Gleich nachdem Jack verschwunden war, packte ich schleunigst die notwendigsten Dinge zusammen und fuhr mit Harry zu seiner Wohnung. Jack hatte mich dazu ermahnt, mich in nächster Zeit nicht allzu vertraut mit Männern in der Öffentlichkeit blicken zu lassen. Zwar hatte unser Management zugestimmt, mich nicht mehr zu beurlauben, allerdings nur unter der Bedingung, dass ich mich nicht in eindeutigen Situationen mit Männern ablichten lassen durfte.
Jack hatte Harry und mir außerdem noch seine Unterstützung zugesagt, was auch immer das heißen mochte. Schließlich würden die Herren aus dem Vorstand nicht von heute auf Morgen ihre Meinung ändern und auch der Vorfall in der Kabine hatte gezeigt, dass ein Outing überall anecken würde. Und ich war mir sicher, dass ich das nicht verkraften konnte.
Trotz all der Hürden, die uns noch immer im Weg standen, war Harry ein wahrer Lichtblick in meinem Leben. Er gab mir das Gefühl, dass ich wieder optimistisch meiner Zukunft entgegenblicken durfte. Um ihm meine Dankbarkeit auszudrücken, wollte ich ihn so schnell wie möglich zu unserem ersten Date einladen. Kurzerhand schnappte ich mir mein Telefon und machte es mir auf Harrys Sofa bequem. Er selbst war in sein Schlafzimmer verschwunden, um mit seiner Schwester zu telefonieren. Gemma war die letzten zwei Tage netterweise für ihn eingesprungen und hatte seinen Blumenladen geführt, damit er bei mir im Krankenhaus bleiben konnte.
Als ich schließlich zwei Telefonate später mein Telefon zurück in meine Tasche steckte, kam Harry zurück ins Wohnzimmer. Ich versuchte mein Grinsen zu verstecken, als ich langsam auf ihn zuging und ihn neugierig musterte. „Danke, dass du bei mir warst. Und danke, dass ich eine Weile bei dir wohnen darf", versuchte ich meine Gedanken in Worte zu fassen, obwohl mir klar war, dass Worte nicht ausreichten, um das auszudrücken, was ich wirklich empfand. Harrys Anwesenheit im Krankenhaus und die Tatsache, dass er mir und uns noch eine Chance gab, überwältigte mich geradezu.
„Das ist doch selbstverständlich", raunte Harry zurück und legte seine Hände an meine Seiten. Schnell schüttelte ich meinen Kopf. „Das ist es ganz und gar nicht", erklärte ich ihm, denn offenbar hatte Harry keine Ahnung, wie wundervoll er doch war. Harry grinste nur schief und zog mich näher zu sich. „Was hältst du davon, wenn ich etwas für uns koche und wir den Abend auf dem Sofa ausklingen lassen?", fragte er und lächelte mich dabei voller Vorfreude an, sodass ich beinahe zugestimmt hätte. Doch ich hatte andere Pläne.
„Oder wir machen noch einen kleinen Abendspaziergang", schlug ich ihm vor, während ich es ihm gleichtat und meine Hände hinter seinem Rücken verschränkte, wodurch wir uns noch näher kamen. Ich bemerkte, wie Harrys Augen spitzbübisch aufblitzten, als er mir daraufhin seine Hüfte entgegen drückte. „Oder wir gehen direkt ins Bett", schmunzelte er und ließ seine Augenbrauen wackeln. Obwohl ich diese Möglichkeit einen Moment lang ernsthaft in Erwägung zog, lachte ich etwas und löste mich aus seiner Umarmung. „Nach dem Spaziergang", vertröstete ich ihn schließlich, woraufhin er kurz schmollte, sich aber gleich daran machte, seine Schuhe anzuziehen.
Als Harry und ich uns schließlich mit Mützen und Sonnenbrillen maskiert hatten, machten wir uns auf den Weg. Gemütlich schlenderten wir nebeneinander her durch die Dämmerung, wobei ich regelmäßig Harrys besorgten Blick auf mir spürte. Diese Sorge war allerdings unbegründet, denn meine Lunge machte mir keine Probleme. Viel mehr haderte ich mit mir selbst, da ich gerne nach seiner Hand greifen wollte, es aber nicht durfte. Eigentlich war ich kein Mensch, der gerne Händchen hielt, doch bei Harry war das anders. Aber dieser Mann stellte auch schon seit unserem ersten Kennenlernen meine Welt komplett auf den Kopf.
Als wir schließlich nach einiger Zeit vor einem Café stehen blieben, sah Harry mich verwirrt an. „Was machen wir hier? Das Café hat doch schon geschlossen?", gab er irritiert von sich. Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln und klopfte an die Tür, wie ich es mit Niall ausgemacht hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass direkt über dem Türknauf eine kleine Regenbogenflagge angeklebt war. Dieser Mann lebte wirklich in seiner eigenen kleinen Welt. Doch ich konnte es kaum erwarten, mich von Harry in diese Welt entführen zu lassen.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein blonder Ire strahlte uns regelrecht an. „Hallo ihr beiden, kommt doch rein", frohlockte er und machte eine einladende Geste. Schnell traten wir ein, ließen die Tür hinter uns ins Schloss fallen und folgten Niall, der uns einmal quer durch das menschenleere Café jagte.
Während des Anrufs vorhin, hatte ich dem Iren erklärt, dass ich mich heute mit jemandem treffen würde. Das Wort 'Date' hatte ich dabei nicht benützt, dennoch sah man schon an der Tischdekoration, was der Anlass des heutigen Abends war. Eine brennende Kerze stand mitten auf dem Tisch, an welchem Harry und ich uns nun niederließen und auch sonst war der Tisch offensichtlich mit viel Liebe zum Detail dekoriert worden.
Niall ließ uns einen Augenblick alleine, den Harry nutzte, um seinen überraschten Blick durch die Räumlichkeiten wandern zu lassen. „Ich dachte mir, es wäre endlich Zeit für unser erstes Date", erklärte ich ihm und schmunzelte etwas. Harry erwiderte sogleich meinen Blick und schenkte mir dabei ein glückliches Lächeln. „Ich hätte nicht erwartet, dass wir dafür wirklich vor die Tür gehen würden. Ich dachte eigentlich, wir würden zu Hause zusammen kochen und es uns dort gemütlich machen. Aber das hier ist toll, danke Louis."
Bevor ich ihm antworten konnte, kam auch schon Niall an unseren Tisch um unsere Bestellung aufzunehmen. Dabei legte er einen Briefumschlag vor mir ab. „Dein Anwalt hat gesagt, dass ich dir das mitgeben soll. Von meinem Mann und mir unterschrieben", fügte er noch kurz hinzu und begann sogleich, die Gerichte zu empfehlen, die es hier gab. Eigentlich gab es hier nur Gebäck und ein paar wenige Snacks, doch Niall machte extra für uns eine Ausnahme. Abgesehen davon, dass wir außerhalb der Öffnungszeiten kommen durften. Aber als ich über ein Date mit Harry nachgedacht hatte, war mir direkt dieses Café in den Sinn gekommen.
„Was ist das?", fragte Harry leise mit Blick auf den Briefumschlag, nachdem Niall unsere Bestellung aufgenommen und im Nebenraum verschwunden war. „Verschwiegenheitsvereinbarung", antwortete ich ihm. „Ich habe im Voraus mit ihm vereinbart, dass nichts hiervon nach außen dringen darf. Mein Anwalt hat sich dann noch um die Formalitäten gekümmert." Harry kräuselte seine Stirn und nickte langsam.
„Darf ich eigentlich meiner Schwester von uns erzählen?", erkundigte er sich zögernd. Schnell nickte ich. „Wenn du ihr vertraust, natürlich." Harry nickte erneut, dieses Mal viel bestimmter als noch vorhin. „Ich habe ihr schon erzählt, dass ich jemanden kennengelernt habe. Sie ist ziemlich neugierig auf dich", erklärte er mir. Schon an dem Tag nach dem Spiel gegen Leicester, als wir den ganzen Tag im Bett verbracht hatten, hatte er mir erzählt, wie nahe er und Gemma sich standen. Sie trafen sich fast täglich und wussten fast alles voneinander. Da war es nur natürlich, dass er ihr auch von mir erzählt hatte.
Als ich nichts antwortete, griff Harry nach meiner Hand, die auf dem Tisch lag und legte vorsichtig unsere Fingerspitzen aneinander. Die Stellen, an denen unsere Finger sich berührten, schienen elektrisch geladen zu sein, denn ein Kribbeln breitete sich von dort über meinen ganzen Körper hinweg aus. Fasziniert hob ich wieder meinen Blick und sah Harry in die Augen. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das geradezu ansteckend war. Glücklich verschränkte ich unsere Finger und erwiderte sein Lächeln.
„Wirst du deinen Geschwistern auch von uns erzählen?", fragte er leise. Ich seufzte und ließ meine Hand wieder fallen. „Dafür müssten wir generell wieder miteinander reden."
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[1246 Wörter, 27.07.2020]
Harry und Louis haben ihr erstes Date :)

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Only The Brave || Larry AU
FanfictionLouis ist Profi-Fußballer, dessen Leben zur Zeit nicht besser laufen könnte. Wäre da nicht eine Begegnung, die ihn nicht loslassen wollte. [ziemlich lange Larry Au] ACHTUNG TRIGGERWARNUNG: Diese Geschichte thematisiert Suizid und Missbrauch. Diese K...