Gemma runzelte irritiert ihre Stirn und hob abschätzend eine Augenbraue in die Höhe. „Du hast mich gerade ehrlich verwirrt, Louis. Weißt du, bei deiner Formulierung habe ich eine Sekunde lang wirklich geglaubt, dass du der Liebhaber meines Bruders wärst, schließlich ist der ja bekanntermaßen stockschwul. Also an deiner Stelle würde ich in dieser Wohnung darauf achten, die Hose anzubehalten, ansonsten hat er dich schneller flachgelegt als du bis drei zählen kannst. Du bist nämlich genau sein Typ", plapperte sie munter drauf los, woraufhin ich Mühe hatte mir ein Grinsen zu verkneifen.
„Ich bin also genau dein Typ?", fragte ich schelmisch in Harrys Richtung. Der grinste nur und zuckte mit den Schultern. „Ich habe nie etwas Gegenteiliges behauptet, oder?", entgegnete er und zwinkerte mir zu. „Also Gemma, ich freue mich wirklich, dich endlich kennenzulernen", wandte ich mich wieder der Schwester meines Freundes zu. „Aber deine Tipps kommen leider etwas spät", erklärte ich und ging langsam auf Harry zu. Entschlossen griff ich nach seiner Hand und verschränkte deutlich sichtbar unsere Hände.
Gemma schien mit der Situation sichtlich überfordert, denn ihre Augenbrauen wanderten fast bis zum Haaransatz hoch und ihre Kinnlade klappte runter. „Ihr verarscht mich doch grade, oder?", stotterte sie ungläubig. Lachend schüttelte ich den Kopf, dann wandte ich mich zur Seite, sodass ich meinem Freund in die Augen sehen konnte. Der schenkte mir sein strahlendstes Lächeln, welches ansteckend auf mich wirkte, denn auch meine Mundwinkel zuckten in die Höhe. Glücklich lehnte ich mich ihm entgegen und legte meine Lippen zärtlich auf seine. Ich schloss meine Augen und spürte wie Harry den unschuldigen Kuss erwiderte, bevor er sich schließlich wieder von mir löste.
„Also ich bin froh, dass du in dieser Wohnung noch nie darauf geachtet hast, deine Hose anzubehalten", schmunzelte er und ließ seine Augenbrauen anzüglich wackeln, woraufhin ich nicht anders konnte als lauthals loszuprusten. Anschließend wandte ich meinen Blick wieder Gemma zu, die uns noch immer verdutzt musterte. „Nun, Gemma, ganz offiziell. Ich bin Louis, der Freund deines Bruders", stellte ich mich der Ausführlichkeit halber vor, obwohl sie offensichtlich ja schon wusste, wer ich war.
„Ich freue mich wirklich, dich kennenzulernen, Louis", erwiderte sie und schüttelte mir dabei die Hand. Dann blickte sie zu ihrem Bruder und begann plötzlich zu grinsen. „Erinnerst du dich an das Spiel, als du diesem Sänger geholfen hast?", wollte sie von mir wissen. „Harry und ich waren damals live im Stadion mit dabei. Mein Bruder fand dich so heiß, er hat gescherzt, dass er dich gerne nackt in seinem Bett hätte. Kaum zu glauben, dass er das jetzt wirklich erreicht hat", seufzte sie und schüttelte ungläubig ihren Kopf.
„Mir hast du gesagt, du wüsstest nicht, wer ich bin?", erkundigte ich mich schmunzelnd bei meinem Freund. Der zuckte nur mit den Schultern. „Das ist doch schon Jahre her. Außerdem war ich viel zu abgelenkt hiervon, um dich zu erkennen", sagte er und machte dabei mit seinen Händen eine Geste, als würde er die Silhouette meines Körpers entlang fahren. „Du hast auch immer nur das eine im Kopf, oder?", fragte ich ihn und ließ meinen Zeigefinger seinen Oberkörper entlang nach unten gleiten. „Nur wenn ich dich sehe", antwortete er, legte seine Hand an meine Wange und küsste mich.
Kaum hatte er sich von mir gelöst, griff er nach meiner Hand und zog mich hinter sich her zum Sofa, wo er sich niederließ und sogleich einen Arm um mich legte. Einen Moment lang schloss ich meine Augen, denn ich fühlte mich so wohl und geborgen wie schon lange nicht mehr. „Also Louis, ich hätte wirklich nie gedacht, dass du schwul wärst", erklärte Gemma und ließ sich in den Sessel plumpsen. Ihre Füße legte sie dabei gemütlich auf dem Couchtisch ab.
„Ich bin nicht schwul", entgegnete ich, woraufhin Gemma verstehend nickte. „Zwischen dir und diesem Sänger lief aber nie etwas, oder?", stocherte sie weiter, woraufhin ich mit den Augen rollte und genervt den Kopf schüttelte. „Liam und ich sind nur Freunde, egal was die Medien uns da andichten wollen", erläuterte ich ihr. Gemma musterte mich einen Augenblick neugierig, dann stand sie auf und stellte Trinkgläser vor uns allen ab, die sie sogleich mit Wasser befüllte. „Wie auch immer, diese Gerüchte haben mich zu einem Artikel inspiriert", offenbarte sie uns.
Kaum waren ihre Worte verklungen fühlte es sich so an, als hätte sie eine Schlinge um meinen Hals gelegt, die sie nun zuzog. „Du darfst aber niemandem erzählen, dass ich nicht hetero bin", presste ich angestrengt hervor. Gemma sah mich einen Moment verwirrt an, bevor sie schnell ihren Kopf schüttelte. „Ich werde nicht über dich schreiben, Louis. Du warst nur meine Inspiration. Der Artikel handelt von Homophobie im Profisport. Ich will diese alten Säcke alle mit ihren untragbaren Einstellungen konfrontieren und ihnen zeigen, dass es so nicht weitergehen kann. Aber wenn ich die Situation richtig verstanden habe, wäre dieser Artikel auch in deinem Interesse", erklärte sie mir.
Ich spürte, wie Harry seine Lippen an meine Schläfe legte und mich sanft küsste, bevor auch er seinen Teil zur Unterhaltung beitrug. „Das mit Louis und mir muss bis zur Weltmeisterschaft ein Geheimnis bleiben, Gemma", weihte er seine Schwester ein. „Louis ist im Gespräch, in die Nationalmannschaft aufgenommen zu werden und ich will unter allen Umständen, dass er das auch schafft. Er soll seinen Traum verfolgen können."
Auch wenn seine Worte mein Herz höher schlagen ließen, fühlte ich aufkommende Schuldgefühle, da dies auch für Harry eine schwere Bürde werden würde. Seinen Partner vor der Welt verheimlichen zu müssen war zwar einfach daher gesagt, doch es steckte so viel mehr dahinter. Es bedeutete, seine Gefühle verbergen zu müssen, obwohl man diese am am liebsten in die Welt hinaus schreien wollte.
„Kleiner Bruder, ich hoffe, dass du ab jetzt häufiger Sportsendungen ansehen wirst. Dein Freund ist nicht nur im Gespräch, sondern praktisch die erste Wahl dafür", stellte sie klar, was zwar stimmte, ich jedoch niemals so formuliert hätte. „Wirklich?", rief Harry erstaunt aus, woraufhin ich meinen Kopf ihm zuwandte und beobachtete, wie seine Augen voller Stolz funkelten. Langsam begann ich zu nicken, wurde aber sofort unterbrochen, als Harry seine Hand an meinen Hals legte und seine Lippen auf meine presste.
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[1014 Wörter, 28.08.2020]
Na, was haltet ihr von Gemma?
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Only The Brave || Larry AU
FanfictionLouis ist Profi-Fußballer, dessen Leben zur Zeit nicht besser laufen könnte. Wäre da nicht eine Begegnung, die ihn nicht loslassen wollte. [ziemlich lange Larry Au] ACHTUNG TRIGGERWARNUNG: Diese Geschichte thematisiert Suizid und Missbrauch. Diese K...