„Bitte?", hauchte ich, während mir der Mund auffiel. Ich ging eine Treppenstufe nach oben, um Abstand zwischen mich und die neugierige Reporterin zu bringen, dann funkelte ich sie wütend an. „Was fällt Ihnen ein?", fauchte ich und presste aufgebracht meine Lippen zusammen. „Tragt ihr dreckigen Aasgeier eigentlich keinen Funken Menschlichkeit in euch?", fauchte ich und ging auch noch die letzten zwei Stufen nach oben. „Reicht es denn nicht, dass Ihr mich in jeder Minute meines Lebens verfolgt und belästigt? Jetzt verfolgen Sie mich auch schon bis nach Hause", brüllte ich und wedelte mit meinen Fäusten durch die Luft.
„Ich...", stotterte die Frau, doch ich ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. „Ja, ich wohne in einer einfachen Zweizimmerwohnung. Und jetzt? Was ist so schlimm daran?", empörte ich mich weiter und zog bedrohlich meine Augenbrauen zusammen. „Oder brauchen Sie noch mehr Schlagzeilen? Was halten Sie davon: In den letzten Wochen meiner Beziehung mit Eleanor hab ich keinen mehr hoch bekommen, weil ich ständig an jemand anderen denken musste! Oh, und noch etwas, am Ende habe ich sie sogar betrogen. Das ist doch eine schöne Schlagzeile, nicht wahr? Louis Tomlinson betrügt schwangere Verlobte", sinnierte ich und legte ihr schon die passende Überschrift für ihren Artikel bereit.
Ich sah, wie die Frau erneut etwas sagen wollte, doch ich hob drohend meinen Zeigefinger an und brachte sie somit ein weiteres Mal zum Schweigen. „Sie haben ja jetzt alles, was Sie wollten. Dann können Sie sich endlich verpissen, Sie blutsaugende Bestie", rief ich außer mir. Die Frau legte ihre Stirn in Falten und sah mich neugierig an. „Aber", versuchte sie erneut etwas zu sagen, doch ich schüttelte schnell meinen Kopf.
„Reicht Ihnen das noch nicht?", brüllte ich nun völlig in Rage. „Na gut, dann schreiben Sie doch, dass ich meine kleine Schwester auf dem Gewissen habe. Ich ganz allein trage die Schuld am Tod meiner Schwester. So eine Schlagzeile muss für eine sensationsgeile Frau wie Sie doch genau so befriedigend sein wie ein Dreier mit Brad Pitt und George Clooney, nicht wahr? Und jetzt lassen Sie mich endlich in Ruhe", schrie ich, dann kehrte ich ihr endlich den Rücken zu.
Da wir bereits im fünften Stock angelangt waren und ich ihr nicht verraten wollte, wo ich wohnte, stapfte ich die Treppe einfach weiter hinauf. Im sechsten Stock harrte ich eine Weile aus, dann schlich ich mich Stufe für Stufe wieder in den fünften Stock hinab. Ständig auf der Hut und halb in der Erwartung, die Frau würde mir noch immer auflauern, blieb ich einige Male stehen um zu lauschen. Doch im Treppenhaus war sie nicht mehr. Schließlich blieb ich am Ende des Flurs zu unserer Wohnung stehen und spickte und die Ecke, um zu prüfen, ob die Luft rein war.
Ich zog scharf die Luft ein, da die Frau offensichtlich herausgefunden hatte, wo ich wohnte. Dort stand sie, vor unserer Wohnungstür und klopft, als wäre dass alles gar nicht passiert. Mein Puls jagte auf ungeahnte Höhen, während ich Mühe hatte, mit all der Wut zurechtzukommen, die momentan mein Denken beherrschte. Wie viel Dreistigkeit konnte ein Mensch besitzen? Schwer atmend zog ich mein Telefon aus meiner Tasche. Ich musste meinen Freund warnen und ihm auftragen, in jedem Falle die Tür geschlossen zu halten. Diese Person sollte um nichts in der Welt Zugang zu unserer Wohnung erhalten.
Ich tippte auf Harrys Nummer, doch noch ehe ich die grüne Taste drücken konnte, musste ich dabei zusehen, wie die Tür aufging und die Frau unsere Wohnung betrat. Wutschäumend trat ich in den Flur und stampfte mit schweren Schritten zu unserer Wohnung. Ich war so in Rage, dass sogar meine Hände zitterten und es mir dadurch fast unmöglich war, den Schlüssel ins Schlüsselloch zu befördern. „Harry, sag ihr kein Wort", rief ich, als ich schließlich die Wohnungstür hinter mir ins Schloss fallen ließ.
„Was?", fragte mein Freund, als ich ins Wohnzimmer stürmte und die beiden vorfand, wie sie sich gegenüberstanden und miteinander plauderten. „Und Sie", zischte ich bedrohlich, dann kramte ich erneut mein Smartphone aus meiner Tasche. „Wenn Sie nicht auf der Stelle die Wohnung verlassen, dann rufe ich die Polizei", drohte ich ihr und funkelte sie dabei wütend an. „Was ist hier los?", wollte mein Freund mit verzweifeltem Unterton wissen, dann stellte er sich zwischen mich und diese Frau. „Dasselbe könnte ich zu Ihnen sagen", überging die Frau Harrys Frage und verschränkte nun ihre Arme vor ihrer Brust.
„Was machen Sie in der Wohnung meines Sohnes?"
„Jetzt bin ich endgültig verwirrt", stöhnte mein Freund überfordert. „Sie ist Reporterin. Wollte wissen, ob ich schwul bin", erklärte ich ihm. Ich konnte meinem Freund ansehen, wie ihm ein Licht aufging, denn er machte plötzlich große Augen. Auch ein peinlich berührtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. "Mum, wie oft habe ich dir gesagt, dass du wildfremde Menschen nicht einfach nach ihrer Sexualität fragen darfst?", seufzte Harry und kam auf mich zu.
„Guten Morgen, Liebster", flüsterte er und drückte mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Dann stellte er sich neben mich und legte einen Arm um meinen Rücken. „Mum, wie es scheint, hast du meinen Freund schon kennengelernt", sagte er nun in Richtung der schwarzhaarigen Frau, der die Augen aus dem Kopf zu fallen schienen. „Und Lou, da ist Anne, meine Mutter." Augenblicklich wollte ich nur noch im Erdboden versinken. Diese Frau war die Mutter meines Freundes und ich hatte ihr nicht nur Schimpfwörter, sondern auch pikante Details aus meinem Leben an den Kopf geworfen.
„Das ist der mysteriöse Freund, von dem du mir erzählt hast?", fragte sie ungläubig und legte dabei ihre Hände auf ihre Wangen. Beschämt schloss ich für einen Moment meine Augen, um tief durchzuatmen, dann löste ich mich aus Harrys Umklammerung und ging auf die Frau zu. „Mrs Twist, es tut mir wirklich aufrichtig leid, was ich Ihnen vorhin an den Kopf geworfen habe. Vor allem das mit der blutsaugenden Bestie. Ich dachte wirklich, Sie seien Reporterin", entschuldigte ich mich und streckte ihr dabei versöhnlich meine Hand entgegen.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll", erwiderte sie und blickte dabei skeptisch auf meine Hand hinab. „Nach allem, was ich so gehört habe, sind Sie nicht unbedingt der Mann, den ich mir für meinen Sohn erhofft hatte", gestand sie. Da sie keine Anstalten machte, mir ihre Hand zu reichten, ließ ich meine wieder fallen und taumelte dann ein paar Schritte zurück. „Ich wollte Sie wirklich nicht so angreifen, Mrs Twist. Und ja, mein Leben mag wirklich etwas verkorkst sein, aber Ihr Sohn ist das Beste, was mir je passiert ist. Hätten Sie mich nicht nach meiner Sexualität gefragt, hätten wir sicher einen besseren Start haben können", erklärte ich mich und griff dabei bestimmt nach Harrys Hand.
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[1104 Wörter, 02.10.2020]
Sein erstes Treffen mit seiner Schwiegermutter in spe hat Louis sich wahrscheinlich etwas anders vorgestellt... Was meint ihr zu dieser unangenehmen Situation?
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Only The Brave || Larry AU
FanfictionLouis ist Profi-Fußballer, dessen Leben zur Zeit nicht besser laufen könnte. Wäre da nicht eine Begegnung, die ihn nicht loslassen wollte. [ziemlich lange Larry Au] ACHTUNG TRIGGERWARNUNG: Diese Geschichte thematisiert Suizid und Missbrauch. Diese K...