Unbefugte

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Der Mut, den ich aus dem Gespräch mit meinem Ehemann geschöpft hatte, hielt an, bis ich mehrere Stunden später im Bett lag und Zayn das Licht ausschaltete. Dann brachen meine Ängste völlig unvorbereitet über mich herein. Ich hörte plötzlich jeden Mucks, meinte sogar Schritte im Flur wahrzunehmen, weshalb ich mich ganz gegen die Wand presste, an welcher mein Bett stand, und das Laken fest um meinen Körper zog. Ich atmete schwer, meine Muskeln waren zum Zerreißen angespannt, während ich darauf hoffte, dass mich der Schlaf übermannen und mich aus diesem Alptraum entreißen würde.

Die ganze Nacht lag ich wach. Ich war einige Male eingenickt, doch immer nur für wenige Minuten. Völlig gerädert erhob ich mich aus dem Bett, als die ersten Sonnenstrahlen hinter den schweren Gardinen hervorblitzten und den Tag ankündigten. Trotz meiner Erschöpfung raffte ich mich auf und zog mir Sportklamotten an. Ich nahm mir vor, einfach schon aufs Sportgelände hinüberzugehen. Dort war ich wenigstens weit weg von Simon.

Als ich unser Haus verließ und den großen Platz zwischen den Häusern überquerte, bemerkte ich, dass in dem Frühstücksraum bereits eifrig gearbeitet wurde. Es erstaunte mich im ersten Augenblick, da das Frühstück erst in über einer Stunde beginnen würde. Angestrengt versuchte ich daraufhin meinen Blick vom Haupthaus zu lösen, doch mein knurrender Magen sorgte dafür, dass ich mich langsam dem Gebäude näherte. Die Terrassentüren, die am Abend zuvor noch weit offenstanden, waren nun verschlossen. Jedoch erkannte ich, dass an der Längsseite des Hauses eine kleine Tür offenstand. Das war wohl die Tür zur Küche.

Ich wusste, dass sich keiner freuen würde, um diese Uhrzeit schon einem Fußballer in der Küche zu begegnen, dennoch setzte ich meinen Weg fort. Neugierig passierte ich die Tür und landete in einem kleinen Flur, in welchem links eine kleine Nische Platz für ein Waschbecken bot, rechts eine Tür die Aufschrift "Lager" trug und geradeaus eine geöffnete Türe Einblicke in eine große Küche gewährte. „Kein Zutritt für Unbefugte", brummte plötzlich ein stämmiger Mann in einem weißen T-Shirt, der drei gestapelte, rote Körbe in den Händen trug und sich einfach an mir vorbei drängte.

Kurz sah ich ihm hinterher und beobachtete, wie er die Kisten abstellte auf der Edelstahloberfläche der Küche abstellte und daraufhin zwei Kollegen Anweisungen erteilte. Da er mich jedoch nicht weiter beachtete, wartete ich ein paar Sekunden, bevor ich durch die Tür schritt und in der Küche landete. „Wo ist die Tomate-Mozarella-Platte?", hörte ich unmittelbar darauf eine Frau hektisch rufen. Zeitgleich durfte ich dabei zusehen, wie sie eilig durch die Küche rannte und dabei von den anderen fünf anwesenden Personen geflissentlich ignoriert wurde.

Ich ließ meinen Blick kurz durch die Küche wandern, dann ging ich auf eine junge, hübsche Frau zu, die gerade Obst in Obstkörbe füllte. „Hey,guten Morgen, ich will nicht stören, aber könnte ich mir vielleicht einen Apfel oder eine Banane klauen? Ich möchte nämlich noch etwas Frühsport machen, bevor das Training losgeht", sagte ich leise und beobachtete, wie die Frau plötzlich herumfuhr und mich überrascht ansah. „Louis Tomlinson", rief sie aus und machte dabei große Augen. Dann schob sie einen der schönen Obstkörbe über die Edelstahloberfläche der Küche in meine Richtung. „Klar, bedien dich", meinte sie, sah dabei aber zu dem Mann hinüber, der mir bereits im Flur begegnet war und der nun Rührei in einer großen Pfanne bruzelte. Er schien wenig angetan davon zu sein, dass ich hier war, doch er beschwerte sich nicht noch einmal.

Die Frau, Sofia wie sie sich vorstellte, bereitete mir kurzerhand ein Frühstück zu und stellte mir sogar eine Tasse dampfenden Tee vor die Nase. Ich bedankte mich überschwänglich und begann sogleich zu essen, während sie neben mir verschiedene Frühstücksplatten vorbereitete. „Fängst du jeden Tag so früh damit an, Sport zu machen?", plauderte Sofia in die Stille hinein. „Was sagt denn deine Frau dazu? Glückwunsch zur Hochzeit übrigens." Schmunzelnd legte ich mein Brötchen zur Seite und nahm noch schnell einen Schluck von meinem Tee. „Das ist eigentlich nie ein Problem bei uns. Wenn ich mit meinem Work-out fertig und frisch geduscht bin, lege ich mich oft nochmal ins Bett, um noch eine Runde zu kuscheln. Wobei sich das auch sehr verändert hat, seit unser Sohn auf der Welt ist."

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt