Unterwäsche

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„Bitte?", empörte ich mich und ließ ungläubig meinen Mund offen stehen. „Warum sollte ich das tun?", forderte ich eine Antwort und verengte dabei meine Augen bedrohlich zu schmalen Schlitzen. Anne atmete lautstark aus und fuhr sich anschließend mit der Hand über das Gesicht. „Ich... Tut mir leid, Louis. Das ist eure Entscheidung. Ich will nur nicht, dass Harry verletzt wird. Was, wenn er sich jetzt an das Kind gewöhnt und Vatergefühle für deinen Sohn entwickelt? Ich will wirklich nicht den Teufel an die Wand malen. Aber auf euch warten noch genügend Herausforderungen", begann sie mit einer Erklärung.

„Was meinst du?", hakt ich nach, denn ich konnte ihr noch nicht so ganz folgen. „Es kommen noch so viele Hürden auf euch zu. Und ich sehe auch, dass ihr beide gerade wahnsinnig ineinander verliebt seid. Aber was, wenn diese Geheimhaltung euch zu viel abverlangt und ihr daran zerbrecht. Oder dein Outing alles verändert und dadurch die Beziehung in die Brüche geht?", gab Anne ihre Bedenken preis.

„Was ist dann mit Harry? Dann liebt er ein Kind, das nicht seines ist und das er womöglich gar nicht mehr sehen darf, weil er überhaupt keine Rechte hat", erklärte Anne mir in einem leisen und beherrschten Tonfall.

Ihre Worte trafen mich mitten ins Herz. Denn eigentlich ging ihre Überlegung in eine Richtung, über die ich auch ständig nachgrübelte. „Die Situation ist einfach scheiße. Und ich wünschte wirklich, ich könnte etwas daran ändern. Mir wäre es auch lieber, wenn Harry und ich Eltern  würden und nicht Eleanor und ich. Es ist eben, wie es ist. Aber ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Eleanor will sowieso nicht, dass Harry eine Rolle in dem Leben unseres Sohnes spielt. Aber ich wohne hier, über kurz oder lang wird Harry Zeit mit meinem Sohn verbringen. Ich mache mir auch Sorgen um ihn, aber ich kann es einfach nicht ändern, selbst wenn ich wollte", redete ich mir auch meine Bedenken von der Seele.

„Du... du wohnst hier?", stotterte Anne daraufhin. Ich nahm mir einen Moment, welchen ich nutzte und meine Augen schloss, um mich auf ihre Ablehnung gefasst zu machen. „Ja, Mum. Louis und ich wohnen hier gemeinsam", ertönte da Harrys Stimme gefolgt von dem Geräusch einer ins Schloss fallenden Tür.

„Aber...", meinte Anne, doch Harry fiel ihr direkt ins Wort. „Kein aber, Mum. Kannst du denn nicht einfach akzeptieren, dass Louis und ich uns lieben? Es wäre wirklich schön, deine Unterstützung zu bekommen", verlangte er von ihr und ließ sich gleichzeitig neben mir auf dem Sofa nieder. Kaum hatte er sich gesetzt, legte er seine Lippen für einen kurzen Kuss auf meine Schläfe und seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Übrigens hat Bella nur angerufen, weil sie dich aus deinen Klamotten bekommen will", flüsterte er mir amüsiert ins Ohr.

„Was?", rief ich verwirrt aus und schwenkte meinen Blick schnell zu meinem Freund. „Sie will dich in Unterwäsche sehen", erklärte er weiter, was mir aber nicht wirklich weiterhalf. Ich sah ihn irritiert an, doch alles was ich von ihm erhielt, war ein belustigtes Grinsen.

„Gut, ich werde versuchen, meine Skepsis zurückzuhalten", versprach nun Anne und legte lächelnd ihren Kopf schief. „Danke, Anne. Das bedeutet mir wirklich viel", erwiderte ich erleichtert. Anne nickte und ließ ihren Blick kurz zu Harry schweifen, bevor sie mich wieder aufmerksam musterte. „Harry hat mir erzählt, dass er bereits die Familie seines mysteriösen Freundes kennenlernen durfte. Wussten deine Eltern eigentlich schon von deiner Sexualität oder hast du sie mit Harry überrascht?", erkundigte sie sich und sah mich dabei neugierig an.

Ein leises Lachen entfuhr mir, als ich an Dans verdatterten Blick dachte. „Mein Stiefvater war ziemlich überrascht, als ich ihm eröffnet habe, dass Harry mehr als nur ein Freund ist", berichtete ich, woraufhin auch Harry leise lachte. „Und deine Mutter?", hakte Anne nach, was sofortige Stille zur Folge hatte. „Ich wünschte, ich könnte sie noch mit Harry überraschen", murmelte ich leise. „Aber mein Stiefvater meinte, dass sie wohl etwas geahnt hatte. Obwohl ich nie Andeutungen in diese Richtungen gemacht habe", ließ ich Harrys Mutter wissen. 

„Und was ist jetzt mit deiner Mutter?", fragte Anne leise. Sie hatte wohl die gedrückte Stimmung bemerkt, daher war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Sie starb vor zwei Jahren an Leukämie", weihte Harry seine Mutter ein. Ich dagegen schwieg und legte meine Hand auf Harrys. Obwohl ich eigentlich sauer auf ihn sein wollte, weil er mir nichts von seiner schwierigen Jugend erzählt hatte. „Deine Mutter ist tot?", rief Anne schockiert aus und sprang währenddessen aus dem Sessel. Stumm nickte ich und beobachtete sie dabei, wie sie sich vor mich stellte und mir beide Hände entgegen streckte. 

„Du bekommst ein Kind und kannst nicht einmal deine Mutter um Rat fragen", sagte sie leise und zog mich anschließend herzlich in ihre Arme. „Du kannst jederzeit zu mir kommen, Louis. Ich bin für dich da", versprach sie mir und streichelte mir dabei beruhigend über den Rücken. Ich dagegen war so überrumpelt, dass ich wie erstarrt ausharrte und mich dennoch dabei erwischte, wie ich die Umarmung genoss. 

„Danke, Anne", brachte ich über die Lippen, als sie sich etwas von mir entfernte und ihre Hände auf meine Schultern legte. „Schon gut, Junge. Aber du weißt, was ich im Gegenzug von dir erwarte", mahnte sie mich erneut, jedoch hatte ihr Blick jegliche Strenge verloren. Ich presste meine Lippen zusammen und verzog sie dabei zu einem Lächeln, während ich langsam nickte.  

„Übrigens tut es mir wirklich leid, dass ich dich so direkt nach deiner Sexualität gefragt habe", gestand sie nun völlig aus dem Nichts. „Schon in Ordnung", seufzte ich, obwohl diese Frage ja erst das ganze Drama ausgelöst hatte. „Es ist nur so, dass ich jeden Mann in Harrys Alter nach seiner Sexualität frage. Ich habe mir das irgendwann angewöhnt, weil ich so überrascht war, dass Harry schwul ist. Ehrlich gesagt war ich sogar ziemlich geschockt, als ich ihn damals erwischt habe, wie er zu einem Foto von diesem Schauspieler masturbiert hat", erklärte sie mir, woraufhin ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen konnte. 

„Ein Schauspieler also?", fragte ich und ließ dabei anzüglich meine Augenbrauen wackeln, während ich ein eindeutiges Bild vor Augen hatte. „Ich dachte immer, du hättest mehr für gewisse Fußballer übrig?", hakte ich weiter nach, wobei Harry lachend eine Hand an seine Stirn legte und so sein Gesicht abschirmte. Einen Moment lang wandte er seinen Blick ab, doch seine zuckenden Mundwinkel verrieten, dass er sich nicht dafür schämte. „Du weißt ja, dass ich heute nur noch zu einem Bild von dir masturbieren würde", flüsterte er mir schließlich ins Ohr und drückte noch einen Kuss auf meine Wange.

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[1094 Wörter, 08.10.2020]

Da haben Annes mütterliche Gefühle plötzlich dabei geholfen, ihre Ablehnung Louis gegenüber abzulegen. Ob das von Dauer ist? Was haltet ihr von Anne?

Und was Bella wollte, ist auch noch nicht wirklich geklärt. Was meint ihr?

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt