„Lottie", brüllte Doris und konnte sich scheinbar erst jetzt von ihrer kleinen Teeparty losreißen. Unsere kleine Schwester blieb zwischen uns Dreien stehen und streckte bettelnd ihre Arme aus, um von Lottie hochgehoben zu werden. Doch noch bevor Lottie Anstalten machen konnte, ihrem Wunsch zu folgen, schien Doris ihre Meinung geändert zu haben, denn sie drehte sich schnell um die eigene Achse und zupfte am Saum meines Rollkragenpullovers.
Neugierig beugte ich mich ihr entgegen und bemerkte, wie sie ihre Hände um mein Ohr legte, als würde sie mir ein Geheimnis zuflüstern. „Lou? Darf ich Lottie das von dir und Harry erzählen?", fragte sie leise und in einem solch euphorischen Tonfall, dass sich mir automatisch ein Lächeln auf die Lippen legte. Ich entfernte mich etwas von Doris, damit ich sie ansehen und ihr amüsiert zuzwinkern konnte.
„Ja, du darfst", erwiderte ich, woraufhin meine kleine Schwester sich begeistert umdrehte und in Lotties Arme hüpfte. „Lottie, ich freue mich so sehr, dass du und Louis da seid. Und dass Louis Harry mitgebracht hat. Er liebt ihn nämlich. Und weißt du was? Ich liebe ihn auch", erzählte Doris glücklich ihrer großen Schwester. Dieser war anzusehen, dass die Situation mehr als befremdlich war, doch Doris zuliebe rang sie sich ein Lächeln ab.
„Das freut mich, Süße", erwiderte Lottie gezwungen, was Doris nicht zu bemerken schien. „Als Daddy gefragt hat, was ich mir zu Weihnachten wünsche, habe ich gesagt, dass ich will, dass du und Louis wieder nach Hause kommt. Ich freue mich so sehr, dass mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist", erklärte Doris und schmiegte sich liebevoll in die Arme ihrer großen Schwester.
Währenddessen lehnte ich mich glücklich an meinen Freund, denn spätestens jetzt würde Lottie es nicht mehr übers Herz bringen, einfach so zu verschwinden. Egal wie sehr sie mich verabscheute. Meiner ältesten Schwester war anzusehen, dass ihr der Gedanke widerstrebte, dennoch streichelte sie sanft über Doris Rücken und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Gibst du mir noch eine Minute, um mich frisch zu machen?", flüsterte Lottie und setzte Doris wieder am Boden ab.
Als würde die Kleine erst jetzt die verwischte Wimperntusche bemerken, streckte sie ihre Hand aus und fuhr mit ihren Finger über Lotties verschmierte Wangen. „Hast du geweint?", wollte Doris bedrückt wissen. Lottie schloss für einen Moment ihre Augen, dann verzog sie ihre Lippen zu einem verkrampften Lächeln. Mit einem Nicken beantwortete sie die Frage ihrer kleinen Schwester, dann drehte sie sich um und verließ das Wohnzimmer.
Von meinem Blickwinkel aus, konnte ich noch sehen, wie sie im Flur ihre Reisetasche schnappte und in Richtung Treppe lief. „Wollen wir bei unserer Teeparty weitermachen?", fragte Doris und griff nun nach Harrys freier Hand. Mein Freund fand augenblicklich sein Lächeln wieder und strahlte meine kleine Schwester an. „Gerne, Doris. Lass mich nur eine Minute mit deinem Bruder reden, ich bin sofort bei dir", erklärte er ihr. Meine kleine Schwester rümpfte ihre Nase, eilte aber sofort wieder zu ihrem Teeservice hinüber.
Mein Freund stellte sich derweil vor mich und verschränkte seine Hände direkt über meinem Po. „Sie vermisst dich genauso sehr, wie du sie vermisst", flüsterte Harry und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Ich verschränkte meine Arme in seinem Nacken und konnte gar nicht anders, als sein zuversichtliches Lächeln zu erwidern. „Meinst du wirklich? Ich freue mich schon, dass sie Weihnachten doch noch mit uns allen verbringt", erklärte ich leise, dann lehnte ich mich an Harry und legte meinen Kopf nach Nähe suchend auf seiner Schulter ab.
„Ich bin optimistisch, dass ihr das hinkriegt. Sie wird bald merken, dass du nie böse Absichten hattest", sagte er leise und legte seine Lippen für einen sanften Kuss an meinen Hals. „Ich bin so froh, dass ich dich kennengelernt habe, Harry. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte", erwiderte ich. „Bitte sag so etwas nicht, Louis. Du bist selbst stark, das weiß ich", entgegnete mein Freund und verteilte weiter Küsse in meiner Halsbeuge. „Ich liebe dich, Harry", seufzte ich berauscht von seiner Nähe und seinen Worten.
Lautes Getrappel ließ mich aus meiner kleinen Harry-Welt aufwachen und meine Konzentration der Geräuschursache zuwenden. „Lottie, Harry und ich machen eine Teeparty! Machst du auch mit? Bitte", bettelte Doris, während sie der eben zurückgekehrten Lottie ihren besten Hundeblick zuwarf. Lottie war sichtlich überrumpelt, als sie mehrere Male zwischen Harry und Doris hin und her sah. „Also... Wenn du magst?", stotterte sie vor sich hin. Mir fiel auf, dass ihr Make-up wieder perfekt saß, als würde sie jeden Augenblick ein Selfie von sich in sämtlichen sozialen Netzwerken posten wollen. Dennoch war ihr anzusehen, wie erschöpft und mitgenommen sie war.
Doris griff euphorisch nach der Hand ihrer Schwester, lotste sie zu ihrem Teezubehör und setzte ihr die Krone auf, die Harry vorhin getragen hatte. „Ich liebe dich auch, Louis", raunte Harry mir zu und vereinte unsere Lippen erneut zu einem liebevollen Kuss. „Bist du damit einverstanden, dass ich mit deinen Schwestern eine Teeparty mache, oder bin ich dir dann nicht mehr männlich genug?", wollte Harry amüsiert wissen. Ich musste kurz auflachen, dann lehnte ich mich etwas zurück und ließ meine Hände auf seinen Hintern wandern.
„Also letzte Nacht hast du mir gezeigt, wie männlich du bist. Könnte aber sein, dass du mich heute Abend nochmal daran erinnern musst", antwortete ich ihm und ließ dabei anzüglich meine Augenbrauen wackeln. „Louis", entrüstete sich Harry und sah mich gespielt schockiert an. „Wir verbringen noch eine ganze Woche hier! Du willst doch nicht, dass schon in der ersten Nacht ein verstörter Zimmernachbar bei uns an die Tür klopft, oder?", schmunzelte er und spielte dabei auf Michals Duscherlebnis an.
„Eine Woche, richtig", sagte ich und räusperte mich kurz. „Aber es wäre ja nicht das erste Mal." Harry schüttelte lachend den Kopf, dann legte er beide Hände an meinen Hals und gab mir noch einen Kuss, bevor er sich zwinkernd umdrehte und sich neben meinen Schwestern auf den Boden setzte. Lottie fühlte sich deutlich unwohl und es war ihr anzusehen, dass sie sich ausschließlich auf Doris konzentrierte, doch ich sah es als Anfang, dass sie wenigstens nicht direkt geflohen war.
Das Klingeln an der Tür unterbrach mich beim Beobachten der Teeparty und ließ etwas Nervosität in mir aufkeimen. Hektisch bewegte ich mich zur Tür, die ich dann nach einem tiefen Atemzug öffnete. „Louis", rief meine Gegenüber und zog mich in ihre Arme. „Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag", sagte Anne überschwänglich und strahlte mich an. „Hallo Louis, ich bin Robin, Annes Mann. Ich danke dir für die Einladung und wünsche dir natürlich auch alles Gute zum Geburtstag", meinte der sympathisch aussehende Mann, der einen Kuchenbehälter in der Hand trug. „Hallo Robin, ich freue mich, dich kennenzulernen. Kommt doch rein", erwiderte ich freundlich und trat einen Schritt zur Seite, um den beiden Platz zu machen.
Harrys Mutter und Stiefvater betratet mit deutlicher Neugierde in den Augen das Haus und folgten mir bis ins Wohnzimmer. Kaum hatte Anne ihren Sohn erblickt, stieß sie einen freudigen Schrei aus und rannte auf ihn zu. Zufriedenheit durchströmte mich, als ich die Begrüßung der beiden beobachtete. Diese verflog aber sofort wieder, als ich meine älteste Schwester erblickte, die sich sekündlich unwohler zu fühlen schien.
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[1185 Wörter, 27.10.2020]
Was haltet ihr von Doris' Art, die Situation aufzulockern? Und von Lotties Entwicklung? Was meint ihr, wie Anne sich verhalten wird?
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Only The Brave || Larry AU
Fiksi PenggemarLouis ist Profi-Fußballer, dessen Leben zur Zeit nicht besser laufen könnte. Wäre da nicht eine Begegnung, die ihn nicht loslassen wollte. [ziemlich lange Larry Au] ACHTUNG TRIGGERWARNUNG: Diese Geschichte thematisiert Suizid und Missbrauch. Diese K...