Cuz you are hot and you are cold

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* Andreas *

Der Abschied von Mila fiel mir unglaublich schwer, denn nach gestern Abend hatte sie komplett abgeblockt. Nach jedem Zusammenbruch, schien sie sich von mir zu distanzieren. Mir war klar, dass sie sonderlich selten sooche Gefühlsausbrüche zuließ, doch nur durch diese erlangte ich einen Einblick, denn so konnte sie nicht mehr ausweichen und überspielen, wie es ihr ging. Immer, wenn das passierte schien so unglaublich zerbrechlich, dass ich Angst hatte sie würde noch in meinem Armen zerfallen. Sie fühlte sich schwach, doch das war sie nicht. Ganz im Gegenteil, sie war unglaublich stark und kämpfte für das, was ihr wichtig war. Nur kämpfte sie momentan gegen ihren Körper und das war der falsche Gegner. Es war nur eine Frage der Zeit ehe ihr Körper aufgeben würde und sie somit k.o. schlug. Ich hatte wirklich Angst um sie, denn weder Katha Althaus noch Richies Schwester würden so auf sie achten wie ich. Sie wussten ja schließlich nicht das, was ich wusste. Ich hatte mir angewöhnt auf die Kleinigkeiten von meiner besten Freundin zu achten, denn nur durch diese verriet sie sich von Zeit zu Zeit selbst. Ich wusste auch, dass sich an ihrem Zustand nichts ändern würde, wenn sie nicht endlich selbst etwas unternahm.  freiwillig würde Mila niemals zum Arzt gehen oder zugeben, dass es ihr schlecht ging.

Ich trug also ihre Koffer zum Taxi, denn Mila würde einen anderen Flieger nehmen als der Rest ihres Teams, da sie so der Aufmerksamkeit am Flughafen aus dem Weg ging. Am liebsten hätte ich sie zum Flughafen begleitet, doch ich musste pünktlich zum Traning da sein, sonst würde mir Werner wohl den Kopf abreißen. Außerdem waren die Anspielungen bezüglich Mila meiner Teamkollegen nervig, denn sogar Werner begann nun mit solchen Sprüchen.

Das Lächeln in Milas Gesicht verriet mir, dass heute ein guter Tag für sie war. Es war ungezwungen und nicht verkrampft, eher wirkte es erleichtert und echt. Manchmal wünschte ich mir wirklich in ihren Kopf schauen zu können, doch leider war mir das unmöglich. Allerdings würde es sicher vieles erleichtern, denn oftmals wurde man einfach nicht schlau aus diesem Mädchen.

"Na dann, Wellinger." Lachte sie und ich zog sie in meine Arme. Ich hoffte wirklich, dass sie endlich eine Untersuchung zulassen würde oder wenigstens darüber sprach. Ich sah immer nur, dass sie litt, aber was genau sie bedrückte wusste ich selten. Es wäre vielleicht beruhigend etwas Geiwissheit zu haben und zu wissen worauf man achten musste. Es wäre auch nicht schlecht, wenn sie das nicht alles mit sich selbst ausmachen würde. Dennoch sollte ich mir jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen und die letzten Minuten mit Mila genießen.

"Pass auf dich auf." Flüsterte ich als Mila sich von mir löste und es fiel mir wirklich unglaublich schwer zu wissen, dass ich sie nun gehen lassen musste. Ich hatte wirklich Angst, dass sie im Verlauf der Trainings irgendwie stürzen würde. Es brauchte nur einen solcher Ausbruch an der Schanze und es konnte passieren. Ich wollte nicht daran denken, aber es war das große Risiko, was sie in Kauf nahm. Und irgendwie war ich beruhigter, wenn ich sie wohlauf in meiner Nähe wusste.
"Und schreib mir, wenn du angekommen bist." Fügte ich noch hinzu, denn ich wollte sichergehen, dass es ihr gut ging.

Sie sah zu mir hinauf und lächelte mich so zuckersüß an, dass ich glaubte mein Herz würde mir aus der Brust springen. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper und ich bemerkte wie meine Hände feucht wurden. Sie trug heute eine blaue Bluse mit weißen Herzchen, welche sie in ihre schwarze Hose gesteckt hatte, was ihr noch mehr Farbe in das Gesicht brachte. Heute sah sie unglaublich fit aus, so wie ich sie kennengelernt hatte. Als hätte sie ihren Glanz wieder gefunden, denn sie mit jedem Zusammenbruch mehr und mehr verlor. Ihr Lächeln verzauberte mich erneut und ehe ich mich selbst stoppen konnte überbrückte ich den kleinen Abstand zwischen uns und drückte meine Lippen an ihre. Ohne an irgendwelche Konsequenzen zu denken ließ ich ich meinen Gefühlen freien Lauf und erschrak als Mila diesen Kuss für den Bruchteil einer Sekunde  erwiderte. In diesem kurzen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben und ich konnte meinen Herzschlag spüren. Mir wurde heiß und kalt zugleich und es fühlte sich an wie Flugzeuge im Bauch. Jeder Gedanke verflog aus meinem Kopf, denn dieser war mit einem Mal wie leer gefegt. Ich war komplett im Hier und Jetzt, denn in diesem Moment wurde mir noch einmal klar, wie sehr ich dieses Mädchen liebte.

Und dann war es vorbei, denn Mila löste sich. Sie blickte mich sichtlich durch den Wind an und schüttelte stürmisch den Kopf.
"Das geht so nicht." Stöhnte sie eher zu sich selbst als an mich gewandt und stürmte hastig in das Taxi. So ließ sie mich stehen und drehte sich nicht mehr um. In diesem Moment wusste ich wirklich nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Was war das gerade?

Ich griff mir mit beiden an den Kopf und seufzte, denn nun hatte ich es endgültig verkackt. Niemals hätte ich mich von meinen Gefühlen steuern sollen. Es war ein riesiger Fehler gewesen, auch wenn es sich so unglaublich gut angefühlt hatte.
"Fuck, Fuck, Fuck!" Rief ich und trat gegen eine auf dem Weg liegende Dose.

Noch immer spürte ich das Kribbeln auf meinen Lippen und biss mir auf diese. Ich konnte Milas Reaktion in keinster Weise einschätzen. Natürlich sollte ich nach ihrem Abgang keinerlei Hoffnungen haben, doch idiotischerweise hatte ich ich diese trotzdem, denn Mila hatte den Kuss erwidert.

Seufzend begab ich mich zurück in das Hotel und als ich mein Zimmer betrat, saßen meine Kollegen an dem Tisch und spielten Karten. Sie sahen mich erwartungsvoll an, nachdem ich die Tür etwas zu laut ins Schloss fallen ließ.
"Was?" Fragte ich genervt und sie lachten.
"Was hat dich denn gebissen?" Fragte Markus und ich seufzte
"Hast du dich mit Mila gestritten?" Fragte Stephan etwas ernsthafter und ich zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung." Seufzte ich und wusste, daas sie sich sicher nicht so schnell bei mir melden würde.

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Da daaaam. Eigentlich war das bisschen anders geplant, aber here you go. Jetzt könnt ihr euch vllt denken, warum ich nach einer Zeitüberbrückung gefragt habe und warum die beiden sich wohl eher nicht besuchen werden, was? :)
Einblick in Milas Sicht bekommt ihr im nächsten Kapitel hehe.

Woah voll traurig, dass Stjernen aufhört, aber schön,dass er es soo schön beenden kann. Unsere adler haben ja leider bisschen pech momentan. Mir hat Domen heute gefehlt haha

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt