3 Minuten

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* Emilia *

Natürlich war Tom nicht nur mein Yogalehrer. Viel mehr trainierte ich mit ihm meine Atmung, da ich nicht selten keine Luft mehr bekam. Und es machte mir fürchterliche Angst.

Es wurde jeden Tag schwerer all das vor Andi geheim zu halten. Er schenkte mir sein gesamtes Vertrauen und ich belog ihn von vorne nach hinten. Dabei kümmerte er sich so rührend um mich. Und mit jedem Tag wuchs mein schlechtes Gewissen.
Morgen würden wir zusammen nach Engelberg fahren, da wir beide dort einen Wettkampf und ein gemeinsames Springen hatten. Andi war zwar nicht im Teamspringen aufgestellt, aber er vertuschte seine Enttäuschung sehr.

Es war mittlerweile Mittag und ich lag noch immer im Bett. Jede Bewegung schmerzte wie Nadelstiche und mir war unglaublich übel. Sobald ich den Kopf hob, verschwamm meine Sicht und ich hatte das Bedürfnis mich zu übergeben. Heute war eindeutig ein schlechter Tag. Es wunderte mich nicht als Andi plötzlich in meinem Zimmer stand, obwohl ich seine Ankunft nicht gehört hatte.

Nur ein Blick auf mich und das Lächeln entfloh aus seinem Gesicht. Ein Schatten umhüllte dieses und sofort saß er an meiner Bettkante und strich mir über das Haar. Wissend legte er seine Hand auf meine Stirn und schüttelte besorgt den Kopf.
"Ich mache dir eine Wärmflasche und einen Tee zurecht. Magst du etwas essen?" Fragte er nachdem er mir einen Kuss auf Stirn gedrückt hatte und ich schüttelte den Kopf. Es war zuckersüß, welche Mühe er sich machte, wenn ich unter dem Leid des Daseins als Mädchen stand. Er hatte es sich zu Gewohnheit gemacht, in dieser Zeit zu meiner persönlichen Krankenschwester zu mutieren. Und er machte seinen Job ausgezeichnet.

"Ich habe dir wenigstens eine Tomatensuppe aus der Tüte gemacht." Lachte er verlegen als er den raum erneut betrat und stellte das Tablett neben sich ab. Er ließ nicht locker, bis ich seine Suppe und den Tee in meinen Magen gebracht hatte. Vermutlich würde seine Fürsorge allein schon helfen, wenn meine Tage wirklich mein Problem wären. Er zog sich sein Shirt aus und legte sich zu mir, wo er mich sogleich in seine Arme zog und mir sanft  darüber strich.

"Du musst nicht hierbleiben." Seufzte ich schuldig und konnte sein Lächelnan seiner Stimme hören.
"Mit dir bleibe ich liebend gern den ganzen Tag im Bett." Schmunzelte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Doch leider änderte seine Vollkommenheit nichts an meinem Zustand. Ich wünschte ich hätte wirklich nur meine beschissene Periode.

"Veesuch ein bisschen zu schlafen." Flüsterte er und drückte mich noch enger an sich. Es war unglaublich, was er für einen einfluss auf mich hatte, denn tatsächlich konnte ich trotz der unermüdlichen Schmerzen etwas Schlaf finden. Als ich aufwachte spürte ich sofort Andreas' fürsorglichen Blick auf mir. Er hatte sich kein Stück bewegt und musterte mich aufmerksam.
"Geht's dir besser Dornröschen?" Fragte er und sein rechter Mundwinkel hob sich frech in die Höhe. Ich nickte noch immer erschöpft und lehnte meine Stirn an seine. Seine Hand griff an meine Wange und er strich sanft darüber.

"Weißt du, wie süß du im Schlaf aussiehst?" lächelte er sanft und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Du bist unmöglich." Kicherte ich und richtete mich auf. Für einen Moment verschwanden alle Konturen, alles wurde zu grau und mein Magen überschlug sich, aber nach einigem Blinzeln wurde mein Sichtfeld wiedee klarer. Natürlich hatte ich mich erneut hinter Müdigkeit versteckt.

"Ich weiß, dass du heute nicht vor hast, die Wohnung zu verlassen. Hast du Hunger? Soll ich was bestellen? Oder soll ich was besorgen?" Fragte er und ich konnte nur lächeln. Gleichzeitig schlich sich mein schlechte Gewissen in meinen Kopf, doch ich versuchte dieses zu ignorieren.
"Danke." sprach ich aus und für einen Moment huschte Überraschung über sein Gesicht, ehe er sich ebenfalls aufrichtete und seine Arme um mich legte um mich näher an sich zu ziehen.
"Dafür bin ich da. Und das werde ich immer. Das verspreche ich dir." Flüsterte er an mein Ohr ehe er mir einen Kuss auf den Scheitel drückte. Dann stand er auf und reichte mir die Hand, an der ich mich zum Glück orientieren konnte.

"Also, auf was hast du Appetit?" Lächelte er und griff nach meiner anderen Hand. Eigentlich lief alles perfekt, Andi war perfekt. Abgesehen von dem Lügenberg, welchenich zeischen uns gebaut hatte. Ich hätte von Anfang an ehrlich sein sollen, aber ich wollte nicht, dass Andreas sich nicht auf sich selbst fokussieren konnte. Er sollte sich keine Sorgen um mich machen.
"Mila?" Riss er mich aus meinen Gedanken und ich nickte.

"Ich..."  ein starker Schmerz an meiner Brust ließ mich zusammenfahren. Am liebsten wäre ich auf den Boden gesunken, aber ich musste die Fassade aufrecht erhalten.
"Du suchst aus und ich geh pinkeln.' Zwinkerte ich deshalb und eilte in das Bad. Sobald ich die Tür geschlossen hatte lehnte ich mich gegen diese und ließ mich fallen. Von Tag zu Tag wurde es schlimmer, ich bekam kaum noch Luft. Gedanklich wandte ich all das an, was Tom mir erklärt hatte und konnte mich etwas beruhigen. Mein Kopf hämmerte so sehr, dass ich glaubte jemand würde von innen dagegen schlagen. Mir war so übel, dass ich mich zusammennehmen musste um mich nicht zu übergeben. Mit jedem Atemzug schienen sich die Schmerzen zu verstärken als würden sich meine Lungen zusammenziehen. Ich bohrte meine Fingernägel in meine Handfläche um nicht den Verstand zu verlieren. Um die Kontrolle zu haben. Es fühlte sich so an, als würde mir jemand die Kehle zuschnüren. Ich bekam kaum noch Luft. Drei Minuten. 180 Sekunden. Und dann war alles wieder vorbei.

Und das war erst der Anfang.

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Freut euch auf das nächste Kapitel muahahaha

Fliege zu den Sternen.  • {Andreas Wellinger}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt