10.2020]
Was sagt ihr zu Larry? Sie scheinen noch immer sehr verliebt zu sein:) Und was haltet ihr von den neuesten Entwicklungen? Was meint ihr, was Lottie gerade durch den Kopf geht? Und war es richtig von Louis, einen etwas bestimmteren Ton einzuschlagen?
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Only The Brave || Larry AU
Fiksi PenggemarLouis ist Profi-Fußballer, dessen Leben zur Zeit nicht besser laufen könnte. Wäre da nicht eine Begegnung, die ihn nicht loslassen wollte. [ziemlich lange Larry Au] ACHTUNG TRIGGERWARNUNG: Diese Geschichte thematisiert Suizid und Missbrauch. Diese K...