Ausflug

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„Du machst mir Angst, Harry", gestand ich und verschränkte vorsichtig unsere Finger. Mein Freund schüttelte den Kopf, dann lehnte er sich vor und streifte sanft mit seinen Lippen über meine. „Brauchst du nicht", erwiderte er, dann drehte er sich zu Niall um. „Fertig?", wollte er wissen, woraufhin der Besitzer des Cafés einen Deckel auf eine Warmhaltebox packte. „Ja, alles fertig." Verwirrt zog ich meine Stirn in Falten. „Was haben wir denn vor?", erkundigte ich mich, doch Harry schenkte mir nur ein schiefes Lächeln und ein Augenzwinkern als Antwort. 

„Dann treibt es nicht zu wild heute Abend", lachte Niall als er meinem Freund die Box überreichte. „Wird wohl kaum möglich sein", erwiderte Harry daraufhin und ließ seinen Blick einmal lasziv über meinen Körper schweifen. Augenblicklich wurde ich von einer Hitze durchströmt, die in mir den Drang erweckte, mit meiner Zunge über meine Lippen zu lecken, die plötzlich ausgetrocknet schienen. „Na dann, wünsche ich euch viel Spaß bei eurem Ausflug", meinte der Ire nun und verabschiedete sich von uns. 

„Ausflug?", fragte ich, als ich langsam neben Harry her zum Ausgang des Cafés trottete. „Ja", war alles, was er darauf antwortete. Völlig verwirrt zog ich meine Kapuze tief ins Gesicht und lief mit ein wenig Abstand hinter ihm her, bis wir vor seinem Blumentransporter zum Stehen kamen. „Du kannst dich schon rein setzen", forderte er mich auf, während er seine Hand auf den Türgriff der hinteren Flügeltüren legte und offensichtlich darauf wartete, dass ich aus dem Sichtfeld verschwand. 

Noch einmal blickte ich in sein fröhliches Gesicht, dann umrundete ich das Fahrzeug und setzte mich wie befohlen auf den Beifahrersitz. Es dauerte nicht lange, da fielen die Türen lautstark ins Schloss und Harry hievte sich auf den Fahrersitz. „Wo fahren wir hin?", wollte ich wissen, während ich meine Füße gegen das Armaturenbrett stemmte. „Das siehst du, wenn wir da sind", erklärte er mir verschwörerisch und zwinkerte mir dabei amüsiert zu. Genervt rümpfte ich meine Nase, akzeptierte es aber einfach. Ich würde Harry sowieso überall hin begleiten. 

Die ganze Fahrt über wurde jeder Gesprächsansatz, den ich wagte, direkt zunichte gemacht, indem Harry das Radio aufdrehte und lautstark mitsang. So blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Freund zu beobachten und seiner schönen Stimme zu lauschen. Es war einfach unglaublich, wie sehr alleine seine Stimme mich in ihren Bann ziehen und alles um uns herum vergessen lassen konnte.

Wir waren sicher schon eine Stunde lang unterwegs, als mein Freund sich dazu entschloss, wieder mit mir zu reden. „Im Handschuhfach ist eine Augenbinde. Würdest du die bitte umlegen?", bat er mich, woraufhin ich nur noch verwirrt blinzeln konnte. „Willst du mich etwa entführen?", fragte ich spaßeshalber und beobachtete dabei, wie Harry einen Mundwinkel in die Höhe zu und glücklich lachte. „Das mache ich doch schon längst, Liebster. Ich will dir nur nicht die Überraschung verderben", informierte er mich. Einen Augenblick lang legte ich meinen Kopf schief und musterte das enthusiastische Funkeln in seinen Augen. Das war alles, was ich brauchte, um das Handschuhfach zu öffnen und das schwarze Tuch herauszuholen. 

Kurzerhand wickelte ich es mir um den Kopf, obwohl es eigentlich sinnlos war. Draußen war es viel zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen und hier drinnen hatte ich ohnehin nur Augen für Harry. „Lass die bitte auf, bis ich dir sage, dass du sie abnehmen kannst", instruierte er eine gefühlte Ewigkeit später. „Schon klar." Das Fahrzeug kam zum Stehen und gleich darauf konnte ich hören, wie sämtliche Türen geöffnet wurden. Ich hörte die unterschiedlichsten Geräusche, doch keines davon konnte ich wirklich festmachen.

Meine Gedanken hatten mich so fest in Beschlag genommen, dass ich erschrak, als ich etwas Weiches an meinen Lippen fühlte. „Ich liebe dich, Louis", flüsterte mein Freund und küsste mich erneut. Dieses Mal legte ich blind eine Hand an seine Wange und erwiderte den zärtlichen Kuss. „Ich liebe dich auch, Harry." Mein Freund zog mich in seine Arme und half mir beim Aussteigen aus dem Fahrzeug. Dann legte er einen Arm um meinen Rücken und führte mich einige Schritte über unebenen Grund. 

Noch einmal durfte ich seine Lippen an meinen spüren, bevor der Koten meiner Augenbinde gelockert wurde und ich blinzelnd das Bild vor mir in Augenschein nehmen konnte. Wir waren irgendwo im Nirgendwo, kein Haus war weit und breit zu sehen. Einzig alleine Wiesen und Felder umrundeten uns. Überrascht griff ich nach Harrys Hand, während ich meinen Blick zu Boden gleiten ließ. Dort lag nämlich eine Luftmatratze im Gras, die groß genug war, um als Gästebett für zwei Personen zu dienen. Darauf befanden sich einige Kissen und Decken, die mehr als einladend wirkten. Umrundet wurde das Ganze von einer kunterbunt leuchtenden Lichterkette, die im Gras lag.

Sprachlos klappte mir der Mund auf. „Das hast du für mich gemacht?", hauchte ich überfordert. „Für uns, Liebster", antwortete er, dann führte er mich zu der Gästematratze. Noch immer konnte ich nicht glauben, was Harry für mich veranstaltet hatte, dennoch zog ich meine Schuhe aus und setzte mich auf das Gästebett. Harry ließ sich neben mir nieder und öffnete die Box, die Niall uns mitgegeben hatte. „Hast du Hunger?", erkundigte sich Harry, während er die verschiedensten Leckereien zwischen uns ausbreitete. Bevor ich allerdings antworten konnte, übernahm das mein knurrender Magen für mich. 

Harry lachte sein wundervoll befreites Lachen, dann forderte er mich auf, zuzugreifen. Ich schnappte mir eine der Köstlichkeiten und beobachtete, wie Harry es mir gleichtat. Schweigend aßen wir alles auf, was Niall uns mitgegeben hatte. Dabei wurde ich immer wieder von Harrys Blick gefangen genommen, der so viel Glück und Euphorie ausstrahlte, dass er auch mir immer wieder ein strahlendes Lächeln ins Gesicht zauberte. 

Als schließlich wieder alles Geschirr in der Box verstaut war, zog Harry mich in seine Arme und legte eine Decke über uns. Seitlich lag ich auf dem Luftbett und sah dabei meinen Freund an, der gegenüber von mir lag und nun vorsichtig nach meiner Hand griff. Sanft streichelte er mit seinem Daumen über meinen Handrücken, wobei man ihm ansehen konnte, dass er völlig in Gedanken versunken war. 

„Wie war es in Spanien?", wollte er schließlich wissen. Langsam rutschte ich ihm näher, sodass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Wir haben gewonnen", seufzte ich. „Obwohl ich katastrophal gespielt habe", fügte ich noch hinzu, woraufhin Harry langsam nickte. „Ich weiß, ich habe gesehen, wie der Ball Bekanntschaft mit deinen Eiern gemacht hat. Es sah wirklich schmerzhaft aus", hauchte er und ließ dabei seinen Blick kurz nach unten schweifen. „In der zweiten Halbzeit warst du aber wieder super. Ich war unglaublich stolz auf dich, Louis", sagte er mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht, bevor er die kurze Distanz überbrückte und mich erneut küsste.

„Also hast du dir das Spiel angesehen?", erkundigte ich mich leise. Harry nickte, dann atmete er lautstark ein. „Was war am Anfang los? Du hast unkonzentriert gewirkt", meinte er und ließ dabei seine Hand zu meiner Wange wandern. „Ehrliche Antwort?", fragte ich und schluckte dabei schwer. „Ich will immer eine ehrliche Antwort von dir, Lou." Noch einmal schluckte ich alle Ängste hinunter, bevor ich zu einer Antwort bereit war.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Harry. Ich wusste nicht, was mit dir los war und kurze Zeit habe ich sogar geglaubt, du wolltest mit mir Schluss machen", erklärte ich ihm. Dabei erwartete ich schon, wie Harry belustigt sein Gesicht verziehen und diesen Gedanken als lächerlich abtun würde. Doch dem war nicht so. Viel mehr wirkte er so, als hätte ich mit meiner Vermutung recht gehabt. Aber er hatte mich noch nicht hier her gebracht, um mit mir Schluss zu machen, oder?

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[1248 Wörter, 20.09.2020]

Was haltet ihr von dem Date, das Harry vorbereitet hat? Die beiden scheinen verrückt nacheinander zu sein. Aber hat Louis mit seinen Gedanken recht, will Harry wirklich Schluss machen? Und wenn ja, warum?

Only The Brave || Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt