* Andreas *
Dieser Ausbruch war allerdings auch der einzige, den Emilia in nächster Zeit zeigte. Leonard kam zeitgleich mit Andreas Bauer, dem Trainer der Damenmannnschaft, in das Zimmer. Sein Gesicht wirkte angespannt, während er Andreas beobachtete und in seinem Ausdruck nach Antworten zu suchen schien. Natürlich wollte der Trainer erstmal mit Mila alleine reden, weshalb wir uns vorerst zurückzogen. Also beschlossen wir einen Automatenkaffee trinken zu gehen um ein wenig Abstand zu erreichen.
"Wie geht es dir?", fragte ich an Leon gewandt und er zuckte mit den Schultern während er an seinem Becher nippte.
"Ich bin froh, dass es ihr halbwegs gut geht.", seufzte er ehrlich und ich nickte als er mich kurz ansah.
"Mila macht immer einen auf cool, aber sie ist garnicht so cool, weißt du?"
Wieder nickte ich, denn ich wusste ganz genau was er meinte. Schließlich kannte ich es von Richard und auch von mir selbst. So ein Sturz riss einem Sportler den Boden unter den Füßen weg. Wir hatten alle versucht unser inneres Chaos zu überspielen, doch das war garnicht so leicht. Es war nicht schwer jemanden anzusehen, dass ein Damm gebrochen war und alles durcheinander lief.Ich wusste nicht wann dieser Entschluss kam, aber eigentlich war mir von Beginn an klar, dass ich Emilia unterstützen würde. Mir war klar, wie wichtig es war, sie genau jetzt aufzubauen. Es war mir noch immer unverständlich, wie schnell der Grundbaustein für eine Freundschaft gelegt worden war. Wie oft kam es vor, dass man jemanden traf, der auf Anhieb Symphatie ausstrahlte und einen erreichte?
"Ihr versteht euch gut, oder?", fragte er und fügte gleich hinzu "Also ich weiß nicht, Mila kommt bei den meisten Menschen gut an, weil sie einfach unglaublich offen ist."
Ich lachte und nickte "Ja, sie ist ziemlich nett." Andreas Bauer trat aus dem Zimmer als wir gerade vor diesem ankamen und nickte uns kurz zu, da er noch ein Gespräch mit den behandelnden Ärzten hatte.Also betraten wir erneut das weiß leuchtende Krankenzimmer, in dem Mila an die Decke starrte. Ihre Augen waren glasig und ich erinnerte mich noch genau an mein Gespräch mit Werner nach meinem Sturz. Es war schwer darüber zu sprechen, schließlich war klar, dass eine Pause nötig war. Ich wusste genau, wie sauer ich gewesen war, denn irgendwo zerbrach eine Welt. Man musste sich alles erneut erkämpfen, alles wofür man Jahre trainiert hatte, war in einem Moment verloren.
"Was hat er gesagt?", fragte Leonard vorsichtig, doch Mila schüttelte den Kopf und schloss einen Augenblick die Augen. Dann lächelte sie uns überzeugt an "Nichts besonderes.", sagte sie dann."Ich bin echt müde, also..." begann sie und bat uns zu gehen. Also verließen wir das Zimmer. Leonard hatte noch eine Teambesprechung, während ich zurück zu Emilia ging. Zwar war ich schon fast beim Hauptausgang, aber ich wollte sie nicht alleine lassen. Zumindest nicht in ihrer momentanen Fassung. Also drehte ich mich erneut um, kaufte eine Tafel Rittersport vom Automaten und klopfte erneut an die Tür des Zimmers 67. Als ich das Zimmer betrat wischte sie sich über das Gesicht und lächelte gezwungen.
"Hast du was vergessen?", fragte sie zittrig und ich nickte.
"Dein Lächeln!", sprach ich ironisch und ihre Mundwinkel zuckten.
"Ach ne, Wellinger wird mal wieder zum Schleimer, was?", fragte sie mit müdem Klang.
"Vielleicht. ", zwinkerte ich und sie seufzte. "Sag mal, könntest du eventuell das Fenster aufmachen. Hier riecht's so widerlich nach Krankenhaus. ", sofort stand ich auf um das Fenster zu öffnen.
"Danke.", sagte sie sofort mit einem gequälten Grinsen.
"Solltest du nicht langsam zurück? Du hast doch bestimmt eine Menge zu tun.", sprach sie und ich schüttelte den Kopf.
"Du weißt doch, der Olympiasieger muss sich konzentrieren.", lachte ich und dachte an die ganzen Interviews die morgen vor mir standen.
Ich warf ihr zur Abwechslung die Schokolade zu und sie lächelte schwach."Damit ich wenigstens irgendeinen Sport mache?", fragte sie mit einem Hauch von Ironie.
"So war es eigentlich nicht gemeint.", lachte ich erleichtert über ihren zurückerlangten Humor.
"Dann willst du also, dass ich mir in der nächsten Zeit so viel Fett anfuttere, dass ich keine Konkurrenz mehr für dich bin?", fragte sie erschöpft aber provozierend.
Ich tat so als würde ich darüber nachdenken und entlockte ihr ein kleines und leises Lachen.Eine gestresste Schwester trat ein um die Werte zu überprüfen und nach Schmerzen zu fragen. Emilia erklärte ihr dann, dass ihr Arm unglaublich schmerzen würde, sodass die Dame ihr eine Tablette dagegen gab.
"Als würde jemand mit dem Hammer drauf klopfen. Fühlt sich richtig ekelhaft an.", erklärte sie mir dann.
"Hast du sonst noch Schmerzen?", wollte ich wissen und sie antwortete lediglich mit einem "Die lassen sich aushalten. Und ich denke, langsam solltest auch du das Krankenhaus verlassen.", lachte sie künstlich.
"Willst du mich loswerden?", fragte ich und Mila zog die Augenbrauen hoch.
"Natürlich nicht, ich will nur nicht schuld daran sein, dass du dein Abendessen und deinen Schlaf verpasst.", antwortete sie.
"Und wie Markus gerade geschrieben hat, habt ihr in einer Stunde eine Teambesprechung!", fuhr sie fort und ich griff mir gegen den Kopf, denn das hatte ich tatsächlich in der Eifer des Gefechts vergessen.
"Na los jetzt!", hetzte sie und ich seufzte und stand auf.
"Na dann bis morgen.", verabschiedete ich mich und winkte ihr, was sie mit einem kurzen Lächeln erwiderte.
"Tschüß.", hörte ich ihre Stimme noch bevor ich aus der Tür trat.Markus wartete bereits auf mich und drängte mich in den kleinen Raum, in dem die Besprechung stattfand, welche sich schrecklich lange zog. Als diese beendet war, schrieb ich Emilia eine Whatsapp, da ich kein Interesse an einem Pokerspiel hatte.
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Fliege zu den Sternen. • {Andreas Wellinger}
FanfictionOlympia in Korea, das Dorf war voll. Auch die Springerinnen hatten einen dieses Mal einen Platz im Hotel. Einige Gesichter waren Andreas bereits bekannt, andere eher weniger. Als sie zusammen den ersten Sieg feierten, lernte er Emilia kennen, welche...