Mutters Rat

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* Andreas *

Die Medien schrieben und schrieben über ein vermutliches Aus zwischen mir und Mila. Jede Schlagzeile brach mein Herz ein Stück mehr.

Gerade saß ich meiner Mutter gegenüber und verlor mich in meinen Gedanken.
"Emilia, hm?", fragte sie wissend und ich nickte.
"Ach, Andilein. Ihr seid füreinander bestimmt, ihr handelt wie Magnete. Deine Form zum Beispiel ist nie gut, wenn es ihr schlecht geht. Du verhälst dich anders, wenn Mila da ist. ", lächelte sie.
"Was meinst du?", fragte ich verwirrt und ihr Lächeln wurde breiter.
"Ich meine, wie sehr du auf sie achtest Andi. Egal, wo ihr seid, du hast immer einen Blick auf sie und achtest darauf, dass es ihr gut geht und sie sich nicht unwohl fühlt. Wie ein stummer Beschützer. Du denkst immer zuerst an sie, bevor an du dich und dein Wohl denkst. Als sie diesen Unfall hatte, hast du keine Sekunde gezögert und warst bei ihr. Ihr gebt euch gegenseitig so viel, Sohnemann. Seitdem du Mila kennst, strahlst du wieder. Ich wusste es, seitdem ich euch bei Olympia gemeinsam im Fernsehen sah. Da war mir klar, dass diese Chaotin meine Schwiegertochter werden würde und das wird sie immernoch, denn eine andere nehme ich nicht mehr.", grinste sie und mir standen die Tränen in den Augen.

"Mama, wir sind kein Paar mehr...", erinnerte ich sie und gleichzeitig mich an die schmerzhafte Wahrheit.
"Aber im Herzen seid ihr es. Und darauf kommt es an. ", machte sie mir Mut.
"Ich habe ein anderes Mädchen geküsst, Mama!", gab ich ihr zu denken.
"Ja, weil du Mila vermisst hast. Ihr habt beinahe jeden Tag miteinander verbracht und dann musstest du plötzlich auf sie und ihre Nähe verzichten. Das waren deine Emotionen der Ungewissheit und das weiß sie. Es ist nur schwierig, so etwas zu verzeihen. Sie hat es in dieser Situation auch nicht leicht. Du musst ihr zeigen, dass sichnichts verändert hat. Dass du für sie da bist und sie aus vollstem Herzen liebst.", riet mir meine Mutter und ich stand auf.
"Du hast Recht! Ich muss los!"
"Aber komm mir nicht ohne meine Schwiegertochter wieder!"

Meine Mutter sagte immer, dass diese Geschichte von beiden sein unschön war. Mila war zwar die mit den Schmerzen,  aber ich war der, der wochenlang im ungewissen war, ob sie zurück kommen würde oder nicht.

Ich wusste, dass Mila ihr Bein zusammen mit Hans trainierte, da das ihr Wunsch war. Ich sprang in mein Auto und fuhr in die Halle, in der sie still trainierten. Ich parkte mein Auto im Halteverbot, weil kein anderer Platz frei war und Mila mir jede Strafe wert war.
Hans war gerade dabei den Absprung mit ihr zu üben. Ihr Bein war endlich belastbar und sie konnte langsam zurück in die Trainingsphasen.

"Ich glaube du hast Besuch.", lächelte Hans und nickte in meine Richtung. Mila drehte sich um und grinste, ehe sie auf mich zurannte und mich in eine Umarmung zog. Eine Umarmung,  die sagte, dass ich ihr genauso fehlte wie sie mir.
Hans schlug mit mir ein. "Sie macht gute Fortschritte! Du kommst genau richtig. Kannst du sie abfangen, wenn sie den Absprung übt, so wie vor den Wettkämpfen? Dann kann ich mir das nämlich besser anschauen.", fragte er und ich zog meine Jacke aus und begab mich in Position.
"Na klar", grinste ich.  Nichts lieber als ihr nah zu sein, dachte ich.

Nach einigen Anläufen entließ Hans uns. Mila brauchte nicht einmal mehr ihre Krücken und Hans erklärte,  dass sie bald wieder springen könnte. Ich erinnerte mich noch, wie ich sie mit blutendem Gips in die Notaufnahme gefahren hatte. Als wir das Gebäude verließen, sah ich gerade wie jemand vor meinem Auto stand und hörte, wie der Abschleppdienst gerufen wurde.
"Komm mit!", rief ich und schnappte Milas Hand. Zügig lief ich zu der Frau und entschuldigte mich, während Mila lachend auf dem Beifahrersitz verschwand.

"Typisch Wellinger.", lachte sie und ich verdrehte die Augen.
"Lust auf Eis?", fragte ich und Mila nickte "Auf deinen Nacken", zwinkerte sie und ich grinste "Selbstverständlich."

Ein Seitenblick zu ihr verriet mir, dass sie immernoch von Alpträumen geplagt wurde und ich hatte keine Ahnung,  was ich tun sollte außer sie abzulenken. Wir holten uns ein Eis und liefen durch den Stadtpark, als ich versuchte Worte in meinem Kopf zu ordnen.
"Hör zu, Mila...", begann ich.
"Ich will für dich da sein, okay? Egal, wie und wo. Egal, was wenn ich irgendwas tun kann, dann sag mir bescheid und ich tus", sprach ich und sie lächelte sanft " Ich weiß..."

"Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich würde alles dafür tun, damit du glücklich bist. Ich habe die ganze Zeit Angst gehabt, dass ich dich verliere. Ich habe mir gewünscht,  dass ich deine Schmerzen übernehmen kann, aber das funktioniert leider nicht. Aber für mich hat sich nichts verändert Emilia. Für mich bist du immernoch das größte Geschenk, was mir mein Leben je gebracht hat und ich liebe dich, wie am ersten Tag, wenn nicht sogar mehr.", gestand ich und Mila sah lange auf den Boden, ehe sie nickte.

"Ich weiß...", sagte sie wieder.
"Ich wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Ich wollte einfach nur wieder lebendig sein und fühlen, was ich fühle, wenn du mich berührst. Bitte verzeih mir den größten Fehler meines Lebens.", bat ich sie und Mila griff nach meiner Hand.

"Okay.", lächelte sie.
"Okay?", fragte ich zurück.
"Ja. Ich liebe dich Andi und jede Sekunde ohne dich ist schmerzhaft. Ich möchte dich in meiner Nähe haben und einfach, alles so werden lassen, wie es war. Wir hatten so eine gute Zeit, die sollte nicht vorbei sein, vorallem nicht, wenn beide das nicht wollen.", lächelte sie. Ich griff nach ihrer anderen Hand und grinste.

"Ich liebe dich.", sprach ich und ihr Lächeln wurde breiter als sie ihre Stirn gegen meine lehnte.
"Und ich liebe dich.", sagte sie ehe ihre Lippen meine trafen. Endlich hatte ich mein Mädchen wieder. Ich konnte und wollte gar nicht aufhören sie zu küssen.

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt